Aktuelle Zitate
Sanfter Trost. Einer Freundin.
Geschieden ist die Sonne,
Kein Blümlein mehr mag blüh'n,
Und nur des Epheus Blätter
Schmückt noch ein sanftes Grün.
Und freudig uns're Seele
Darauf die Hoffnung baut,
Daß es nach ödem Winter
Den Frühling wieder schaut. –
So wird der bangen Seele
Die tiefer Schmerz erfüllt,
Im Lebensgrün der Hoffnung
Ein neuer Trost enthüllt.
Ein Frühling lacht ihr wieder,
Und Blumen pflückt die Hand,
Fällt manche Wehmuthsthräne
Auch auf des Kelches Rand.
Und wie der Epheu...
Luise Büchner
Entfremdung. – Je mehr der Mensch die Welt nach seinem Bild und Bedürfnis umgestaltet, um so fremder kommt sie ihm vor. Im Mittelalter war man dem Rhythmus des Wetters und der Jahreszeiten, dem Chaos von Kriegen, Krankheiten und Katastrophen noch stärker ausgesetzt. Aber die Menschen vermuteten hinter dem vordergründigen Durcheinander eine ewige Ordnung. Heute ist es umgekehrt: Hinter der vordergründigen Ordnung lauert die ewige Fremde.
Rainer Kohlmayer
Heilige Nacht
Geboren ward zu Bethlehem
ein Kindlein aus dem Stamme Sem.
Und ist es auch schon lange her,
seit's in der Krippe lag,
so freun sich doch die Menschen sehr
bis auf den heutigen Tag.
Minister und Agrarier
Bourgeois und Proletarier –
es feiert jeder Arier
zu gleicher Zeit und überall
die Christgeburt im Rindviehstall.
(Das Volk allein, dem es geschah,
das feiert lieber Chanukka.)
Erich Mühsam