Das Gastmahl
Mir träumt, ich säß an einem langen Tisch
In meiner Heimat, oben unterm Nußbaum.
Vor meinen Augen wuchsen aus dem Anger
Traute Gestalten, reichten mir die Hand
Zum Gruß und setzten fröhlich sich zum Mahl.
Ich sprach: "Die Zahl ist voll, laßt uns beginnen."
Da kam verspätet eine schöne Frau.
Sie suchte, zählte und errötete.
"Ist hier für mich kein Plätzchen?" "Nein", verbot ich.
Da senkte sie die Stirn und lief geschwind
Dem Tisch entlang hinüber nach dem Nußbaum.
Dort, auf dem Acker kauernd, streute sie
Mit vollen Händen Erde auf ihr Haupt.
Und ich ging hin zu ihr und hob sie auf
Und küßt ihr weinend das entsühnte Haupt.
Über den Autor
- Beruf des Autors: Dichter
- Nationalität: schweizerischer
- Geboren: 24. April 1845
- Gestorben: 29. Dezember 1924
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Beim Weine
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Gebt den Becher, um gehörig
Nach dem Trinkgesetz zu mischen;
Daß ich trunken möge tanzen
Und, noch klug genug im Taumel,
Zu dem Barbiton ein Trinklied
Mir gewaltger Stimme singen.
Gebt mir des Homeros Leier,
Aber ohne blutge Saiten!
Basilius der Große