Psyche
Die arme Waise,
Sie seufzt und bebt;
Aus dem Gehäuse
Ihr Fittig strebt.
Nach jedem Sterne
Streckt sie die Hand;
Dort glänzt – ach Ferne!
Ihr Vaterland.
Umsonst nach Klarheit
Sehnt sich ihr Blick,
Nach Lieb' und Wahrheit
Ihr Geist zurück.
Mit bunten Schranken
Hemmt Sinnentrug
Ihr der Gedanken
Äther'schen Flug.
Sie schlägt die Flügel
Am Käfig wund;
Ihr macht kein Spiegel
Ihr Wesen kund.
Die arme Waise
Sie ringt und strebt
Aus dem Gehäuse
Und seufzt und bebt.
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Abgesehen von der Profitlüge
Die kurzen Beine der Lüge sind
Auch nur etwas Relatives.
Ein Segler kreuzend gegen Wind
Ist immer etwas Schiefes.
Ob sie aus Anstand, aus Mitleid gibt,
Sich hinter der Kunst will schützen,
Wenn sie nicht innerst sich selber liebt,
Wird Lüge niemandem nützen.
Es gibt eine Lüge politisch und kühn,
Und die ist auch noch zu rügen.
Ich meine: Wir sollten uns alle bemühn,
Möglichst wenig zu lügen.
Joachim Ringelnatz