Wenn Leben Zitate (Seite 42)
Reiz des Lebens
Immer hab' ich es geliebt,
Daß es Leute, die lebendig,
Solche, die nur öd-verständig,
Solche, die schon halb elendig,
Und auch ganze Narren gibt!
Was auch hätten wir zu tun,
Und was könnt' uns amüsieren,
Schwankten wir nicht zwischen Tieren
Und den göttlichsten Manieren?
Alles Leben müßte ruhn.
Blas, du Erdenwirbelwind,
Uns das Dasein scharf zu beizen!
Wollen uns nicht gegenspreizen –
Und besonders soll's uns reizen,
Wenn wir selbst die Narren sind!
Hanns Freiherr von Gumppenberg
Was hier der Mensch, die Völker leiden,
Verschuldet ist es oft, und Prüfung wird's,
Doch steht ein Ziel. Die letzte schönste Kraft,
Die lange schlummert, unerkannt und still,
Im innersten des Lebens - sie erwacht,
Sie wird sich inne, wenn das Feindliche
Sich nah' und näher drängt; dann wird die Glut,
Die uns Verbrechen schien, ein mildes Licht,
Ein Morgenrot, es blüht im neuen Leben,
Besonnen, hell und reif in schönster Kraft
Aus der Bedrängnis göttergleich empor.
Die Prüfung weicht, und in...
Karl Heinrich Grumbach
Nur die Lieb' ist wahres Leben,
Hier und dort nur Seligkeit.
Was soll Wünschen, Hoffen, Streben,
Wenn's die Liebe nicht geweiht?
Nur die Lieb' ist wahres Leben,
Kennt und mißt nicht Zeit und Raum;
Sind wir treu ihr ganz ergeben,
Wird um uns die Welt ein Traum.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
"Ihr seid das Salz der Erde", hast gesagt,
Als auf die Erde mich entließest, Gott.
Froh war ich, stolz, und habe nie geklagt.
Nun muß ich bitten, denn ich bin in Not.
Ich bin ein alter Mann und müder Mann.
Ich möchte flehn: "Nimm mich zurück zu dir.
Die Welt ist so, daß ich nicht leben kann.
Ich kann nicht Salz mehr sein, was soll ich hier?"
Doch eine Sünde wäre das Gebet,
Denn Sünde ist es, wenn ein Mensch erschlafft,
Den Gott dahin gestellt hat, wo er steht.
Noch hab ich nichts, das ich...
Paul Ernst
Erkenntnis
Es braucht wohl Jahre, um zu seh’n,
daß vieles gar nicht wichtig,
wer wenig hat – würd’ untergeh’n,
so meint man, wäre richtig.
Erst wenn der Jugend Sturm gelegt,
dann zieht man die Bilanz,
das Leben – uns dann klar belegt,
der Reichtum war nur Glanz.
Von tausend Dingen ringsumher
hat vieles keinen Sinn,
es macht nur unser Leben schwer,
es bleibt auch kein Gewinn.
Gewonnen hat – wer völlig frei
von Lasten dieser Welt,
man lernt auch den Verzicht dabei,
um den es...
Klaus Ender
An einen berühmten Mann
Dir ist so vieles gelungen,
Wonach ich im Leben gestrebt;
Du hat das Schicksal bezwungen,
Vor dem so mancher erbebt.
Mein Name ist lange verklungen,
Wenn deiner in Ehren noch lebt. –
Und doch hab' ich Bessres errungen:
Ich habe ein Leben gelebt.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke
Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke
Des Lebens Spiegel fort in wilder Flut,
Die Sehnsucht in die Ferne nimmer ruht,
Und weinend schaut Erinnerung zurücke
Da blickt aus einer Blume neu Geschicke.
Zwei blaue Kelche voll von Liebesglut
Erwecken in dem Flüchtling neuen Mut;
Daß er das Leben wieder jung erblicke.
Es hat der Sinn die Aussicht wiederfunden,
Er sieht im klaren Strome abgespiegelt,
Des Wechsel-Lebens zwiefach-lieblich Bild,
Die Fläche ruht...
Clemens Brentano
Gebet an das Leben
Gewiß, so liebt ein Freund den Freund
wie ich dich liebe, rätselvolles Leben!
Ob ich in dir gejauchzt, geweint,
ob du mir Leid, ob du mir Lust gegeben,
ich liebe dich mit deinem Glück und Harme,
und wenn du mich vernichten mußt,
entreiße ich schmerzvoll mich deinem Arme,
gleich wie der Freund der Freundesbrust.
Lou Andreas-Salomé
Xerxes hat, nach Herodot, beim Anblick seines unübersehbaren Heeres geweint, indem er bedachte, daß von diesen allen, nach hundert Jahren, keiner am Leben sein würde: wer möchte da nicht weinen, beim Anblick des dicken Meßkatalogs, wenn er bedenkt, daß von allen diesen Büchern, schon nach zehn Jahren, keines mehr am Leben sein wird.
Arthur Schopenhauer