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Wie manch ein Wort, das treu gemeint,
Hat doch ein fremdes Herz gekränkt,
Daß über dich es still geweint
Und deiner zürnend nun gedenkt.
O Freund, trifft dich ein bitter Wort,
So wehr' dem Groll, der schnell erwacht,
In Liebe prüfe, glaube fort:
Es war so böse nicht gedacht!
Er hatte es gar treu gemeint,
Er wollte mahnen, kränken nicht;
Wie oft ein Wort so bitter scheint,
Das liebend eine Seele spricht.
Ludwig Auerbach
Ich hörte ihn (Goethe) oft behaupten: ein Kunstwerk, besonders ein Gedicht, das nichts zu erraten übrig ließe, sei kein wahres, vollwürdiges; seine höchste Bestimmung bleibe immer: zum Nachdenken aufzuregen; und nur dadurch könne es dem Beschauer oder Leser recht lieb werden, wenn es ihn zwänge, nach eigener Sinnesweise es sich auszulegen und gleichsam ergänzend nachzuschaffen.
Friedrich von Müller