Was Ich Will Zitate (Seite 6)
Weihnachten bewahren
Das ist Weihnachten bewahren.
Ich beschließe zu vergessen,
was ich für andere getan habe,
und will mich daran erinnern,
was andere für mich taten;
ich will übersehen,
was die Welt mir schuldet,
und daran denken
was ich der Welt schulde.
Ich will erkennen,
daß meine Mitmenschen genauso
wirkliche Wesen sind wie ich,
und will versuchen,
hinter ihren Gesichtern
ihre Herzen zu sehn,
die nach Freude und Frieden hungern.
Ich will das Beschwerdebuch gegen die...
Henry van Dyke
Religion hat es mit meinem Verhältnis zum Sein zu tun, mit dem Geheimnis des Lebens. Ich lebe in der Welt. Ich bin eins mit ihr wie der Wassertropfen mit dem Fluß. Ich gehöre der Welt in natürlicher Weise an. Ich könnte nun einfach sein, wie der Wassertropfen, der im Strom dahinfließt, könnte mein Leben im Leben der Welt dahinfließen lassen, tun, was mir Genuß bringt, lassen, was mir Leid bringt, bis es ein Ende nimmt. Also einfach für mich sein. Aber das kann ich nicht, so ein Ding sein,...
Albert Schweitzer
Feierlich, in wunderbarem Frieden
Feierlich, in wunderbarem Frieden,
ziehen die Gestirne ihre Bahn.
Warum ist mir Ruhe nicht beschieden?
Quält mich Reue? Plagt mich eitler Wahn?
Nein, nichts such ich, was ich einst besessen,
und was war, das hab ich nie bereut.
Ruhen will ich und mich selbst vergessen –
wunschlos ruhn in alle Ewigkeit.
Doch nicht jenen Schlaf in Grabestiefe
suche ich in kalter, dunkler Gruft.
Atmen soll die Brust, als wenn ich schliefe,
atmen will ich warme Sommerluft.
Einer...
Michael Jurjewitsch Lermontow
Erinnerung
Hier will ich sitzen und ruhen
An diesem lieblichen Ort,
Will schweifen lassen das Auge
In's Weite von Ort zu Ort.
Will stille sitzen und denken
An Alles was ich geliebt,
Will Alles, Alles vergessen,
Was mich verletzt und betrübt.
Und kann ich es denn verbannen,
Woran ich nicht denken will?
Wie bleibt es beim frohen Erinnern
Im Herzen so öd' und so still!
Es sind so innig verbunden
In mir die Freuden und Weh'n,
Daß nur vereint sie entschlummern,
Vereinigt nur aufersteh'n!
Luise Büchner
Alles was ich tue, mache ich aus freien Stücken. Ich lebe, weil ich leben will. Ich fühle, weil ich fühlen will. Ich liebe, weil ich lieben will. Ich sterbe, weil ich sterben will. Aber tue ich das alles aus freien Stücken? Ist es denn nicht eher so, daß mich alle Menschen denen ich begegne, mich in meinem Tun und Handeln beeinflussen? Wenn es denn so ist, dann wünschte ich, ich wäre allein. Denn zu viel Menschen tun nur weh und nur wenige akzeptieren mein Denken und mein Fühlen und sehr...
Bernd Hoffmann
Der Abenteurer
»Abenteurer, wo willst du hin?«
Quer in die Gefahren,
Wo ich vor tausend Jahren
Im Traume gewesen bin.
Ich will mich treiben lassen
In Welten, die nur ein Fremder sieht.
Ich möchte erkämpfen, erfassen,
Erleben, was anders geschieht.
Ein Glück ist niemals erreicht.
Mich lockt ein fernstes Gefunkel,
Mich lockt ein raunendes Dunkel
Ins nebelhafte Vielleicht.
Was ich zuvor besessen,
Was ich zuvor gewußt,
Das will ich verlieren, vergessen. –
Ich reise durch meine eigene Brust.
Joachim Ringelnatz
Der Neugierige
Ich frage keine Blume,
Ich frage keinen Stern;
Sie können mir nicht sagen,
Was ich erführ' so gern.
Ich bin ja auch kein Gärtner,
Die Sterne stehn zu hoch;
Mein Bächlein will ich fragen,
Ob mich mein Herz belog.
O Bächlein meiner Liebe,
Wie bist du heut so stumm!
Will ja nur Eines wissen,
Ein Wörtlein um und um.
»Ja« heißt das eine Wörtchen,
Das andre heißet »Nein«:
Die beiden Wörtchen schließen
Die ganze Welt mir ein.
O Bächlein meiner Liebe,
Was bist du wunderlich!
Will's ja...
Wilhelm Müller
Heute
Heute ist ein neuer Tag.
Ich kann ihn verschwenden oder nutzen.
Was ich heute tue, ist wichtig,
denn ich tausche einen Tag meines Lebens dafür ein.
Morgen wird dieser Tag für immer vergangen sein.
Er läßt mir das zurück, was ich aus ihm gemacht habe.
Es soll ein Fortschritt sein: Ich will weiter.
Es soll Erfolg bedeuten:
Ich will heute abend mit Genugtuung rückblicken können,
damit ich den hohen Preis nicht bereuen muß,
den ich gezahlt habe.
Denn die Zukunft ist nur eine Kette von...
Arthur Lassen
Treue Liebe bis zum Grabe
Schwör ich dir mit Herz und Hand;
Was ich bin und was ich habe,
Dank ich Dir mein Vaterland!
Nicht in Worten nur und Liedern
Ist mein Herz zum Dank bereit,
Mit der Tat will ich's erwidern
Dir in Not, in Kampf und Streit.
In der Freude wie im Leide
Ruf ich's Freund und Feinden zu:
Ewig sind vereint wir beide,
Und mein Trost, mein Glück bist Du.
Treue Liebe bis zum Grabe
Schwör ich dir mit Herz und Hand;
Was ich bin und was ich habe,
Dank ich dir, mein Vaterland!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Verzweiflung
Von Ferne tönt der Glockenschlag,
Die Nacht, sie rauscht so dumpf daher.
Ich weiß nicht, was ich tuen mag;
Mein Freud' ist aus, mein Herz ist schwer.
Die Stunden fliehn gespenstisch still,
Fern tönt der Welt Gewühl, Gebraus.
Ich weiß nicht, was ich tuen will:
Mein Herz ist schwer, mein Freud' ist aus.
So dumpf die Nacht, so schauervoll
Des Mondes bleiches Leichenlicht.
Ich weiß nicht, was ich tuen soll...
Wild rast der Sturm, ich hör' ihn nicht.
Ich hab' nicht Rast, ich hab'...
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Gefeit.
Nun mag geschehen was da will,
Ich stehe fest und halte still;
Was kann mich fürder kränken?
Nun bin ich gegen Haß und Neid
Unnahbar durch den Trost gefeit
Daß du mich liebst zu denken.
Wohl kommen Tage trüb und schaal,
Da will kein Freudensonnenstrahl
Die Wolken licht umsäumen.
Doch alle Sorgen, alles Leid
Entgilt mir Nachts die Seeligkeit
Daß du mich liebst zu träumen.
Ob mich die Menschen mißverstehn,
Mein Bestes mir zur Schmach verdrehn
Die Ehre mir zu rauben,...
Wilhelm Jordan
Bekenntnis
Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh' rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,
Daß morgen ich's zertrete.
Bald ist's im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt's wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will, –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf' ich, der das Kleinste du
In deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und...
Theodor Fontane