Wind Zitate (Seite 23)
Ritter der Trauer
Keiner dreht sich nach dir um
Keiner sieht dich
Du bist allein
Verlassen in dieser Welt
Eine Feder im Wind
Ein Tropfen im Meer
Bettelarmes Wesen
Schmerz in deiner Seele
Krankes Herz
Verloren seit langer Zeit
Kein Ziel vor Augen
Im Niemandsland wo du stehst
Kein Reiz der dich erregt
Tot
Kalt im Gesicht und Leib
Gedankenlos
Keiner vermisst dich
Keiner hat für dich Zeit
Jetzt willst du sterben
Wo ist dein Sarg
Du bist nicht mehr da
Eine einzige Blume auf deinem Grab
Einsam dein...
Volkmar Frank
Herbst
Noch sieht man bunte Sommerkleider
Noch sieht man einen Sommerhut
Noch sitzt man bei dem Lagerfeuer
Noch springt man in die Meeresflut
Schon denkt man an die Apfelernte
Schon hält man sich am Ofen warm
Schon bläst der Wind durch Baumesgipfel
Schon zieht der letzte Vogelschwarm
Bald steht ein weißer Mann im Garten
Bald läuft man Schlittschuh auf dem See
Bald ringt man mit des Eises Kräften
Bald wirft man einen Ball aus Schnee
Volkmar Frank
Bekenntnis
Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh' rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,
Daß morgen ich's zertrete.
Bald ist's im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt's wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will, –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf' ich, der das Kleinste du
In deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und...
Theodor Fontane
Auf den Tod eines Kindes
Schlafe wohl, geliebtes Kind,
so viel tapfre Helden sterben,
ganze Völker gar verderben,
und die Zeit verstiebt wie Wind;
wie soll da ein Mensch bestehn ?
Muß dies Ganze doch vergehn.
Schlafe wohl! Wir Armen, wir
bleiben, was wir immer waren:
jung von Weisheit, alt von Jahren,
unverständig für und für,
stumm an Mund, an Augen blind,
Kinder, wie wir kommen sind.
Paul Fleming (Flemming)
Sommermorgen
O Sommermorgen, wie bist du so schön,
So schön im Thal und auf den Höhn!
Wenn's Morgenroth aus Osten strahlt
Und golden den Saum der Wolken malt,
Und mit immer glänzend rötherer Glut
Auf den Wipfeln der dunkelen Wälder ruht;
Wenn Halm' und Blumen in Flur und Au
Frisch duften im kühlen Morgenthau;
Wenn durch des Waldes Stille der Quell
Vorüber rieselt silberhell;
Wenn durch die Blätter säuselt der Wind
Und im Felde die Lerch' ihr Lied beginnt:
Dann muß das Herz in Andacht...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
In der Nacht
Unruhig steht die Sehnsucht auf,
Ihr ist so schwül, sie atmet tief,
Und hundert Wünsche stehen auf,
Die sie am müden Tag verschlief.
Sie rührt der Mutter an den Saum,
Der Mutter Nacht, die achtets kaum,
Und denkt, es wär der Wind, der strich.
Die Wimper hebt sie wie aus tiefem Traum
Und lächelt irr und wunderlich.
Gustav Falke
Zwei
Drüben du, mir deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
Hüben ich, dir meine dunkle
Sehnsüchtig entgegen neigend.
In dem breiten Strome, der uns
Scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,
Sich zu finden, sich zu fassen.
Und so stehn wir, unser Stammeln
Stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
Und wir können nichts als unsre
Stummen Sehnsuchtswinke tauschen.
Leis, gespenstig, zwischen unsern
Dunklen Ufern schwimmt ein wilder
Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
Unsre...
Gustav Falke
Am Meerufer
Und Welle kommt und Welle flieht,
Und der Wind stürzt sein Lied,
Schaumwasser spielt an deine Schuhe
Knie nieder, Wandrer, ruhe.
Es wälzt das Meer zur Sonne hin,
Und aller Himmel blüht darin.
Mit welcher Welle willst du treiben?
Es wird nicht immer Mittag bleiben.
Es braust ein Meer zur Ewigkeit,
In Glanz und Macht und Schweigezeit,
Und niemand weiß wie weit –
Und einmal kommst du dort zur Ruh,
Lebenswandrer, Du.
Gerrit Engelke
Schlummermelodie
Hängt ein Stern in der Nacht,
Irgendwo –
Irrt ein Herz durch die Nacht –
Irgendwo –
Saust Wind im Wald,
Irgendwo –
Eulen-Schuhu hallt
Irgendwo –
Blüht ein Wunderbaum
Irgendwo –
In einem Traum –
Irgendwo –
Hängt ein Stern in der Nacht,
Irgendwo –
Golden ist der Mond erwacht –
Irgendwo –
Irgendwo –
Gerrit Engelke
Der Pinguin
Emanzipiert, ob Mann ob Weib,
brillieren sie im Frack,
darunter sitzt ein Federkleid,
das glänzt wie weißer Lack.
So geht man - und so taucht man ein
in eisig-kalte Flut,
das Torkeln und das komisch-Sein,
weicht nun dem größten Mut.
Sie gleiten kühn mit Eleganz,
sind schneller als ein Pfeil,
sind eingeölt von Kopf bis Schwanz,
das Meer - ihr Seelenheil.
Ob Eises Wind, ob schwarze Nacht,
ob meterhoher Schnee,
es wird des Fischers Werk vollbracht,
per Frack - in tiefer...
Klaus Ender