Man kann die allgemeine geistige Verflachung so recht bemerken an unserem Briefwechsel. Ob eine Zeit wirklich kultiviert gewesen ist, erkennt man doch nicht daran, wie schnell man sich etwas mitteilen konnte, sondern ob das, was man sich mitteilte, etwas Gescheites war. Unsere Briefe aber sind infolge der Schnelligkeit des Verkehrs und des billigen Portos so furchtbar inhaltslos geworden, daß man geistreiche Briefe wie in früheren Kulturperioden, gar nicht mehr findet.
Georg Friedrich TreitschkeAktuelle Zitate
In jeder gemeinen Kunst, in jedem Handwerk wagt außer den Kunstverwandten niemand ein Werk zu meistern und zu kritisieren. Aber in der Weltweisheit, in der Sittenlehre, in der Politik ist jedes Menschen Gesicht dreist genug, das Richteramt zu übernehmen. Jeder Tor mustert Systeme, beurteilt sittliche Handlungen und tadelt Regierungsformen.
Dorothea von Schlegel geb. Mendelssohn
Sommer
Ihr singt von schönen Frühlingstagen,
Von Blütenduft und Sonnenschein,
Ich will nichts nach dem Frühling fragen,
Nein Sommer, Sommer muß es sein.
Wo alles drängt und sich bereitet
Auf einen goldnen Erntetag,
Wo jede Frucht sich schwellt und weitet
Und schenkt, was Süßes in ihr lag.
Auch ich bin eine herbe, harte,
Bin eine Frucht, die langsam reift.
O Glut des Sommers, komm! Ich warte,
Daß mich dein heißer Atem streift.
Gustav Falke