Adelbert von Chamisso Zitate über ich
Deutscher Dichter 30. Januar, 1781 – 21. August, 1838
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Zitate
Winter
In den jungen Tagen
Hatt ich frischen Mut,
In der Sonne Strahlen
War ich stark und gut.
Liebe, Lebenswogen,
Sterne, Blumenlust!
Wie so stark die Sehnen!
Wie so voll die Brust!
Und es ist zerronnen,
Was ein Traum nur war;
Winter ist gekommen,
Bleichend mir das Haar.
Bin so alt geworden,
Alt und...
Adelbert von Chamisso
Als das Kind geboren war,
Sie mußten der Mutter es zeigen;
Da ward ihr Auge von Tränen so klar,
Es strahlte so wonnig und eigen.
Gern litt ich und werde, mein süßes Licht,
Viel Schmerzen um die noch erleben.
Ach, lebt von Schmerzen die Liebe nicht,
und nicht von Liebe das Leben?
Adelbert von Chamisso
Die Waise
(Litauisch)
»Sie haben mich geheißen
Nach Heidelbeeren gehn;
Ich habe nach den Beeren
Im Walde nicht gesehn.
Ich bin hinausgegangen
Zu meiner Mutter Grab,
Worauf ich mich gesetzet
Und viel geweinet hab.« –
»Wer sitzt auf meinem Hügel,
Von der die Tränen sind?« –
»Ich bin's, o liebe Mutter,
Ich, dein verwaistes Kind.
Wer wird hinfort mich kleiden
Und flechten mir das Haar?
Mit Liebeswort mir schmeicheln,
Wie's deine Weise war?« –
»Geh hin, o liebe Tochter,
Und finde dich darein!
Es...
Adelbert von Chamisso
Du Ring an meinem Finger
Mein goldnes Ringelein,
Ich drück dich fromm an die Lippen,
Dich fromm an das Herz mein.
Ich hatt' ihn ausgeträumet
Der Kindheit friedlichen Traum ;
Ich fand allein mich, verloren
Im öden unendlichen Raum.
Du Ring an meinem Finger,
Da hast du mich erst belehrt,
Hast meinen Blick erschlossen
Des Lebens unendlichen Werth.
Ich werd' ihm dienen, ihm leben,
Ihm angehören ganz,
Hin selber mich geben und finden
verklärt mich in seinem Glanz.
Du Ring an meinem...
Adelbert von Chamisso
Nun hast du mir den ersten Schmerz getan,
Der aber traf.
Du schläfst, du harter, unbarmherz'ger Mann,
Den Todesschlaf.
Es blicket die Verlaßne vor sich hin,
Die Welt ist leer.
Geliebet hab' ich und gelebt, ich bin
Nicht lebend mehr.
Ich zieh mich in mein Innres still zurück,
Der Schleier fällt,
Da hab' ich dich und mein vergangnes Glück,
Du meine Welt!
Adelbert von Chamisso
Seit ich ihn gesehen
Seit ich ihn gesehen,
glaub ich, blind zu sein;
wo ich hin nur blicke,
seh ich ihn allein.
Wie im wachen Traume
schwebt sein Bild mir vor,
taucht aus tiefstem Dunkel
heller nur empor.
Sonst ist licht- und farblos
alles um mich her,
nach der Schwestern Spiele
nicht begehr ich mehr.
Möchte lieber weinen
still im Kämmerlein;
seit ich ihn gesehen,
glaub ich blind zu sein.
Adelbert von Chamisso
Zur Unzeit
Ich wollte, wie gerne, dich herzen,
Dich wiegen in meinem Arm,
Dich drücken an meinem Herzen,
Dich hegen so traut und so warm.
Man verscheucht mit Rauch die Fliegen,
Mit Verdrießlichkeit wohl den Mann;
Und wollt ich an dich mich schmiegen,
Ich täte nicht weise daran.
Wohl zieht vom strengen Norden
Ein trübes Gewölk herauf,
Ich bin ganz stille geworden,
Ich schlage die Augen nicht auf.
Adelbert von Chamisso
Ich kann's nicht fassen, nicht glauben,
Es hat ein Traum mich berückt;
Wie hätt' er doch unter Allen
Mich Arme erhöht und beglückt?
Mir war's, er habe gesprochen:
Ich bin auf ewig dein –
Mir war's – ich träume noch immer
Es kann ja nimmer so sein.
O laß im Traume mich sterben,
Gewieget an seiner Brust,
Den seligsten Tod mich schlürfen
In Thränen unendlicher Lust.
Adelbert von Chamisso
Ich habe, bevor der Morgen
Im Osten noch gegraut,
Am Fenster zitternd geharret
Und dort hinaus geschaut.
Und in der Mittagsstunde,
da hab' ich bitter geweint,
Und habe doch im Herzen:
Er kommt wohl noch, gemeint.
Die Nacht, die Nacht ist kommen,
Vor der ich mich gescheut;
Nun ist der Tag verloren,
Auf den ich mich gefreut.
Adelbert von Chamisso
Mich ärgern höchlich (gekürzt)
Mich ärgern höchlich alle die Versuche,
Die Welt von Ost in West zurückzudrehen,
Ich möcht' hinwiederum es gerne sehen,
Daß man ihr, West in Ost, zu helfen suche.
Du Narr, du Narr! Wie es im großen Buche
Geschrieben stehet, wird es doch geschehen;
Die Welt wird ihren richt'gen Gang schon gehen,
Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.
Nur, hör' ich sie, wie sie im Übermut
Einander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"
Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.
Adelbert von Chamisso
Hab' oft im Kreise der Lieben
Im duftigen Grase geruht
Und mir ein Liedlein gesungen,
Und alles war hübsch und gut.
Hab' einsam auch mich gehärmet
In bangem, düsteren Mut,
Und habe wieder gesungen,
Und alles war wieder gut.
Und manches, was ich erfahren,
Verkocht' ich in stiller Wut,
Und kam ich wieder zu singen,
War alles auch wieder gut.
Sollst nicht uns lange klagen,
Was alles dir wehe thut,
Nur frisch, nur frisch gesungen!
Und alles wird wieder gut.
Adelbert von Chamisso
Geh du nur hin!
Ich war auch jung und bin jetzt alt,
Der Tag ist heiß, der Abend kalt,
Geh du nur hin, geh du nur hin,
Und schlag dir solches aus dem Sinn.
Du steigst hinauf, ich steig hinab,
Wer geht im Schritt, wer geht im Trab?
Sind dir die Blumen eben recht,
Sind doch sechs Bretter auch nicht schlecht.
Adelbert von Chamisso
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