Herzenssünden
Ich sprach zur Taube: Flieg' und bring im Schnabel
Das Kraut mir heim, das Liebesmacht verleiht;
Am Ganges blüht's, im alten Land der Fabel.
Die Taube sprach: Es ist zu weit.
Ich sprach zum Adler: Spanne dein Gefieder,
Und für das Herz das kalt sich mir entzog,
Hol einen Funken mir vom Himmel nieder,
Der Adler sprach: Es ist zu hoch.
Da sprach zum Geier ich: Reiß aus dem Herzen
Den Namen mir, der drin gegraben steht,
Vergessen will ich lernen und verschmerzen.
Der Geier sprach: Es ist zu spät.
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Aktuelle Zitate
Nur wer die Zuflucht sucht bei Buddha, bei der Lehre
Und bei der Jüngerschaft, die Wahrheit schaut, die hehre,
Vom Leiden, wie's entsteht und wie das Leiden schwindet,
Und vom achtfachen Weg, wie man es überwindet,
Der hat die beste Zuflucht, höchste Sicherheit,
Denn so wird er gewiß von allem Leid befreit.
(190., 191. und 192. Vers)
Dhammapada
Mondendinge
Dinge gehen vor im Mond,
die das Kalb selbst nicht gewohnt.
Tulemond und Mondamin
liegen heulend auf den Knien.
Heulend fletschen sie die Zähne
auf der schwefligen Hyäne.
Aus den Kratern aber steigt
Schweigen, das sie überschweigt.
Dinge gehen vor im Mond,
die das Kalb selbst nicht gewohnt.
Tulemond und Mondamin
liegen heulend auf den Knien…
Christian Morgenstern
Abend in den Gassen
an den Wänden
reiben sich Schatten
und der sanfte Glanz
des Alters
liegt weich auf den Steinen
in die engen Gassen
fällt golden
das letzte Abendlicht
streift die Schatten
von den Wänden
dann verwischen sich
die Gassen
sanfter jetzt und steil
und langsam steigt
am trüben Abendhimmel auf
ein träger Mond
Anke Maggauer-Kirsche