Zitate
"Er könnte sogar das einzige PDS-Direktmandat in Bayern gewinnen." Oder, wie ein anderes Bonmot sagt, auch Kanzler oder Papst werden. Nur die Reihenfolge müsse er noch festlegen. Das ist mindestens so unheimlich witzig - weil es die Sehnsucht nicht nur der Fußballfans nach der Auflösung des Politischen im Reich der Anekdote zeigt. Und die Bereitwilligkeit des Landes, einem Charmeur der Macht alles durchgehen zu lassen.
DIE ZEIT
Der Heilige von Giesing: kein verbissener Ehrgeizling, bloß ein Glückskind. Ein Multimillionär jenseits der Neidgrenze. Beckenbauer erweckt den Eindruck, als habe er an diesem Image nie aktiv gearbeitet. Er schien immer wunschlos glücklich - und wurde zur perfekten Projektionsfläche für die biederen Wünsche eines Volkes, das immer wieder im Fußball sich selbst ideal verkörpert sehen möchte. Jeder bekommt den Kaiser, den er verdient, oder: Alle Macht dem Tölpel.
DIE ZEIT
Im Konglomerat der Macht ist Franz Beckenbauer die einzige schillernde Figur, der "human factor", ein Zwitter zwischen Pausenclown und Volkstribun. Mächtig, weil alle ihn brauchen, denn allein in seiner Nonchalance lebt die Illusion vom unschuldigen Sport weiter. Ohnmächtig, weil er nicht ist ohne die Ausputzer im Hintergrund.
DIE ZEIT
Ist Franz Beckenbauer also auch als zweiter Mann im DFB in Wahrheit der mächtigste Mann im deutschen Fußball? Seine Kolumne, von BILD-Redakteuren geschrieben und ihm selbst korrigiert, nennt ein Kenner medialer Mechanismen eine "für alle brandgefährliche päpstliche Enzyklika". Dabei haben die Texte etwa so viel kritisches Potenzial wie ein Spielbericht von Heribert Faßbender. "Die Medien wollen Beckenbauer Macht zuschustern", vermutet Willi Lemke. "Er steht auf vielen 'pay rolls" - das will...
DIE ZEIT
Sei 21. 6. 1986 verfolgt uns der Mann aus München-Giesing. Als Teamchef (einen richtigen Trainerschein hat er nie gemacht). Im Fernsehen, wo er sinnfreie Plauderstunden bereits salonfähig machte, als auf Zlatkos Brust noch kein Haar gesprossen war. Auf den Tribünen der Stadien dieser Welt, wo er dekorativ herumsitzt wie der Reklameonkel, der unserer Oma eine von den roten Bayern-München-Heizdecken andrehen will.
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