Weise Zitate (Seite 52)
Wer bei Tage träumt, ist in Gefahr, des Nachts schlaflos zu liegen und mit trübem Sinn, mit müdem Hirn und mit erschlaffenden Gliedern des Morgens von dem Lager aufzustehen. Der Tag ward uns gegeben, um zu wachen, um unsere Augen offen zu erhalten und zu streben, daß keine Stunde ungenützt verrinne. Vergangene Zeit gehört den Toten an, die Narrheit hoffet auf der Zukunft Heil; der Weise hält sich an die Gegenwart, die ewig junge, und nimmt diese wahr.
Georg Moritz Ebers
Der Weise benutzt sein Herz wie einen Spiegel. Er sucht die Dinge nicht und geht ihnen auch nicht entgegen. Was auf ihn zukommt, nimmt er in seinem Spiegel auf, tut aber nichts dazu, es dort zu halten. Das aber ist es eben, was ihn fähig macht, über alles zu siegen und selbst nie verletzt zu werden.
Dschuang Dsi
Jede schrankenlose Gewalt, über deren Gebrauch der Besitzer niemand Rechenschaft abzulegen hat, wird mißbraucht, oft in der besten Absicht mißbraucht, und weise ist nur der, welcher in richtiger Erkenntnis der eigenen Kurzsichtigkeit die Schranke, die seiner Willkür gesetzt ist, willkomen heißt.
Ignaz von Döllinger
Alte Dynastien ziehen ihre Lebenskraft gleich dem ganzen Volke aus der Vergangenheit, aus der Geschichte einzelner Vorgänger, welche in dem dankbaren Andenken des Volkes als nationale Wohltäter oder als vorzüglich weise Fürsten, oder auch, je nach der Sinnesweise des Volkes, als Eroberer oder Mehrer des Reiches leben.
Ignaz von Döllinger
Ich möchte zu Ehren der Menschheit gerne glauben, daß der Erdball mit unzähligen Menschen bevölkert ist und sein wird, die Gutes tun. [...] Setze ich die Menschen mit dem unermeßlichen Raum über ihren Köpfen und unter ihren Füßen ins Verhältnis und mache auf diese Weise Ameisen aus ihnen, die auf einem Hügel hin und her laufen, so scheint es mir, als verkleinerten sich ihre Tugenden und Laster in derselben Proportion und schrumpften zu einem Nichts zusammen.
Denis Diderot