Was Ich Will Zitate (Seite 12)
Mein Herz ich will dich fragen:
Was ist denn Liebe, sag?
"Zwei Seelen und ein Gedanke,
zwei Herzen und ein Schlag!"
Und sprich, woher kommt Liebe?
"Sie kommt und sie ist da!"
Und sprich, wie schwindet Liebe?
"Die war's nicht, der's geschah!
Und was ist reine Liebe?
"Die ihrer selbst vergißt!"
Und wann ist Lieb am tiefsten?
"Wenn sie am stillsten ist!"
Und wann ist Lieb am reichsten?
"Das ist sie, wenn sie gibt!"
Und sprich, wie redet Liebe?
"Sie redet nicht, sie liebt!"
Friedrich Halm
Vergessen
Du mußt vergessen lernen,
Mußt aus der Seele Grund
Das süße Bild entfernen,
Von dem das Herz dir wund!
Sieh, vor dir grüne Auen,
Mailust und Sonnenlicht:
Und du willst rückwärts schauen,
Mit Thränen im Gesicht?
Es sei! ich will's verschmerzen,
Doch nur vergessen nie,
Was dem gepreßten Herzen
Einst Himmelswonne lieh.
Willst du die Frommen schmähen,
die betend, sehnsuchtkrank,
Noch starr gen Westen sehen,
Wenn längst die Sonne sank?
Und willst du Ähren flechten
Zu Garben, hoch...
Robert Eduard Prutz
Schweigen
O Schweigen, Schweigen, komm, du letzter Schluß,
da mitzuteilen Haß nur weckt und Fehde.
Ergreif an ihrer Wurzel meine Rede,
laß einwärts sprossen, was denn sprossen muß.
Ich will dich tragen, wohin niemand kommt,
in Wälder, wo nur Tiere uns erfahren, –
bis du vielleicht nach vielen, vielen Jahren
das Wort mir schenkst, das mir und andern frommt.
Dann laß mich noch einmal vor Menschen stehn
und ihnen dieses eine Tiefste sagen –
und dich dann wieder in die Wälder tragen
und wie ein...
Christian Morgenstern
Das Bettelmädchen
Das Bettelmädchen lauscht am Tor,
Es friert sie gar zu sehr.
Der junge Ritter tritt hervor
Und wirft ihr hin den Mantel
Und spricht: "Was willst du mehr?"
Das Mädchen sagt kein einzig Wort,
Es friert sie gar zu sehr.
Dann geht sie stolz und glühend fort
Und läßt den Mantel liegen
Und spricht: "Ich will nichts mehr!"
Christian Friedrich Hebbel
Laß andre nur im Reigen
Mit lautem Gruß mir nahn,
Du bist mein lieblich Schweigen,
Und siehst mich freundlich an.
Dein Auge tief und minnig,
Es sagt mir Tag für Tag,
Was nimmer so herzinnig
Die Lippe künden mag.
So hat die Frühlingssonne
Auch Schall und Rede nicht,
Und doch mit stiller Wonne
Durchschauert uns ihr Licht.
Mir gab den Wohllaut eigen,
Der dir den Blick beschied;
Sei du mein lieblich Schweigen
Und ich will sein dein Lied.
Emanuel Geibel
Junker und Bauer
Was rennst du auf dem eignen Fell?
Den Blick verletzt du mir, Gesell!
Sind deine Strümpfe durchgelaufen,
Wohlan, ich will dir neue kaufen!
"Schön Dank, die reißen nicht so schnell.
Ihr tragt von diesem Stoff fürwahr
Schon ein Paar Unterhosen manches Jahr,
Da Ihr von Eurem Herrn Papa
Dasselbe Zeug dereinst geerbt.
An Güte kommt's dem Ochsenleder nah,
Nur leider blieb es ungegerbt."
Otto Alexander Banck