Sich Selbst Lieben Zitate (Seite 2)
O du, vor dem die Stürme schweigen,
Vor dem das Meer versinkt in Ruh,
Dies wilde Herz nimm hin zu eigen
Und führ' es deinem Frieden zu;
Dies Herz, das ewig umgetrieben
Entlodert, allzurasch entfacht,
Und, ach, mit seinem irren Lieben
Sich selbst und andre elend macht.
Entreiß es, Herr, dem Sturn der Sinne,
Der Wünsche treulos schwankem Spiel;
Dem dunkeln Drange seiner Minne,
Gieb ihm ein unvergänglich Ziel;
Auf daß es, los vom Augenblicke,
Von Zweifel, Angst und Reue frei,
Sich einmal ganz...
Emanuel Geibel
Fragwürdiges
Wie soll jemand,
der keine Zeit
zum Genießen hat,
einen guten Geschmack
entwickeln können?
Wie soll jemand,
der es nicht schafft,
sich ein eigenes Urteil
zu bilden,
auf Vorurteile
verzichten können?
Wie soll jemand,
der seine Lebendigkeit
verloren hat,
den Sinn des Lebens wiederfinden?
Wie soll jemand,
der sich selbst nicht
leiden kann,
andere lieben können?
Ernst Ferstl
Liebesspiele
Die keuschen, weißen Anemonensterne,
Fünf an der Zahl, wie deines Namens Zeichen,
Fünfblättrig wieder jeder Stern – du lächelst?
Ach, Liebe liebt zu deuten und zu gleichen.
Heut sind es Töne, morgen winden Reime
Den Kranz um dich und deinen lieben Namen,
Und immer kränzen Garten, Feld und Wiese
Dein liebes Bild mit einem neuen Rahmen.
Was bleibt mir denn, als diese holden Spiele
Der Phantasie? Herzblumen, dich zu schmücken.
Wenn jede süße Hoffnung ihr genommen,
Muß sich die Liebe...
Gustav Falke
Der Kult des Altruismus ist eine bestimmte ängstliche, rückversichernde Form des Egoismus. Eigenliebe und Gemeinsinn, darüber läßt sich nachdenken. Daß jeder den Nächsten mehr lieben soll als sich selbst und der Nächste wieder den Nächsten und so fort, das ist das beste Mittel, um eine Gemeinschaft zu schaffen, in welcher keiner über seine eigenen Interessen nachdenkt und welche man infolgedessen am besten in die Hand bekommt.
Carl Jakob Burckhardt
Glücklich, glücklich nenn ich den,
Dem des Daseins letzte Stunde
Schlägt in seiner Kinder Mitte.
Solches Scheiden heißt nicht Sterben;
Denn er lebt im Angedenken,
Lebt in seines Wirkens Früchten,
Lebt in seiner Kinder Taten,
Lebt in seiner Enkel Mund.
O es ist so schön, beim Scheiden
Seines Wirkens ausgestreuten Samen
Lieben Händen zu vertraun,
Die der Pflanze sorglich warten,
Und die späte Frucht genießen;
Im Genusse doppelt fühlend
Den Genuß und das Geschenk.
O es ist so süß,...
Franz Grillparzer