Schuld Zitate (Seite 6)
Zum neuen Jahr ein neues Herze,
ein frisches Blatt im Lebensbuch.
Die alte Schuld sei ausgestrichen
und ausgetilgt der alte Fluch.
Zum neuen Jahr ein neues Herze,
ein frisches Blatt im Lebensbuch!
Zum neuen Jahr ein neues Hoffen!
Die Erde wird noch immer wieder grün.
Auch dieser März bringt Lerchenlieder.
Auch dieser Mai bringt Rosen wieder.
Auch dieses Jahr läßt Freuden blühn.
Zum neuen Jahr ein neues Hoffen.
Die Erde wird noch immer grün.
Karl Gerok
Freude, die du schenkst,
wird weiterleben
über deine Frist hinaus;
denn die Freude, die du gibst,
ist ein Schatz, der wächst
und weiterwirkt
und alte Schuld begleicht,
wenngleich dich längst der Rasen deckt.
So wird ein Erbteil still verzehrt,
das Enkeln noch zu sanftem Glück gereicht.
Carl Peter Fröhling
Milde und Demut
Sei milde stets und halte fern
Von Hoffahrt deine Seele;
Wir wandeln alle vor dem Herrn
Des Wegs in Schuld und Fehle.
Woll' einen Spruch, woll' ein Geheiß
Dir in die Seele schärfen:
Es möge, wer sich schuldlos weiß,
Den Stein auf andre werfen.
Die Tugend, die voll Stolz sich giebt,
Ist eitles Selbsterheben;
Wer alles Rechte wahrhaft liebt,
Weiß Unrecht zu vergeben.
Theodor Fontane
Widerstand
Denen das Fürchten lernen,
die uns Angst einjagen wollen.
Denen die Unschuld nehmen,
die uns die Schuld
in die Schuhe schieben wollen.
Mit denen ein Hühnchen rupfen,
die uns als Stimmvieh
mißbrauchen wollen.
Denen einen Baum aufstellen,
die unsere Umwelt
aus Profitgier zerstören.
Denen das Wort abschneiden,
die uns mit Versprechungen
abspeisen wollen.
Denen einen Strich
durch die Rechnung machen,
die uns für dumm verkaufen wollen.
Ernst Ferstl
Ich bin mein Lied
Ich bin mein Lied – mein Lied bin ich,
du glaub an mich!
Mein Lied ist weder Spiel noch Scherz –
es ist mein Herz.
Mein Lied ist, was ich könnte sein –
o wär ich rein!
Mein Lied ist, was ich einstens war,
der Schuld noch bar.
Mein Lied ist alles oder nichts:
Ein Hauch zerbricht's –
und doch an seinem luft'gen Kleid
zerschellt die Zeit.
Ich glaube, daß in meinem Lied
der Odem zieht
des Geistes, der da nimmt und gibt
und liebt – und liebt.
Franz Eichert
Ich wär verschlossen, an Vertrauen arm? –
Dann bin ich's unbewußt, daß Gott erbarm.
Nicht kluge Vorsicht ist mir angeboren,
Im Glauben nehm ich's auf mit jedem Toren,
Zur Lüge fehlt mir Feigheit und Geduld.
Mein Denken, all mein Hassen und mein Lieben,
Es steht so klar auf meiner Stirn geschrieben –
Daß ihr nicht lesen lernt, ist eure Schuld.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Weihnachten bewahren
Das ist Weihnachten bewahren.
Ich beschließe zu vergessen,
was ich für andere getan habe,
und will mich daran erinnern,
was andere für mich taten;
ich will übersehen,
was die Welt mir schuldet,
und daran denken
was ich der Welt schulde.
Ich will erkennen,
daß meine Mitmenschen genauso
wirkliche Wesen sind wie ich,
und will versuchen,
hinter ihren Gesichtern
ihre Herzen zu sehn,
die nach Freude und Frieden hungern.
Ich will das Beschwerdebuch gegen die...
Henry van Dyke
Not
Was redet ihr so viel von Angst und Not
In eurem tadellosen Treiben?
Ihr frommen Leute, schlagt die Sorge tot,
Sie will ja doch nicht bei euch bleiben!
Doch wo die Not, um die das Mitleid weint,
Nur wie der Tropfen an des Trinkers Hand,
Indes die dunkle Flut, die keiner meint,
Verborgen steht bis an der Seele Rand -
Ihr frommen Leute wollt die Sorge kennen,
Und habt doch nie die Schuld gesehn!
Doch sie, sie dürfen schon das Leben nennen
Und seine grauenvollen Höhn.
Hinauf schallt's wie...
Annette von Droste-Hülshoff
O mach mich mild! Gib mir für fremden Schmerz
Ein göttlich Neigen und ein warm Erkennen;
Und laß um ein zertretnes Menschenherz
In meinem Herzen tausend Wunden brennen.
Gib meinem Ringen nur das fromme Glück,
In jedem Dunkel deinen Stern zu sehen;
Und laß mich still mit weichem Kindesblick
Durch eine Welt der Nacht und Sünde gehen.
Doch sieht die Schuld mich hilfeflehend an
Und windet sich, von Reuequal zerrissen,
So gib, daß ich die goldne Binde dann
Mit Freuden tausche um ein heilig...
Hedwig Dransfeld
Abend ist's geworden,
Dunkel hüllt uns ein,
Still ist's allerorten,
Still will ich auch sein.
Kindlich und voll Reue
Klag ich meine Schuld,
Hoff auf deine Treue
Und auf deine Huld.
Alles schläft hienieden
In der stillen Nacht.
Ich auch ruh in Frieden,
Denn dein Auge wacht.
Was kann mir denn schaden?
Herr, in deiner Hut
Und in deinen Gnaden
Schlaf ich still und gut.
Schlafe ohne Sorgen,
Denn ich bin ja dein.
Bis mich weckt am Morgen
Deiner Sonne Schein.
Dann will ich auf's...
Georg-Christoph Dieffenbach
Und man erkennt: Verbindlichkeit ist Leben,
und jeder lebt so völlig wie er liebt:
Die Seele will, was sie erfüllt, hingeben,
damit die Welt ihr neue Fülle gibt.
Bei Tag, bei Nacht umschlingt uns wie ein Schatten
im kleinsten Kreis die große Pflicht:
Wir alle leben vom geborgten Licht
und müssen diese Schuld zurückerstatten.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Und bin der Ärmste von der Welt
Ach, nur die Lieder unserer Stunden,
Leg ich als den Entgelt dir hin
Für deine Lieb', der täglich wieder
Ich neue Lieder schuldig bin.
Ich bin der Reichste von den Reichen,
So lang es deinem Blut gefällt
Und kann die Schuld doch nie begleichen,
Und bin der Ärmste von der Welt,
Wenn mal mein Tag kein Lied enthält.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey