Die alte Geige
Es ruht meine alte Geige
In ihrer schwarzen Truh'
Und wimmert in den Nächten
Mir ihre Klage zu.
Und wenn die Glocken schwingen
Von ferne ins Gemach,
Ist mir, als müßt' ich singen
Den dunklen Seufzern nach.
»Ich ruhe tief und schweige
Für immer wie ein Grab,
Die ich so heiß gerungen
Und schön geklungen hab'.
Mein Meister! heiß mich reden
Von diesem langen Leid!
Jetzt weiß ich die schönsten Lieder
Auf Erden weit und breit!«
Schweig' still, du alte Geige!
Meinst, ich erfuhr es nicht,
Wie heiß aus Einsamkeiten
Der Strom der Wehmut bricht?
Laß uns zusammen singen,
Ich grollend, klagend du,
Bis uns die Saiten springen –
Uns hört ja niemand zu!
Aktuelle Zitate
Nur ein Teil, eine Schicht unseres Wesens ist sozial bestimmt. Der Mensch reicht mit seiner Physis tiefer hinab und mit seiner Seele höher hinauf. ... Zutiefst umschließt ... jeden von uns die undurchdringliche Einsamkeit des Erlebnisses, das unvertretbar und nicht mitteilbar bleibt. Hier liegt das Zentrum unseres Wesens, hier vollziehen sich die entscheidenden, die lebenswichtigen Wertungen, hier liegt das heimliche und ganz persönliche »Warum« jedes Einzelnen.
Gerhard von Mutius