Wie Macht Man Zitate (Seite 5)
Ihn fragte ich einmal: "Gibt es eigentlich ein Wort, eine Geste, ein Gambit sozusagen, das Ihnen schon in den Anfangszügen Ihre Chancen für das kommende Spiel verrät?" "Allerdings," informierte er mich mit leichter Herablassung, wie ein Einstein, den man um das kleine Einmaleins angeht. "Es ist die Frage an die betreffende Dame: Wie alt sind Sie? Fordert die Dame mich auf, ihr Alter zu erraten, so deutet das auf die Lust hin, sich auf das Spiel einzulassen. Macht sie sich jünger, so hat der...
Georg Stefan Troller
Seine Augen folgten der hohen Gestalt in Homespun, dem Bart und dem Fahrrad, der lauschenden Frau an seiner Seite. Kommen vom Vegetarischen. Bloß Gemüse und Obst. Beefsteak wird grundsätzlich nicht gegessen. Wenn man's tut, verfolgen einen die Augen der betreffenden Kuh bis in alle Ewigkeit. Angeblich soll's ja gesünder sein. Wenn's auch mehr Wind und Wasser macht. Hab's versucht. Man muß praktisch den ganzen Tag laufen. So schlimm wie nach einem Bückling. Man träumt die ganze Nacht. Wieso...
James Joyce
Dummheit
Wer nur der Weisheit nachgespürt, den halt' ich noch für keinen Mann:
Doch wer die Dummheit ausstudiert, den seh ich für was Rechtes an!
Der Weisen Tun errät man leicht: man sieht da noch wann, wie, warum;
Bei Dummen kuckt man sich umsonst nach allen diesen Sachen um.
Der Dummheit Weg ist wunderbar; niemals erkennet man den Grund,
Und fänd' ihn einer richtig aus, so tät er aller Funde Fund!
Denn Dummheit ist die größte Macht, sie führt Heere stärkstes an;
Ich glaube, daß sie nie ein...
August Kopisch
Mich ärgern höchlich (gekürzt)
Mich ärgern höchlich alle die Versuche,
Die Welt von Ost in West zurückzudrehen,
Ich möcht' hinwiederum es gerne sehen,
Daß man ihr, West in Ost, zu helfen suche.
Du Narr, du Narr! Wie es im großen Buche
Geschrieben stehet, wird es doch geschehen;
Die Welt wird ihren richt'gen Gang schon gehen,
Dein Zorn gereicht dir einzig nur zum Fluche.
Nur, hör' ich sie, wie sie im Übermut
Einander rühmen: "Ei! Wie gut es geht!"
Zum Henker! Macht es mir doch böses Blut.
Adelbert von Chamisso
Es gibt Untersuchungen darüber, daß Schauspieler in der Lage sind, ihren Herzschlag dem Publikum mitzuteilen. Viele Leute haben darüber überhaupt kein Wissen, wie man das macht und daß man es machen kann. Daß man Aufmerksamkeit erregen kann, daß man suggestiv sein kann. Das hat mich immer fasziniert, schon in der Schule.
Mario Adorf
Doch will ich nicht, daß Du Gefährtin seist!
In diesem Namen prahlt die große Lüge.
Wenn Du bewirkst, daß ich mich klarvergnüge,
Nenne ich gerne dies Bewirken Geist.
Mit andern lebt man, was man leben heißt,
Übt seine Pflicht, spannt sich ins Jochgefüge
Der Arbeit ein für sie und holt sich Büge,
Die keines Gottes Hammer grade schweißt.
Du aber sei für mich das seltne Fest,
Das Bacchanal, bei dem man sich verschwendet!
Denn die Alltäglichkeit macht stumpf und schändet
Den Gott in uns und gibt...
Anton Wildgans
Erinnerung
Der Morgen weht mit zarten Lüften,
Und spielt mit Gras und Blatt und Blüt',
Und haucht aus tausend süßen Düften
Erinnerung in mein Gemüt.
Wie bald verweht des Lebens Morgen!
Kein Frühling macht uns wieder jung.
Was bleibt uns zwischen Pein und Sorgen
Als du – als du, Erinnerung?
Momente kommen gut und herzlich,
Und man vergißt das schlimme Jahr,
Ach, man gedenkt entzückend-schmerzlich
Der Stunden, die man glücklich war.
Das Leben ist ein Kranz von Blüten,
Tief zwischen Dornen...
Ernst Freiherr von Feuchtersleben
Wer etwas Neues wirklich kennenlernen will – sei es ein Mensch, ein Ereignis, ein Buch – der tut gut, dieses Neue mit aller möglichen Liebe aufzunehmen, von allem, was ihm daran feindlich, anstößig, falsch vorkommt, schnell das Auge abzuwenden, ja es zu vergessen. So daß man z. B. dem Autor eines Buches den größten Vorsprung gibt und, geradezu wie bei einem Wettrennen, mit klopfendem Herzen danach begehrt, daß er sein Ziel erreiche. Mit diesem Verfahren dringt man nämlich der neuen Sache bis...
Friedrich Wilhelm Nietzsche