Tag Zitate (Seite 4)
Der Tag verblüht
Der Tag verblüht
Und in der heil'gen Stille
Stirbt hin das Lied,
Das klagende, der Grille.
Kein Lüftchen geht;
Das Bächlein murmelt leise
Im Kieselbett
Die alte Wanderweise!
Die Höh'n verglühn
Und es fängt an zu dunkeln –
Am Himmel blühn
Die Sterne auf mit Funkeln!
Ruh', ringsrum Ruh';
Ja, alles atmet Frieden:
O, gieb ihn du,
Natur, auch mir, dem Müden!
Jakob Vogel von Glarus
Schäfers Sonntagslied
Das ist der Tag des Herrn!
Ich bin allein auf weiter Flur;
Noch eine Morgenglocke nur!
Nun Stille nah und fern!
Anbetend knie ich hier!
O süßes Grau'n, geheimes Weh'n!
Als knieten viele ungeseh'n
Und beteten mit mir!
Der Himmel nah und fern,
Er ist so klar, so feierlich,
So ganz als wollt' er öffnen sich!
Das ist der Tag des Herrn!
Ludwig Uhland
Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht,
sie säuseln und wehen Tag und Nacht,
sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden!
Ludwig Uhland
Ein Tag mit dir
Du gleichst so ganz dem sonnenhellen Tag,
Den ich mit dir wie einen Traum durchlebte,
Der duftig über Tal und Höhen lag,
Daß jedes Blatt in Sommerlust erbebte.
Gedenk' ich dein, dann lächelt mir erhellt
Von deinem Blick die heitre Welt entgegen.
Die Blüte duftet und die Knospe schwellt,
Auf jedem Halme ruht ein stiller Segen.
Und in mir jauchzt es: sieh! der Sommer hat
Sich ewig seine Heimat hier gegründet -
Und ich vergesse, daß manch welkes Blatt
Zu meinen Füßen schon den...
Albert Träger
Wenn ich den Tag schon opfre doch
Rein nur Vergnügens Sachen,
So will ich wenigst' abends noch
Ein klein Plaisir mir machen.
Ich bitt' du mußt nun hier vor all'n
Auf jeden Scherz verzichten;
Am Tage nämlich tu ich mal'n,
Und abends tu ich dichten.
Ich dicht' auch emsig jeden Tag,
Nicht ohne ihn zu malen,
Ganz gleich, wenn es zuletzt auch mag
Gar manchem nicht gefallen.
Gehör' zur Zahl der Dutzenddichter
Und will auch für die Zeilen nichts,
Das Honorar in Weis' in schlichter,
Bereits bezahlt...
Carl Spitzweg
Dämon der Gewalt
Die Welt ist grau
an jedem Tag
Ruheloses Hetzen durch Tag
und Nacht
das Schiff wird untergehen.
Das Grauen erschüttert
bei jedem Schlag
Die Religion verliert den
Hoffnungsschein
die Rotte Korah geht umher.
Die Reserve heraus
ins Feld geschickt
den Angriff vertagt und wieder
abgelenkt
der Frust allein
beherrscht das Geschehen.
Was versteht Ihr schon.
Ladore de Schygall
Betrachte diesen Tag.
Er reicht dir seine Hand,
führt dich auf deinem Lebensweg
eine Stufe weiter.
Alle Schönheiten hat er vor dir ausgebreitet
und wartet mit weiser Geduld darauf,
daß du sie entdeckst.
Er gibt deinem Leben Reife,
sofern du bereit dazu bist.
Bereit,
auch im vermeintlichen Leid
den Sinn zu erkennen.
Betrachte diesen Tag.
Brautführer ist er
und geleitet
das Gestern zum Morgen,
um sie zu vereinen,
zu vereinen
zum
Leben.
Helga Schäferling
Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben –
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle seine
Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Größe der Tat,
die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Das Heute jedoch, recht gelebt,
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und jedes Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum achte gut auf diesen Tag.
Rumi