Zeit Zitate (Seite 90)
Nichts weiter wird geschehen
Die Fenster stehen sommerheiß
Und müssen den Stunden nachsehen,
Die draußen vorübergehen.
Der Stunden Füße sind leis'.
Durch die stillen Fenster im Haus
Sieht die Zeit herein und hinaus,
Und nur der Verliebte weiß:
Nichts weiter wird geschehen,
Wie die Zeiten sich auch drehen,
Alles Blut geht im Kreis,
Und rund um die Lieb' geht der Stunden Reis'.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Desselben Weges wandern wir
Langsam und spät stieg ich empor,
nun steh ich hoch und frage:
"Bin wohl auch ich ein Meteor
am Himmel deiner Tage?
Läßt mich das Schicksal vor der Zeit
dir im Zenith verschwinden?
Spannt sich der Horizont uns weit,
bis Nacht und Tod mich finden?"
Du blickst mich an und streichelst mir
liebkosend Wang' und Haare:
"Desselben Weges wandern wir,
ob kurz, ob lang, zur Bahre."
Therese Dahn
Annalein und der Gukuk
Schön Anna ging im Buchenhang,
Den Gukuk hört sie schrein:
"Mein lieber Gukuk, sag wie lang
muß ich noch ledig sein?"
Horch, Gukuk, einmal – zweimal – drei –
Gott sei Dank, drei Jahr noch frei,
Gukuk – viermal – Gottes Segen,
Noch ein Jahr zum Überlegen!
Horch – Gukuk – fünfmal – meinetwegen –
Wahre Lieb tut spät sich regen.
Und Gukuk – sechsmal – liebe Zeit!
Mir tun die armen Freier leid.
Gukuk – Gukuk – sieben – acht –
Lieber Vogel gib fein acht!!
Neunmal Gukuk –...
Felix Dahn
O Kind, des Lenzes Fächeln
O Kind, des Lenzes Fächeln
Ruft schon die Erde wach;
Du weilst mit stillem Lächeln
Noch träumend im Gemach.
Dein liebes Antlitz siehst du
Im Spiegel sanft und klar,
Die kleinen Blumen ziehst du
So zierlich durch dein Haar.
Des Taues frische Welle,
Bedeckt die Knospe ganz;
Dein Auge, sonst so helle,
Umflort ein feuchter Glanz.
Am Zweig die jungen Triebe
Entfalten sich zur Zeit,
Dir nahet schon die Liebe,
Dir nahet schon das Leid.
Wilhelm Michael Anton Creizenach
Im Concert
Die traurige Kindheit,
Des Vaters Tod.
Der Jugend Blindheit,
Die herbe Noth,
Die Wintertage,
Das dünne Kleid,
Die Sorg' und Plage,
Das Seelenleid …
Die Gleichgiltigkeit,
Die schwer wie Erz,
Die schmerzlose Zeit –
Die mehr als Schmerz …
Das alles wogte,
Wieder vorbei,
Mit leisem Schluchzen
Und dumpfem Schrei,
Als deine Hand
Durch die Saiten glitt –
— — —
O, wie ich litt! –
Ada Christen
Willst deines Hauses Glanz du aufrecht halten?
Laß rosten deiner Väter Schild und Schwert,
Die tun es nicht, die geben nicht den Wert,
Die Zeit ist abgelaufen, wo sie galten.
Das Neue wird; das Alte muß veralten.
Die Meinung hat im Lichten sich verklärt
Und von der rauhen Faustkraft abgekehrt;
Das Wort ist's, der Gedanke, welche walten.
Adelbert von Chamisso
Lumpella
Du sahst mich in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmels Höhn,
Mit züchtigen verschämten Wangen
Von Dir, mein lieber Schlande, geh'n.
Ich gieng ohn' alles Gut und Habe,
Ins Leben irrt ich wild hinaus,
Und bat mich um eine milde Gabe
in manchem Ort, in manchem Haus.
Da kam auf einmal ein Gens d'arme,
Und nahm mich züchtig an dem Arm.
Erröthend folgt' ich seinen Spuren,
Er brachte mich ins Zuchthaus nun,
Da hieß es, daß ich wegen Huren
Drei Jahre lang soll Buße thun.
Die Zeit...
Ignaz Vincenz Franz Castelli
Nacht flieht, – der krause Dunst der Berge fällt
Und schmilzt zu Gold, und Licht erweckt die Welt!
Ein neuer Tag schwellt die Vergangenheit,
Ein neuer Schritt ans Ende unsrer Zeit; –
Nur die Natur steht neugeboren auf;
Die Erde lebt, die Sonn' eilt ihren Lauf,
Im Strom ist Frische, Glanz im Morgenstrahl,
Labsal im Winde, Blumenduft im Tal.
Gottgleicher Mensch, sieh diesen Glorienschein
Der Dinge an und juble: sie sind dein!
Lord George Gordon Noel Byron
Frauenpower
In jungen Jahren lachen wir Männer die Frauen an,
um ihr Herz zu erreichen.
Doch diese haben nichts zu lachen,
denn sie müssen Karriere machen.
Der Machtkampf gegen die Männer
dauert lang und immer länger.
Ab einem gewissen Alter, an Erfahrung reich,
sind sie uns Männern endlich gleich.
Jetzt bleibt Zeit für einen Männerblick –
doch leider lacht keiner mehr zurück.
by SPODO
Immerhin
Mein Herz, sei nicht beklommen,
Noch wird die Welt nicht alt.
Der Frühling ist wiedergekommen,
Frisch grünt der deutsche Wald.
Seit Ururvätertagen
Stehen die Eichen am See,
Die Nachtigallen schlagen,
Zur Tränke kommt das Reh.
Die Sonne geht auf und unter
Schon lange vieltausendmal,
Noch immer eilen so munter
Die Bächlein ins blühende Tal.
Hier lieg ich im weichen Moose
Unter dem rauschenden Baum,
Die Zeit, die wesenlose,
Verschwindet als wie ein Traum.
Von kühlen Schatten...
Wilhelm Busch