Was Ist Zeit Zitate (Seite 8)
Eingang
Was reif in diesen Zeilen steht,
was lächelnd winkt und sinnend fleht,
das soll kein Kind betrüben;
die Einfalt hat es ausgesät,
die Schwermut hat hindurchgeweht,
die Sehnsucht hat's getrieben.
Und ist das Feld einst abgemäht,
die Armut durch die Stoppeln geht
sucht Ähren, die geblieben;
sucht Lieb, die für sie untergeht,
sucht Lieb, die mit ihr aufersteht,
sucht Lieb, die sie kann lieben.
Und hat sie einsam und verschmäht
die Nacht durch, dankend in Gebet,
die Körner...
Clemens Brentano
Im Namen Jesu
Ich möchte gern was schreiben,
Das ewig könnte bleiben;
Denn alles andere Treiben
Will nur die Zeit vertreiben.
Ich möchte gern was lieben,
Das ewig ist geblieben;
Denn in den andern Trieben
Wird nur die Lieb vertrieben.
Ich möchte gern mein Leben
Zu Ewigem erheben;
Denn alles andere Streben
Ist in den Tod gegeben.
Drum schreib ich einen Namen,
Drum lieb ich einen Namen
Und leb in einem Namen,
Der Jesus heißt – sprich Amen.
Clemens Brentano
Einem Armen
Der Tag beginnt und wieder mußt du wandern
Ins altgewohnte Joch nach deinem Brot;
Du hörst im Schmerzenssang der andern
Das Echo nur der eignen Not.
Ach, was du denkst ist Zahl und Maß und Wage,
Ach, was du treibst ist Trug und Streit;
Die Plage teilt sich mit der Klage
Erbarmungslos in deine Zeit.
Karl Beck
Wir sollen jede Zeit zu verstehen suchen, sollen alles, was sie hervorgebracht, als notwendigen Ausfluß der in ihr treibenden Kräfte zu bezeichnen streben. So auch die Kunst. Sie ist stets das treueste Spegelbild der Zeit, ihrer Anschauungen, Gedanken, inneren und äußeren Verhältnisse. Doch soll uns das nicht gleichgültig machen gegen den ethischen Gehalt der Kunstwerke.
Wilhelm Lübke
Frag-Würdiges
- Die Welt ist verrückt. – Wohin?
- Wie sehe ich aus? – Gar nicht.
- Die Wolcken ziehen. – Wen?
- Die Sonne lacht. – Worüber?
- Ich ärgere mich schwarz. – Trauerfall?
- Die Zeit läuft. – Wohin?
- Die Blumen halten länger. – Was?
- Sind sie auch krank? – Genauso!
- Die Kälte zieht an! – Wen?
- Es wird Zeit! – Wann?
- Tragen sie Verantwortung! – Wohin?
- Machst du keinen Ausflug? – Ich kann nicht fliegen.
Erhard Horst Bellermann
Menschen bemühen sich intensiv um die Uhr, um immer höhere Effizienz, um immer mehr Leistung, um immer mehr in der gleichen Zeit. Was wir aber notwendiger brauchen ist der Kompaß: Sich mit wirklich wichtigen Dingen - nicht mit dringlichen - beschäftigen, die Effektivität zu verbessern. Anstelle des Kronos - die immer gleich wertvolle Zeit - tritt Kairos, das Erfassen des günstigen Augenblicks.
Helmut Schönthaler