Vergangenheit Zitate (Seite 3)
Dadurch, daß die Zeit verfließt, nützt sie das Zeitliche ab und zerstöt es. Daher liegt auch mehr Ewigkeit in der Vergangenheit als in der Gegenwart. So stellt uns die Vergangenheit etwas vor, das zugleich wirklich und besser als wir selbst ist und das uns nach oben zu ziehen vermag, was die Zukunft niemals tut.
Simone Weil
Leb in der Gegenwart! Zu leer ist und zu weit / Der Zukunft Haus, zu groß, das der Vergangenheit. / In beiden weißt du nicht den Hausrat einzurichten, / Der ungeschehenen und geschehenen Geschichten. / Doch daß die Gegenwart nicht eng dir sei und klein, / Zieh die Vergangenheit und Zukunft mit herein. Die beiden mögen dir erfüllen und erweitern / Die Wohnung und mit Glanz die dunkle schön erheitern.
Friedrich Rückert
Hier wird es deutlich, wie notwendig der Mensch neben der monumentalischen und antiquarischen Art, die Vergangenheit zu betrachten, oft genug eine dritte Art nötig hat: Die kritische. Und zwar auch diese wiederum im Dienste des Lebens. Er muß die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können. Dies erreicht er dadurch, daß er sie vor Gericht zieht, peinlich inquiriert und endlich verurteilt.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Der Mensch muß historisch verantwortlich und bewußt sein. Er muß sich selbst sehen als Glied in einer langen Kette, das verantwortlich ist für die Glieder der Vergangenheit sowohl wie für die der Zukunft, nicht frei, die Vergangenheit oder Zukunft zu zerstören oder etwas als Gegenstand seiner Launen und Einfälle zu benutzen.
Lord Yehudi Menuhin
Aber der Mensch ist nicht immer aufgelegt zum Lachen, er wird manchmal still und ernst und denkt zurück in die Vergangenheit; denn die Vergangenheit ist die eigentliche Heimat seiner Seele, und es erfaßt ihn ein Heimweh nach den Gefühlen, die er einst empfunden hat, und seien es auch Gefühle des Schmerzes.
Heinrich Heine
Falsche Gewichtung
Es sind nicht die Tränen im Gesicht
sondern das Wasser in den Augen,
welches die Sichtweisen verschwimmen läßt.
Es sind nicht die Risse im Spiegel,
sondern die Splitter in der Haut,
welche den Schmerz unerträglich machen.
Es sind nicht die Schläge im Herzen
sondern die Treffsicherheit des Angreifers
welche uns die Offenheit bereuen läßt.
Es ist nicht das Wissen um unserer Fehler
sondern die Unzulänglichkeit diese zu verhindern
welche uns zu voreingenommenen macht.
Es ist...
Damaris Wieser
Gesang der Frühvollendeten
Wir denken euch im Gleiten manchmal, Lebende,
Durch Traum und Ahnung und die Flut des Abends:
Ihr Schmerzlichen, wenn ihr in schweren Taten
Zur Tiefe sinkt.
Wir stiegen steil empor,
Da unserm Aufbruch keine Ziele standen,
Uns grenzenlos die Wanderschaft empfing.
Nun sind wir über euch, und euer fernstes
Geschehen löscht, Erinnerung, vertan,
Uraltes Lächeln unserer Vergangenheit.
Maria Luise Weissmann