Süßes Zitate (Seite 36)
Warum denn warten
Von Tag zu Tag?
Es blüht im Garten,
Was blühen mag.
Wer kommt und zählt es,
Was blüht so schön?
An Augen fehlt es,
Es anzuseh'n.
Die meinen wandern
Vom Strauch zum Baum;
Mir scheint, auch andern
Wär's wie ein Traum.
Und von den Lieben,
Die mir getreu
Und mir geblieben,
Wär'st du dabei!
Klaus Groth
Sie sollen es nicht sehen…
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich das Bild betrachte,
Das mir so viele Leiden,
So viele Schmerzen brachte.
Sie sollen es nicht sehen,
Wenn glühendes Verlangen,
Verrätherisch mir färbet,
Die sonst so blassen Wangen.
Sie sollen es nicht sehen,
Wie ich des Nachts alleine,
Sein Bild an's Herz gedrücket
In meiner Kammer weine.
Maria Eugenie delle Grazie
Nein, laß mir das Geschäft in Ehren!
Es ist ein Balsam für das Herz:
Nicht töten will es und zerstören,
Es glänzt nicht, fliegt nicht sonnenwärts;
Doch liegt, ich darf es wohl berühren,
In Staub von Akten und Papieren
Gar wunderbare Zauberkraft,
Zu sänftigen die Leidenschaft.
Johann Wolfgang von Goethe
Nicht Glückes bar sind deine Lenze
Nicht Glückes bar sind deine Lenze,
Du forderst nur des Glücks zu viel;
Gib deinem Wunsche Maß und Grenze,
Und dir entgegen kommt das Ziel.
Wie dumpfes Unkraut laß vermodern,
Was in dir noch des Glaubens ist:
Du hättest doppelt einzufodern
Des Lebens Glück, weil du es bist.
Das Glück, kein Reiter wird's erjagen,
Es ist nicht dort, es ist...
Theodor Fontane
Ich habe Nächte dafür geopfert
Ich habe Nächte dafür geopfert,
ich habe Herzblut daran gegeben,
und feige Buben nun kommen und heben
die Hand auf gegen das fertige Werk.
– . –
Zerschlagt, zerschlagt es! wenn ihr könnt!
Ich glaub es nicht! jedoch … zerschlagt's!
Mir tut ihr nichts damit! Mich trefft ihr nicht:
Ich steh und seh euch zu und lach!
Und wenn ihr Riesen oder sonst was wärt…
was es mir gab und war, indem es wurde,
das zu zerstören, seid ihr doch zu schwach!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Der verschwundene Stern
Es stand ein Sternlein am Himmel,
Ein Sternlein guter Art;
Das thät so lieblich scheinen,
So lieblich und so zart.
Ich wußte seine Stelle
Am Himmel, wo es stand;
Trat Abends vor die Schwelle
Und suchte bis ich's fand.
Und blieb dann lange stehen,
Hat große Freud in mir;
Das Sternlein anzusehen,
Und dankte Gott dafür.
Das Sternlein ist verschwunden,
Ich suche hin und her;
Wo ich es sonst gefunden,
Und find es nun nicht mehr.
Matthias Claudius
In mir ist Nacht
In mir ist Nacht – oh, schnell besaite
die Harfe, die den Gram bezwingt;
erweckt von leisen Fingern, gleite
der Schall, der süß und schmelzend klingt.
Wenn noch dies Herz nach Hoffnung ringt,
Dein Zauberton läßt sie erblühn;
Wenn Träne noch im Aug entspringt,
sie fließt, anstatt im Hirn zu glühn.
Wild sei und tief der Töne Fluß,
kein Lied, von Glück und Lust verklärt:
Ich sag dir, daß ich weinen muß,
sonst springt dies Herz, von Qual verzehrt;
denn sieh', es ward von Gram...
Lord George Gordon Noel Byron
Scheu und Treu
Er liebte sie in aller Stille.
Bescheiden, schüchtern und von fern
Schielt er nach ihr durch seine Brille
Und hat sie doch so schrecklich gern.
Ein Mücklein, welches an der Nase
Des schönen Kindes saugend saß,
Ertränkte sich in seinem Glase.
Es schmeckt ihm fast wie Ananas.
Sie hatte Haare wie 'ne Puppe,
So unvergleichlich blond und kraus.
Einst fand er eines in der Suppe
Und zog es hochbeglückt heraus.
Er rollt es auf zu einem Löckchen,
Hat's in ein Medaillon gelegt.
Nun hängt...
Wilhelm Busch
Hinten herum
Ein Mensch, der etwas auf sich hält,
Bewegt sich gern in feiner Welt;
Denn erst in weltgewandten Kreisen
Lernt man die rechten Redeweisen,
Verbindlich, aber zugespitzt
Und treffend, wo die Schwäre sitzt.
Es ist so wie mit Rektor Knaut,
Der immer lächelt, wenn er haut.
Auch ist bei Knaben weit berüchtigt
Das Instrument, womit er züchtigt.
Zu diesem Zweck bedient er nämlich,
Als für den Sünder gut bekömmlich,
Sich einer schlanken Haselgerte,
Zwar biegsam, doch nicht ohne Härte,
Die...
Wilhelm Busch
Innigkeit und Aufmerksamkeit im Bunde! Ja, da liegt's. Wir hasten an allem vorüber und es ist so viel Schönheit am Weg, wenn man nur die Kraft des Willens hat, es ins Auge zu fassen und es mit eigener Seelenkraft anzustrahlen, sodaß es seine Schönheit auftut und ungeahnte Farben aus dem eigenen Innern entwickelt.
Friedrich Lienhard
Kinder psycholanalytischer Eltern welken früh. Als Säugling muß es zugeben, daß es beim Stuhlgang Wollustempfindungen habe. Später wird es gefragt, was ihm dazu einfällt, wenn es auf dem Weg zur Schule der Defäkation eines Pferdes beigewohnt hat. Man kann von Glück sagen, wenn so eins noch das Alter erreicht, wo der Jüngling einen Traum beichten kann, in dem er seine Mutter geschändet hat.
Karl Kraus
Freilich bedeutet das Wort Schalk im gewöhnlichen Sinne eine Person, die mit Heiterkeit und Schadenfreude jemand einen Possen spielt; hier aber bedeutet's ein Frauenzimmer, das einer Person, von der es abhängt, durch Gleichgültigkeit, Kälte und Zurückhaltung, die sich oft in eine Art von Krankheit verhüllen, das Leben sauer macht. Es ist dies in jener Gegend etwas Gewöhnliches. Mir ist es einigemal vorgekommen, daß mir ein Einheimischer, gegen den ich diese und jene Frau schön pries,...
Johann Wolfgang von Goethe
Wundert euch hierüber nicht! Es kommt die Zeit, wo alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und die Gutes getan, werden hervorgehen zur Auferstehung des Lebens. Alles vergängliche, in Sünden verfängliche, es war einmal. Es wachsen Flügel, es hebt sich der Riegel zum ewigen Saal.
Nomen Nescio