Sinn Zitate (Seite 28)
Abschied
Nur den Abschied schnell genommen,
Nicht gezaudert, nicht geklagt,
Schneller als die Thränen kommen,
Losgerissen, unverzagt.
Aus den Armen losgewunden,
Wie dir's in der Brust auch brennt,
Was im Leben sich gefunden,
Wird im Leben auch getrennt.
Sollst du tragen, mußt du tragen,
Trage nur mit festem Sinn,
Deine Seufzer, deine Klagen
Wehen in die Lüfte hin.
Soll der Schmerz nicht dich bezwingen,
So bezwinge du den Schmerz,
Und verwelkte Blüthen schlingen
Frisch sich um dein wundes Herz.
Johann Ludwig Deinhardstein
An das Leben
Wieviel, o Leben, dank ich dir,
Du Lehrer groß vor allen,
Ob auch dein Rat nicht immer mir
Im Augenblick gefallen.
Du wiesest mir so manche Kunst,
Die keine Meister lehren.
Du zeigtest mir als eitel Dunst,
Was viele heiß begehren.
Nun bitt ich um das Eine dich.
O woll mirs nicht versagen!
Die letzte Kunst noch lehre mich:
Mit heiterm Sinn entsagen!
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Der Aphorismus
Wie manchmal ward ich tief empört
In meinem Sinne durch so manchen -ismus,
Doch heut' greif ich, wenn mich was stört,
Getrost zum blanken Aphorismus.
Und paßt es diesem oder jenem nicht,
Was ich gebracht aus der Erfahrung Schätzen,
So sag ich ihm gelassen ins Gesicht:
Ich will mich wehren, aber nicht verletzen.
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Als siehst Du in ein Buch hinein
Als siehst Du in ein Buch hinein,
Und des blassen Papieres heller Schein
Liegt Dir im Gesicht, und bleich wie Stein
Wird Deine Stirn von des Buches Licht.
So gehst Du im Herbst den Weg, den hellen.
Die Bäume stehen wie wächserne Zellen,
Durchsichtig wie Körbe, lose geflochten,
Vom Licht durchflackert an allen Stellen;
Sie sind gleich Kerzen mit langen Dochten.
Und bleich beschienen von fremden Schmerzen,
Geht jeder unter den Bäumen hin,
Bleich, als trägt er...
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Wortbrüchigkeit! du schlechtestes der Laster,
Das selbst ein unvernünftig blindes Thier,
Den Elephanten, wild und grimmig macht!
Der Mächt'ge beut des schwachen Führers Stachel
Den Hals geduldig; eine Lastenburg
Läßt er sich auf den Rücken willig thürmen; –
Doch sieh! dasselbe Thier so zahm und milde,
Zerstampft den Wärter unter seinem Fuß,
Erfüllt er endlich sein Versprechen nicht! –
So zarten Sinn für Treue hat das Thier!
Heinrich Joseph von Collin
Die Sterne
Ich sehe oft um Mitternacht,
wenn ich mein Werk getan
und niemand mehr im Hause wacht,
die Stern' am Himmel an.
Sie gehn da, hin und her zerstreut,
als Lämmer auf der Flur;
in Rudeln auch und aufgereiht
wie Perlen an der Schnur;
und funkeln alle weit und breit,
und funkeln rein und schön;
ich seh die große Herrlichkeit
und kann mich satt nicht sehn,
dann saget unterm Himmelszelt
mein Herz mir in der Brust:
"Es gibt was Bess'res in der Welt,
als all ihr Schmerz und...
Matthias Claudius
Geh du nur hin!
Ich war auch jung und bin jetzt alt,
Der Tag ist heiß, der Abend kalt,
Geh du nur hin, geh du nur hin,
Und schlag dir solches aus dem Sinn.
Du steigst hinauf, ich steig hinab,
Wer geht im Schritt, wer geht im Trab?
Sind dir die Blumen eben recht,
Sind doch sechs Bretter auch nicht schlecht.
Adelbert von Chamisso
Hätte diese Nacht doch länger gedauert –
Wären die Stunden nicht so geeilt!
Ich hätte noch viel länger Deinen Duft einatmen können –
Ich hätte mich noch viel länger der Lust hingegeben!
Doch der Tag kam unaufhaltsam näher und somit auch der Abschied aus deiner zarten Umarmung.
Lieben fällt so leicht, doch der Abschied so schwer –
Ich möchte dich zum Vibrieren bringen wie eine Stimmgabel –
Dir leichte sinnliche Töne entlocken und deine Sinne zum Entgleiten bringen.
Die Worte, die deine Lippen...
by SPODO
Espresso
Bitte einen Espresso!
Klein-Schwarz-Stark.
Mit Zucker!
Versteht sich ja von selbst.
Die wahre Würze liegt in der aromatischen
Kürze dieses Getränkes.
Ich schlürfe –
Spüre wie meine Gedanken erwachen –
Espresso – mein Getränk!
Vielleicht ist es mehr als nur das – ich vergaß –
Na ja – klar – wunderbar –
Nach einem Espresso steht mir der Sinn nach Liebe –
Vielleicht trinke ich deshalb so viel – Kurz-Schwarz-Stark
Ich denke dies während ich vor einem Pissoir stehe und pinkle...
by SPODO
Enter
Der Zeitpunkt
Jene 10000-stel Sekunde
Worte werden hinaus entlassen und begeben sich auf die lange Reise
Wer sie fängt , wird berührt.
An welcher Saite kann keiner sagen
- du mußt eben etwas wagen
Öffnen-schauen-lesen.
Vertrauen auf den, der dies geschrieben.
Dem Sinnlosen einen Sinn geben, das Verlorene wiederfinden das abgestumpfte wieder spitzen und empfinden
Ich drücke dich
Enter
by SPODO
Du warst noch so ein kleines Mädchen
Von acht, neun Jahren ungefähr,
Da fragtest du mich vertraut und wichtig:
Wo kommen die kleinen Kinder her?
Als ich nach Jahren dich besuchte,
Da warst du schon über den Fall belehrt,
Du hattest die alte vertrauliche Frage
Hübsch praktisch gelöst und aufgeklärt.
Und wieder ist die Zeit vergangen.
Hohl ist der Zahn und ernst der Sinn.
Nun kommt die zweite wichtige Frage:
Wo gehen die alten Leute hin?
Madam, ich habe mal vernommen,
Ich weiß nicht mehr so...
Wilhelm Busch
Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke
Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke
Des Lebens Spiegel fort in wilder Flut,
Die Sehnsucht in die Ferne nimmer ruht,
Und weinend schaut Erinnerung zurücke
Da blickt aus einer Blume neu Geschicke.
Zwei blaue Kelche voll von Liebesglut
Erwecken in dem Flüchtling neuen Mut;
Daß er das Leben wieder jung erblicke.
Es hat der Sinn die Aussicht wiederfunden,
Er sieht im klaren Strome abgespiegelt,
Des Wechsel-Lebens zwiefach-lieblich Bild,
Die Fläche ruht...
Clemens Brentano