Zitate
Allzu viele sind bereit, die geringe Halbwertszeit eines kaiserlichen Gedankens als Folge übergroßer Höflichkeit zu entschuldigen. "Er will halt immer eine konkrete, keine diplomatische Anwort geben", sagt Jörg Wontorra, Beckenbauers Golf- und TV-Gesprächspartner. Außerdem könne er sich bei seinem schnellen Ansichtenwechsel ja auf prominente Vorbilder berufen. Hat nicht sogar Adenauer heute hü und morgen hott gesagt?
DIE ZEIT
Ist Franz Beckenbauer also auch als zweiter Mann im DFB in Wahrheit der mächtigste Mann im deutschen Fußball? Seine Kolumne, von BILD-Redakteuren geschrieben und ihm selbst korrigiert, nennt ein Kenner medialer Mechanismen eine "für alle brandgefährliche päpstliche Enzyklika". Dabei haben die Texte etwa so viel kritisches Potenzial wie ein Spielbericht von Heribert Faßbender. "Die Medien wollen Beckenbauer Macht zuschustern", vermutet Willi Lemke. "Er steht auf vielen 'pay rolls" - das will...
DIE ZEIT
Der bayerische Tonfall läßt diese Rülpser der Volksseele als Naturereignis erscheinen. Und so ist Franz Beckenbauer der einzige Amtsinhaber und Multifunktionär der Bundesrepublik, der verzapfen kann, was er will, ohne ernsthaft kritisiert oder zur Verantwortung gezogen zu werden. Denn wer wollte einer Schlammlawine vorwerfen, daß sie sich ihren Weg sucht?
DIE ZEIT
Sei 21. 6. 1986 verfolgt uns der Mann aus München-Giesing. Als Teamchef (einen richtigen Trainerschein hat er nie gemacht). Im Fernsehen, wo er sinnfreie Plauderstunden bereits salonfähig machte, als auf Zlatkos Brust noch kein Haar gesprossen war. Auf den Tribünen der Stadien dieser Welt, wo er dekorativ herumsitzt wie der Reklameonkel, der unserer Oma eine von den roten Bayern-München-Heizdecken andrehen will.
DIE ZEIT