Seele Zitate (Seite 50)
Frühlingsahnung
Nun steht daheim der Weißdornstrauch
In ersten Knospentrieben:
Und durch die Lüfte weht ein Hauch
Von leisem Lenz und Lieben.
Nun singt daheim im Abendrot
Die Amsel auf dem Flieder:
»Vergeßt des Winters bange Not: –
Bald büh'n die Veilchen wieder.«
Hier starrt noch ringsum Frost und Eis:
Und doch, mit Südlandstrieben,
Durch meine Seele wogt es leis,
Ganz leis, wie Lenz und Lieben.
Felix Dahn
Gebet um Liebe
O ew'ge Liebe, heil'ge mich
Mit deinen sanften Gluten,
In meine Seele senke dich,
Wenn meine Wunden bluten!
Wenn ich aus dieser wüsten Welt
Nach Licht und Rettung spähe,
Ist nichts, was meine Hoffnung hält,
Als deine sel'ge Nähe!
O halte mich in deinem Arm,
Mir graut vor dem Erkalten,
Und mach' das Herz mir hell und warm
Bis in die tiefsten Falten.
Mit deiner Glut verzehre mich,
In dir laß mich vergehen,
Ich will nicht mich, ich will nur dich,
In dir nur auferstehen!
Du wirst...
Ernst Curtius
Laß mich deine Augen fragen
Ob mein Mund auch dürfte nimmer
Liebesworte zu dir sagen,
Dürft' ich nur der Blicke Schimmer,
Dürft' ich deine Augen fragen.
Dir in Augen möchte ich lesen,
Forschen, wie in heil'gen Sagen,
Ob auf Sternen du gewesen
Eh' die Erde dich getragen?
Ach, ein Wort schafft hohe Wonne
Und ein Wort kann Wunden schlagen;
Laß aus deiner Augen Sonne
Nicht die Lippe mich verjagen.
Nie wird Eden leuchtend helle,
Nie mich deine Seele tragen;
Laß mich lauschen an der Schwelle,
Laß...
Peter Carl August Cornelius
Hyazinthe
Hyazinthe war die teure
Lieblingsblume meiner Mutter,
Die ein Lenzeskind gewesen,
Eine echte Märzgeborne.
Jährlich um des Monats Mitte,
Trat ich morgens in ihr Zimmer
Und bescherte zum Geburtstag
Ihr die ersten Hyazinten.
Lenz durchglomm ihr blaues Auge,
Wob in ihrem feinen Antlitz
Und umstrahlte noch im Alter
den kastanienbraunen Scheitel.
Märzenstark war ihre Seele,
Die sich hob aus allem Niedern
Zum Erhab'nen und zum Zarten
Wie auf sichtbar hellen Schwingen.
Und auch diese Edle...
Emil Claar
Freiheit
Die Freiheit hab' ich erst verstanden,
Als sie mich floh mit scheuem Kuß,
Doch nicht deshalb, weil ich in Banden,
Nein, weil ich andre binden muß.
Das wird ein Auferstehn der Seele,
Ein Fest, von Morgenglanz umspielt,
Sobald ich keinem mehr befehle
Und keiner lebt, der mir befiehlt!
Emil Claar
Was fragst du den Mann
Was fragst du den Mann
Nach Heimat und Haus?
Er hat sie nicht –
Du horchest nach Vater
Und Mutter ihn aus,
Er kennt sie nicht.
Was fragst du den Mann
Nach Kind und Weib?
Er klagt doch nicht,
Daß sie ihn verließ
Mit Seele und Leib
Um einen Wicht …
Was fragst du den Mann
Nach seinem Gott?
Er suchte Licht! –
Warum blieb es dunkel
In Elend und Spott?
Er weiß es nicht.
Ada Christen
Dem fremden Freunde
Es war Dein Wort ein blitzend Schwert,
Das für mich stritt;
Es war Dein Wort der Seele Schrei,
Die für mich litt.
Die herbe Thräne war Dein Wort,
Geweint um mich;
Ein guter Engel war Dein Wort,
Der nimmer wich!
Dein Wort, es gab mir neuen Muth,
Es drang befreiend stolz zu mir;
Du Fremder, sieh mein schlichtes Wort,
Es dankt zu tausend Malen Dir!
Ada Christen
Heimkehret fernher, aus den fremden Landen,
In seiner Seele tief beweget der Wanderer;
Er legt von sich den Stab und knieet nieder,
Und feuchtet deinen Schoß mit stillen Tränen,
O deutsche Heimat! – Woll' ihm nicht versagen
Für viele Liebe nur die eine Bitte:
Wann müd' am Abend seine Augen sinken,
Auf deinem Grunde laß den Stein ihn finden,
Darunter er zum Schlaf sein Haupt verberge.
Adelbert von Chamisso
Geheimnis
Worte, die dein Mund gesprochen, sonnenwarm und sonnenhell,
Küsse, die dein Mund gespendet, unversiegter Wonne Quell,
Wie so selig deine Seele, und ich preis' es immerdar,
Doch das Süßeste, das Tiefste, zeigt kein Bild und faßt kein Reim,
Und es bleibt unausgesprochen zwischen Gott und uns geheim.
Moritz Carrière
O Jugend, wo die Seele glüht
Und alles wagt, nur nicht zu lügen,
Wo der Gedanke Funken sprüht,
Noch eh' er spricht in Blick und Zügen!
Wie anders ist des Mannes Los!
Die Selbstsucht lenket der Hoffnung Segel;
Er selber ist ein Werkzeug bloß
Und liebt und haßt nach einer Regel.
Lord George Gordon Noel Byron
Nichts für schwache Nerven ist das Suchen nach dem
Glück.
Glaubst du es gefunden –
wirft es dich zurück.
Zu glauben, was man liest, hier und jetzt –
dich in eine Scheinwelt hineinversetzt und deine Seele wird
verätzt von dem Schein, der weit entfernt vom Sein.
Der Gedanke ist Verrat an der Tat, die niemals geschieht.
Du siehst was du glauben willst und findest doch nie das,
was du suchst, denn zu weit entfernt ist die Realität –
zu spät!
Zu schlechte Nerven.
by SPODO