Jakob Boßhart Zitate über seele
7. August, 1862 – 18. Februar, 1924
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An meinen Hund
Öffnest deine warmen braunen
Sonnenaugen auf das meine,
Suchst darin mit Kinderstaunen,
Wie ich's heute mit dir meine.
Ob den Stock zum Wurf ich schwenke,
Daß du flinken Sprungs ihn bringest,
Ob du bettelnd mich bezwingest,
Daß ich dir den Zucker schenke.
Ob die Hand ich zu dir neige,
Und die Schelmenohren kraue,
Ob ich nach dem Schatten steige
Oder hin zur Sonnenaue.
Gläubig hoffst du, daß ich wähle,
Was für dich am besten taugt,
Heilig strahlt's aus deiner Seele
Durch ein...
Jakob Boßhart
Einsamkeit
Könnt' ich nur ein einzig Mal
mich in einen andern gießen,
Aus der Seele meiner Wahl
Neu die alte Welt genießen.
Doch ich sitz' in Kerkerhaft,
Kann die Riegel nimmer heben
Und muß mit gebundner Kraft
Einsam mein Gespinst verweben.
Fremd wie ich, wie ich allein
Glühen alle Lebensfunken.
Wird ein Finden möglich sein,
Wenn wir in das All versunken?
Jakob Boßhart
Nacht
Das Tal ist ertrunken in Nacht,
Die taglang Mühsal vollbracht.
Nur des Bergbachs Schwellen und Dämpfen
Mahnt an das zeitlose Ringen und Kämpfen
Der Lebensschlacht.
Ein einziger bebender Schimmer durchbricht
Das Dunkel. Ist es ein Totenlicht?
Ist es ein Grüßen der Erde hinauf
Zu den Geschwistern im Sternenlauf?
Oder ein Hoffen des Ewig-Blinden,
Oben erlösende Wahrheit zu finden?
Rings um die Seele ist Nacht,
Drin ist ein Funken entfacht,
Möchte die Finsternis siegreich zerstreuen,
Über...
Jakob Boßhart
Der Bäume Wintertraum
Frieren und zittern die Bäume
Starrend im Winterrock,
Webt ihre Seele Träume
Unten im Wurzelstock.
Spinnt und webt in der langen
Dämmernden Winterzeit
sich aus Farben und Prangen
Bräutlich ein Frühlingskleid.
Steigt zu des Lenzes Festen
Heimlich im Stamm empor:
Wunderbar schiebt aus den Ästen
Traumhaft, ihr Kleid sich hervor.
Legt, was in Nacht sie gewoben,
Strahlend und froh an den Tag!
Jubelt die Sonne nicht oben,
Unten der Waldfinken Schlag?
Jakob Boßhart
Clavadel – Bergwinter
Sonnengold ins Blau erhoben,
Bergesspitzen eitel Glanz,
Unten, traumhaft hingewoben,
Schneebestreut ein Tannenkranz.
In dem Bach, des Sommers Schäume
Still geworden, starr und klar,
Drüber schwanke Weidenbäume,
Weiß im Reif und wunderbar.
Hütten waten, halb versunken,
Braun gebrannt ins weiße Land,
Sprühn, vom Lichte vollgetrunken,
Aus den Scheiben Feuerbrand.
Stille rings, nur wenn vom Dache
Jäh ein Eiszahn niederfällt,
Horcht, erschrocken von dem Krache,
Wundernd auf...
Jakob Boßhart
Begeisterung
Eine Fichte ragt im Garten
Träumerisch am alten Tor;
In der Äste Dunkel rankt sich
Heimlich wilder Wein empor.
Keinem Auge ist er sichtbar,
Kleidet ihn des Sommers Grün:
In der Herbstluft fängt die Fichte
An wie Moses' Busch zu glühn.
Aus den Ästen hoch zum Wipfel
Eine Purpurflamme schlägt,
Eine helle Freudenfackel.
Brennt die Krone windbewegt.
So loht aus der Seele Dunkel,
Wenn die rechte Stunde kam,
Keiner weiß, von wem entzündet,
Die Begeisterung wundersam.
Jakob Boßhart
Herbststille
Lautlos schwebt das Wolkendach im Äther.
Ist der Herbstwind schon zur Ruh' gegangen?
Kein Gewild lauscht und kein Nachtanbeter
In den Schatten, die von Bäumen hangen.
Wachte außer mir noch eine Seele,
Ihre stillste Regung würd' ich hören.
Flög' ein Lichtstrahl nieder, ohne Fehle
Würd' im Dorf sein Schwung die Ruhe stören.
Da, ein Schlag! ein zweiter, ihm verbündet,
Mit den Händen mein' ich sie zu greifen.
Birnen fallen und ihr Schlag verkündet,
Daß die Früchte in der Stille reifen.
Jakob Boßhart
Reichtum
Und alles ist mein, was mein Auge umfaßt,
Es geht mir nicht wieder verloren.
Ein andrer breche die Früchte vom Ast
Und schneid', was die Felder geboren!
Er stopfe die Scheune, er fülle die Truh'
Mit nimmer ermattenden Händen:
ich greife mit meiner Seele zu
Und hoffe im Reichtum zu enden.
Jakob Boßhart