Wenn ich tot sein werde, so tut mir die Liebe und kratzt nicht alles hervor, was ich je gesagt, geschrieben oder getan. Ißt man denn an einem Apfel auch alles mit: die Kerne, das Kerngehäuse, die Schale, den Stängel? Also lernt auch mich essen und schlingt mich nicht hinunter mit alledem, was nun zwar zu mir gehört, aber von dem ich selbst so wenig wissen will, wie ihr davon sollt wissen wollen. Laßt mein allzu vergängliches Teil ruhen und zerfallen: Dann erst liebt ihr mich wirklich, habt ihr mich wirklich verstanden.
Christian MorgensternÜber den Autor
- Beruf des Autors: Dichter
- Nationalität: deutscher
- Geboren: 6. Mai 1871
- Gestorben: 31. März 1914
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Nächte
Die Nächte sind an Glut so reich
Und doch so kühl wie kluge Fraun,
Die nicht dem ersten besten gleich
Ihr ganzes heißes Herz vertraun.
Doch wer sie kennt und liebeskühn
Zu Boden rang die stolze Scheu,
Dem geben sie sich selig hin,
Dem sind sie tief verschwiegen treu.
Die Sonne prunkt in frecher Pracht
Mit ihrer Buhlen lautem Schwarm,
Doch lieb und leise legt die Nacht
Um einen stillen Freund den Arm
Und küßt ihn wild und doch so weich
Und läßt ihn süße Wunder schaun,
Und öffnet ihm das...
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)