Sehnsucht Zitate (Seite 17)
Nur Eines kann ich!
Gedenk' ich dein, kann ich nichts And'res thun,
Nun will mein Herz, daß dein ich stets gedenke!
Die Seel' ist thätig, mag die Hand d'rum ruhn,
Gedank' an dich hat himmlische Geschenke.
Wenn Gott die Liljen, die nicht sä'n, nicht erndten,
Die nichts gelernt, in seiner Huld ernährt,
Wird Denen, die von Sehnsucht leben lernten,
Des Heilands Spruch gewißlich auch bewährt;
D'rum denk' ich dein, und ewig denk' ich dein,
Das And're all mag Gott empfohlen seyn!
Friedrich Wilhelm Gubitz
Lebensüberfluß
Rauschende Bäche quellenden Lebens,
Tönet wie Lieder in meine Ruh!
Sehet, erfüllt ist's: nimmer vergebens
Schau' ich in Sehnsucht den Wellen zu.
Draußen in sommerdämmernder Laube
Wiegt die holde Geliebte mein Kind,
Hoch an dem Dache reift mir die Traube,
Goldne Fäden die Parze spinnt.
Schwellende Segel auf ruhigen Wogen
Bringen mir Gäste, Früchte und Fracht;
Meine Auen sind bienenumflogen,
Nachtigallen singen bei Nacht.
Rauschende Bäche quellenden Lebens,
Spült ihr mich fort...
Julius Waldemar Grosse
Schweigen
Als ich noch jung war,
Liebt' ich zu klagen,
All, was dem Herzen leid,
Vielen zu sagen.
Nun, da ich älter,
Hehl' ich die Pein,
Schließe den Kummer
Im Innersten ein.
Denn ich erfuhr es:
Kalt ist die Welt,
Und nur der Anteil
Lindert, was quält.
Sowie das Vöglein,
Jedermann kennt's,
Das seine Liebe
Flötet im Lenz,
Aber vorüber
Rosen und Brut,
Lautlos in Zweigen
Fürder nun ruht.
So meine Muse,
Also mein Herz;
War doch ihr Lied nur
Sehnsucht und Schmerz.
Franz Grillparzer
Liebesnacht
O weile, süßer Geliebter!
Es trügt dich nur,
noch hellt, nur wolkengetrübter,
der Mond die Flur.
»Doch nimmer weilen und halten
die Wolken dort,
es führen sie wilde Gewalten
von Ort zu Ort.«
Ein Traum ist alle das Treiben
in dunkler Höh,
doch uns muß ewig verbleiben
der Sehnsucht Weh.
»Ich seh' nur Kommen und Scheiden
am Himmelszelt,
es zieht die Seele der Leiden
durch alle Welt.«
Die Wolken wandern so nächtig
ohn Schmerz und Lust,
ich aber ziehe dich mächtig
an meine Brust.
Martin Greif
Ein Brief
Mein liebes Kind! Die Schwalben ziehen fort,
Die letzten Rosen sind nun auch verdorrt.
Der große Garten schien noch nie so leer,
Es blühen nur die blassen Astern mehr.
Und meine Sehnsucht brennt so lichterloh –
Ich weiß es nun, ich werde nimmer froh,
Bis ich dir wieder in die Augen seh. –
Verbrenne diesen Brief! Er ist so weh…
Ernst Goll
(Prinzessin:)</em>
Wohl ist sie schön, die Welt! In ihrer Weite
Bewegt sich so viel Gutes hin und her.
Ach, daß es immer nur um einen Schritt
Von uns sich zu entfernen scheint
Und unsre bange Sehnsucht durch das Leben
Auch Schritt vor Schritt bis nach dem Grabe lockt!
So selten ist es, daß die Menschen finden,
Was ihnen doch bestimmt gewesen schien,
So selten, daß sie das behalten, was
Auch einmal die beglückte Hand ergriff!
Es reißt sich los, was erst sich uns ergab,
Wir lassen los, was wir...
Johann Wolfgang von Goethe
Mit dem Vogel sind geflogen
seine Kinder über's Meer.
Droben ward der Himmel trüber,
drunten brausten Sturmeswogen,
und die Kinder klagten sehr:
Ach, wie kommen wir hinüber?
Nirgends will ein Land uns winken,
und die müden Schwingen sinken.-
Aber ihre Mutter sagt:
Kinder, bleibet unverzagt!
Fühlt ihr nicht im tiefsten Innen
unaufhaltsam einen Zug,
neuen Frühling zu gewinnen?
Auf, in jenem ist kein Trug!
Der die Sehnsucht hat gegeben,
er wird euch hinüberheben,
und euch trösten, balde,...
Johann Wolfgang von Goethe
Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend'ge will ich preisen
Das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du...
Johann Wolfgang von Goethe
Im Frühling
Ach wer hat es nicht erfahren,
Daß ein Ton, ein Blick, ein Duft,
Was vergessen war seit Jahren
Plötzlich vor die Seele ruft.
Also kommt in dieser süßen
Frühlingszeit von Wald und Fluß
solch Erinnern oft und Grüßen,
Daß ich tief erschrecken muß.
Weisen, die gelockt den Knaben,
Dämmern auf in meinem Ohr;
Dunkle Sehnsucht längst begraben,
Zuckt wie Blitz in mir empor.
Und wenn hoch die Sterne scheinen,
Geht im Traum durch meinen Sinn
Wirkend, mit verhaltnem Weinen,
Die verlorne Liebe...
Emanuel Geibel
Liebesglück
O wie so leicht in seligen Genüssen
Sich mir die Stunden jetzt dahinbewegen!
Ins Auge schau' ich dir, bist du zugegen,
Und von dir träum' ich, wenn wir scheiden müssen.
Oft zügeln wir die Sehnsucht mit Entschlüssen,
Doch will sich stets ein neu Verlangen regen,
Und wenn wir kaum verständ'ger Rede pflegen,
Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen.
Der erste weckt Begier nach tausend neuen,
Es folgt auf Liebeszeichen Liebeszeichen,
Und jedes scheint uns höher zu erfreuen.
Nun...
Emanuel Geibel
Weihnachten gefunden
Worte die ins Nichts verschwinden,
Worte die man nicht gehört
werden plötzlich wieder deutlich,
werden nicht durch Furcht zerstört.
Augen, die sonst blind vor Leiden
sehen endlich wieder hell.
Münder, die sonst still, voll Schweigen
sprechen wieder laut und schnell.
Ohren, die sonst nichts mehr hören
öffnen sich dem neuen Wort,
weil der Heiland kommt hernieder
hier zu uns an diesem Ort.
All das Dunkle, all das Graue
wird nun hell und leuchtet klar,
weil die Sehnsucht in...
Klaus Flüß
Liebeslied
Dich sehen,
ist: die Heimat haben!
dich sehen,
ist: zu Hause sein!
alle Sehnsucht ist begraben,
alle Wünsche schlummern ein!
Und ich weiß nichts mehr von draußen,
weiß nichts mehr von Müh und Plag,
und wie einsam es gewesen
und wie freudlos jeder Tag!
Alles ach ist selig schöner
Friede nur und Sonnenschein!
dich sehen,
ist: die Heimat haben!
dich sehen,
ist: zu Hause sein!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen