Zeit Zitate (Seite 208)
Von allen menschlichen Vorbildern ist uns das Christi selbst ein unbedingtes, das wir zweifellos nachahmen dürfen; alle andern, selbst die ersten Apostel, sind vielfach in Irrtum getaucht, von ihrer Zeit und von ihrem speziellen Entwicklungsgang abhängig, und es ist schon gefährlich, irgendeinen andern zu seinem Vorbild zu wählen. Welche Güte Gottes, daß Christus kein Einsiedler und kein Philosoph war – die Welt wäre nicht gerettet worden. (26. Januar 1871)
Carl Hilty
Wer aber [...] gesehen hat, daß überall und seit unendlicher Zeit Millionen und Millionen geboren und begraben werden, ohne daß ihr Kommen und Gehen mehr Bedeutung hätte als Mückenschwärme, die einen Augenblick durch die Sonnenstrahlen schweben, der verliert den Glauben an die Wichtigkeit der Erscheinungen und an die innere Notwendigkeit der ewigen Fortdauer all dieser ganz gleichgültigen ameisenartigen Existenzen, die in individuell kaum unterscheidbaren Wiederholungen immer aufs neue...
Elisabeth von Heyking
Die Weltgeschichte ringt oft zwischen zwei Zeitaltern, und es ist nicht wohlgetan, sich hartnäckig gegen das Neue zu sträuben, denn es heißt in allem vorwärts; aber zweierlei sollt ihr aus einem Zeitalter ins andere hinübernehmen: die Ehrfurcht vor den Vätern, die in ihrer Zeit auch gekämpft und gerungen haben, und die Treue, ohne die nichts Großes und Edles ist auf Erden.
Ludovica Karoline Albertine Emanuele Hesekiel
Wer von uns ist nicht schon auf die Unwissenheit der weltlichen Gesellschaft gestoßen und darüber errötet (ich rede nicht von den Gelehrten, sondern von den Leuten, aus denen die Gesellschaft besteht)? Eine ernsthaft theoretische Bildung kann es dort nicht geben; sie erfordert zuviel Zeit, sie lenkt zu sehr vom Geschäft ab. Da in der bürgerlichen Gesellschaft alles, was außerhalb der Handelsumsätze … liegt, nicht wesentlich ist, muß ihre Bildung notwendig eine beschränkte sein.
Alexander Iwanowitsch Herzen