Wunsch Zitate (Seite 6)
Nicht Glückes bar sind deine Lenze
Nicht Glückes bar sind deine Lenze,
Du forderst nur des Glücks zu viel;
Gib deinem Wunsche Maß und Grenze,
Und dir entgegen kommt das Ziel.
Wie dumpfes Unkraut laß vermodern,
Was in dir noch des Glaubens ist:
Du hättest doppelt einzufodern
Des Lebens Glück, weil du es bist.
Das Glück, kein Reiter wird's erjagen,
Es ist nicht dort, es ist...
Theodor Fontane
Aus der Ferne
diesen Wunsch:
Glückliche Sterne
und guten Punsch!
Jene für immer,
diesen für heut-
und nimm nichts schlimmer
als Gott es beut.
Raffe dich, sammle dich,
eins, zwei, drei,
und verrammle dich
gegen Hirnschlepperei.
Brich, was nicht halten will,
brich es entzwei!
Aber hältst du still -
ist es vorbei.
Theodor Fontane
Erwartungshaltung
Ich werde dir
weder wöchentlich
die Sterne vom Himmel,
noch täglich
die Semmeln vom Bäcker holen.
Ich verspreche dir
weder den siebenten Himmel
noch die sechste Hölle.
Ich versetze für dich
weder Berge noch Täler.
Ich werde dir
weder jeden Wunsch
von den Augen,
noch von deinen Ohrwascheln
ablesen.
Ich werde dich
weder immer
auf Händen tragen,
noch dir zu Füßen fallen.
Es sei denn,
du erwartest es
nicht
von mir.
Ernst Ferstl
Es war einmal ein gläubiger König, der die ganze Welt
unter seinem Ring hielt. Er war von vielen Weisen umgeben,
zu denen er eines Tages sagte:
"Im Herzen einen Wunsch ich, seltsam, fand -
doch weiß ich nicht, wieso er dort entstand:
Macht mir doch einen schönen Fingerring,
daß jederzeit, wenn Kummer mich umfing',
ich auf ihn blicke und dann fröhlich werde,
frei von dem Gram, dem grausamen, ich werde;
und wenn ich fröhlich bin und froh, voll Glück:
des Ringes Anblick bring' den Gram...
Ferîd ud din Attâr auch Fariduddin
Ist mir oft der Wunsch gekommen
Abzuschütteln diese Glieder,
Dieses Herz voll Sturm und Wunden –
Seid mir theuer, bittre Stunden,
Aber kehret niemals wieder!
Kannst du zwischen Zeilen lesen,
Steht es flammend dir geschrieben:
Nur der Wahnsinn flucht dem Leben,
Nur den Thoren macht es beben –
Wers begriffen, wird es lieben.
Ludwig Eichrodt
Jetzt ist es Herbst
Jetzt ist es Herbst,
Die Welt ward weit,
Die Berge öffnen ihre Arme
Und reichen dir Unendlichkeit.
Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
Die Bäume sehen in den Staub,
Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.
Jetzt ist es Herbst,
das Herz ward weit.
Das Herz, das viel gewandert ist,
Das sich vergnügt mit Lust und List,
Das Herz muß gleich den Bäumen lauschen
Und Blicke mit dem Staube tauschen.
Es hat geküßt, ahnt seine Frist,
Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Ergebnis
Ich werde in diesem Leben
Die Menschen nicht besser machen;
Das hab' ich aufgegeben!
Ich weiß, mein Wunsch war zum Lachen.
So lange sie Atem haben,
Werden sie ohne Erröten,
Das eigene Ich zu erlaben,
Einander langsam töten.
Mein Hund nur, dem ich gepfiffen
Bei manchem Feldmausmorden,
Der hat mich schließlich begriffen:
Er ist besser geworden.
Emil Claar
Wenns dämmert
Und Tag um Tag geht still dahin,
Und meine ruhigen Augen sehn,
Wie alle Wünsche wunschlos still
In eine blasse Dämmerung gehn.
Dich lieb ich, du! Oh komm, sei mein!
Ein grauer Nebel kommt und steht.
Wo bist du?! Alles grau und leer.
Und mein Begehren wankt und geht.
Wohin, wohin!? Ich seh kein Licht,
Ins Graue schwindet, was ich will.
Laß gehn dahin und frage nicht,
Laß gehn dahin und blicke still.
Wunsch geht und Welt geruhig hin,
Und meine ruhigen Augen sehn,
Wie alle...
Otto Julius Bierbaum
Der Morgenkuß
Durch eine ganze Nacht sich nah zu sein,
So Hand in Hand, so Arm im Arme weilen,
So viel empfinden, ohne mitzuteilen,
Ist eine wonnevolle Pein.
So immer Seelenblick im Seelenblick
Auch den geheimsten Wunsch des Herzens sehen,
So wenig sprechen und sich doch verstehen,
Ist hohes, martervolles Glück.
Zum Lohn für die im Zwang verschwundne Zeit
Dann bei dem Morgenstrahl, warm, mit Entzücken
Sich Mund an Mund, und Herz an Herz sich drücken –
O dies ist – Engelseligkeit!
Gabriele von Baumberg
Volksweise
Was ist es mit dem Leben
Doch für 'ne arge Not,
Muß leiden und muß sterben
Zuletzt den bittern Tod.
Kam ich doch auf die Erden
Ganz ohne Wunsch und Will',
Ich weiß es nicht von wannen
Und kenn' nicht Zweck und Ziel.
Es tritt die bunten Auen
Nur einmal unser Fuß,
Für kurze Zeit nur tauschen
Wir Händedruck und Gruß.
Und was uns auch von Freuden
Und Leiden zugewandt,
Das mehret und das mindert
Sich unter Menschenhand.
Drum lasset uns in Freundschaft
Einander recht verstehn
Die kurze...
Ludwig Anzengruber
Schatzsucher auf Lebenszeit
Einmal möchte ich verweilen können:
Keinen Wunsch mehr,
nicht mehr suchen,
nicht mehr das Gefühl,
noch etwas finden zu müssen.
Vieles habe ich gefunden,
aber nie sind meine
Schatzkammern so gefüllt,
daß ich sie abschließen
und fortfliegen kann.
Dabei habe ich
den Flug ins Wunschlose
schon so lange gebucht.
Doch meine Schätze
zerrinnen mir zwischen den Fingern.
Und ich muß weitersuchen,
denn der Versuch,
Vorratskammern mit guten Gefühlen
anzulegen,
ist auch...
Kristiane Allert-Wybranietz