Spielen Zitate (Seite 4)
Siehst du das Kind dort auf der Wiese spielen?
Es lächelt froh dem blauen Himmel zu:
Was Freud' ihm gibt, das scheint es nur zu fühlen,
Kein inn'rer Schmerz verkümmert seine Ruh.
Und Blumen pflückt's mit kindlichem Verlangen,
Nur wenn ein Dorn die zarte Hand gefangen,
Schleicht das Gefühl der Unlust in sein Herz;
Ein Veilchen winkt, sein Kummer ist vergangen –
Die Lust wohnt in uns, außer uns der Schmerz.
Ernst Schulze
Dienst – im Dienst! o schlimmes Wort,
Das klingt so starr und frostig;
Die Lieb' ist hin, der Lenz ist fort,
Mein Herz, werd' mir nicht rostig.
Trompete sieht mich traurig an,
Mit Flor ist sie umhangen;
Sie haben den lustigen Fiedelmann
In Käfig eingefangen.
Die schwere Zeit, die schwere Not
Sank lastend auf ihn nieder,
Muß spielen um sein täglich Brot –
Verstummt sind seine Lieder.
Der einst, die Zither leicht im Arm,
Sang an des Rheines Welle,
Schlägt jetzt den Takt – daß Gott...
Joseph Victor von Scheffel
Christkindchen
Wo die Zweige am dichtesten hangen,
die Wege am tiefsten verschneit,
da ist um die Dämmerzeit
im Walde das Christkind gegangen.
Es mußte sich wacker plagen,
denn einen riesigen Sack
hat's meilenweit huckepack
auf den schmächtigen Schultern getragen.
Zwei spielende Häschen saßen
geduckt am schneeigen Rain.
Die traf solch blendender Schein,
daß sie das Spielen vergaßen.
Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohren
und suchte die halbe Nacht,
ob das Christkind von all seiner...
Anna Ritter
Woher sie kam, wohin sie ging,
Das hab ich nie erfahren.
Sie war ein namenloses Ding
Von etwa sechzehn Jahren.
Sie küsste selten ungestüm,
Dann duftete es wie Parfüm
Aus ihren keuschen Haaren.
Wir spielten nur, wir scherzten nur:
Wir haben nie gesündigt,
Sie leistete mir jeden Schwur
Und floh dann ungekündigt.
Entfloh mit meiner goldnen Uhr.
Am selben Tag, da ich erfuhr,
Man habe mich entmündigt.
Verschwunden war mein Siegelring
Beim Spielen oder Scherzen.
Sie war ein zarter...
Joachim Ringelnatz
Dreiste Blicke
Über die Knie
Unter ein Röckchen zu schaun -–
Wenn sie doch das und die
Haben, die schönen Fraun!
Über einen öffnenden Saum
In Täler zwischen Brüstchen
Darf Blick wie stiller Traum
Stürzen sein Lüstchen.
Sollen doch Frauen auch
So blicken, – nicht schielen –
Wenn Arm, Popo und Bauch
In Fältchen spielen.
Nimm, was der Blick dir gibt,
Sei es, was es sei.
Bevor sich das selber liebt,
Ist's schon vorbei.
Joachim Ringelnatz
Der Nachbar
Fremde Geige, gehst du mir nach?
In wieviel fernen Städten schon sprach
deine einsame Nacht zu meiner?
Spielen dich hunderte? Spielt dich einer?
Gibt es in allen großen Städten
solche, die sich ohne dich
schon in den Flüssen verloren hätten?
Und warum trifft es immer mich?
Warum bin ich immer der Nachbar derer,
die dich bange zwingen zu singen
und zu sagen: Das Leben ist schwerer
als die Schwere von allen Dingen.
Rainer Maria Rilke
Wie wir auch alles in der Nacht benannten, –
nicht unser Name macht die Dinge groß:
es kommen Pfeile, stark und atemlos,
aus Bogen, welche sich zu Spielen spannten.
Und so Pilger, welche unvermutet,
da eines letzten Vorhangs Falten fielen,
den Altar schaun, darauf der Becher blutet,
und nicht mehr rückwärts können aus dem Heile:
so in die Kreise stürzen sich die Pfeile
und stehen zitternd mitten in den Zielen.
Rainer Maria Rilke
Die Zeit
sitzt auf einem Baumstumpf
und bläst Seifenblasen
in den Wind.
In einer davon
sitzt du.
Du winkst, schreist,
willst sie
auf dich aufmerksam machen.
Doch sie
nimmt keine Notiz von dir,
zu vertieft ist sie
in ihre Beschäftigung.
Immer neue, prächtigere Kugeln
Übergibt sie ihrem Schicksal.
Plötzlich, ganz unerwartet,
wendet sie sich um zu dir
und blickt dich an
mit ihren sanften, ruhigen,
klaren, blinden Augen:
"Komm.
Wir wollen spielen!'
Schicksal.
Wolfgang J. Reus
Ewigkeiten
Es spielen blonde Kinder an dem Meer,
die blauen Blicke leise zu mir gleiten,
die blauen Wogen schenken Muscheln her,
wenn sie zurück vom Meeresstrande schreiten.
Es schenkt das Kind – was eine Unschuld gibt:
den Dankesblick, der Gott und Erde liebt.
Ich sehe Gott im Kinderaugenglanz,
ich höre ihn in stetem Wogenrauschen,
und jetzt erst fasse ich sein Wunder ganz:
Ich sehe Ewigkeiten Schätze tauschen!
und jene Frage ist für mich vorbei,
in welcher Ewigkeit er größer sei.
Anton Renk
Klartext
Menschen durchforsten die Läden,
gönnen sich kaum eine Pause,
kaufen nur Nonsens in Massen,
schleppen viel Plastik nach Hause.
Kinder spielen auf Müllhaufen,
atmen die schädlichen Gase,
fangen schon früh an zu saufen,
ziehen sich Koks in die Nase.
Ausländer werden verachtet,
und Regeln werden gebrochen,
im Park mit Bier übernachtet,
eigener Wortschatz gesprochen.
Verpönt sind Würde und Anstand,
genau wie Güte und Respekt,
keiner reicht dem Andern die Hand,
sieht achtlos zu, wie er...
Horst Rehmann
Könnt' ich spielen eine Laute,
Wüßt' ich, wem ich mich vertraute:
Vor dein Fenster würd' ich treten,
Könnt' ich blasen auf der Flaute;
Worte scheinen mir so nüchtern,
Daß mir oft vor ihnen graute!
Worte hört man nicht von ferne
Wie die süßen Flötenlaute;
Dennoch soll die Welt erfahren,
Was ich Holdes an dir schaute:
Schwarzes Auge! Goldne Locken!
Üpp'ge Glieder, schöngebaute!
Nach dem Vließe deiner Locken
Fährt mein Herz als Argonaute.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Gebrannte Kinder
Es gibt Kinder
die ein gebrannter Finger
davon abhält
je wieder
mit dem Feuer zu spielen
und
es gibt Kinder
die merken
daß eine gebrannte Hand
schnell wieder heilt
und
es gibt Kinder
die wissen
daß man
mit einem gebrannten Arm
mehr spürt
und
es gibt Kinder
die haben begriffen
daß ein gebranntes Herz
immer warm bleibt.
Jörn Pfennig
Manche Menschen sollten sich einmal Gedanken darüber machen
– was sie bewegt, immer und immer wieder ein Feuer zu entfachen,
– sich in fremde Angelegenheiten zu mischen,
um dadurch bewußt ihre eigenen Belange zu verwischen.
– Andere Menschen zu rügen oder zu loben,
das wirkt meist wie eine kalte Dusche von oben,
so daß die anderen, die es betrifft, mit Recht anfangen, zu toben.
– Anderer Menschen Meinung nicht zu akzeptieren,
und immer wieder probieren,
die eigene Meinung...
Karin Obendorfer
Kanonenfutter
die da Krieg machen
und sich die Bäuche füllen
mit Menschen
werden nicht satt
auch die
welche nur die Kanonen liefern
und sagen
was können wir dafür
wenn diese Krieg spielen
aber die andern
die da im Dreck liegen
die nur ihre nackte Haut haben
um sich darin zu verstecken
das sind die
welche angerichtet werden
Anke Maggauer-Kirsche