Schritte Zitate (Seite 9)
Ich kann es nicht.
Wohl seh' ich gern den Himmel brennen
Mit seiner Sterne Flammenpracht;
Doch Schön'res wüßt' ich nicht zu nennen
Als deiner Augen dunkle Nacht.
Dort strahlt mein Glück, ein heller Schimmer,
In deiner Blicke süßem Licht.
O, sage nicht: Leb' wohl auf immer!
Ich kann es nicht!
Wohl mußt' von dir den Schritt ich wenden
Und wandern über Berg und Tal:
Doch tausend Grüße mußt' ich senden
Als Boten meiner Herzensqual.
Du bist die Stütze meiner Freuden,
Die, wenn sie hin, das Herz...
Johann Meyer
Und manchmal wissen wir's:
's klopft jemand an,
Der Brüder einer, müder Wandersmann.
Wir wissen, jemand steht in Nacht und Graus,
Und seines Klopfens Hallen ist im Haus.
Sein zagend Flehen dringt zu uns herein:
Im Namen Gottes, Brüder laßt mich ein!
Und hören stumm sein Klopfen, seine Bitte.
Zu Tür und Riegel braucht's nur dreier Schritte,
Nur dreier Worte braucht's: Komm Bruder, du!
Sie bleiben ungesprochen und die Tür bleibt zu.
Und jener Wandrer geht, wie er gekommen. –
Dann horchen wir,...
Conrad Ferdinand Meyer
Ewig jung ist nur die Sonne
Heute fanden meine Schritte
mein vergeßnes Jugendtal,
Seine Sohle lag verödet,
seine Berge standen kahl.
Meine Bäume, meine Träume,
meine buchendunkeln Höhn –
Ewig jung ist nur die Sonne,
sie allein ist ewig schön.
Drüben dort in schilf'gem Grunde,
wo die müde Lache liegt,
Hat zu meiner Jugendstunde
sich lebend'ge Flut gewiegt,
Durch die Heiden, durch die Weiden
ging ein wandernd Herdgetön –
Ewig jung ist nur die Sonne,
sie allein ist ewig schön.
Conrad Ferdinand Meyer
Das Wort
Sprich nie ein liebeloses Wort,
denn es ist nicht ein leerer Schall.
Du sendest es zwar von dir fort,
doch bleibt es bei dir überall.
Es geht mit dir, wohin du gehst,
begleitet dich auf Schritt und Tritt,
und ob du es auch nicht verstehst,
es nimmt sogar noch andre mit.
So wächst die liebelose Schar,
die nichts als Böses von dir spricht,
und was zuerst ein Wort nur war,
das wird zum Spruch einst im Gericht.
Karl May
Es nimmt die Jugend Rat vom Augenblick
Und lebt in jedem voll ihr Dasein aus,
Als ob die Zukunft ohne Inhalt sei;
Dem Alter ziemt ein vorbedachtes Ziel
Mit festem Blick und Schritte zu verfolgen,
Sonst bleibt ein Stückwerk unser bestes Thun;
Wie unter Pfuscherhand der Marmor bröckelt,
Der einem Götterbild entgegenreifte.
Friedrich Marx
Klage.
Und sollte nicht das Herz erbeben,
Gebeugt vom Schicksal, rauh und erzen,
Wird ihm ein jeder Schritt durch's Leben
Zum blutigen Markstein neuer Schmerzen?
Wenn Menschen seine Welt zerstören,
Durch Hohn sein innerst Selbst vernichten?
Sollt es sich zürnend nicht empören,
Bleibt ihm Enttäuschung und Verzichten?
Sein Schrei nach Frieden ist vergebens,
Getränkt mit Wermut ward sein Fühlen...
Du gold'ner Quell des ew'gen Lebens,
Vermagst du einst, dies wegzuspülen?
Eugenie Marlitt
Mein Weg
Manchmal macht es mir Spaß,
auf meinem Weg
Purzelbäume zu schlagen,
voll Übermut
und ein bißchen unvernünftig.
Dann hüpfe ich
über die Steine der Konventionen,
springe
über den Zaun der Angepaßtheit,
gehe ein paar Schritte
auf der Straße Phantasie.
Dort kommen mir
meine Träume, Wünsche
und Hoffnungen entgegen,
Hand in Hand
gehen wir zusammen,
ein kleines Stück.
Ruth W. Lingenfelser
Ich lächle ihm zu…
Ich lächle ihm zu, als wollt' ich sagen,
Daß seine Liebe mir gefällt;
Das giebt ihm Mut, den Schritt zu wagen,
Den keiner Sitte Macht mehr hält.
Er nimmt mir meine beiden Hände
Und hält sie fest mit langem Kuß,
Bis ich mich bebend von ihm wende
Und sage, daß er gehen muß.
Da leuchtet tief in seinen Blicken
Der heiße Glanz, der mich erschreckt –
Es wagt sein Auge auszudrücken,
Was ich erschauernd längst entdeckt.
Es zwingt mich dieses stumme Flehen,
Ich geb' mich hin dem...
Thekla Lingen
Mit Deinem Glanz
Mit Deinem Glanz
willst Du aus unserem Alltag
etwas Besonderes gestalten
Mit Deinem Licht
willst Du unsere Nöte und Sorgen erhellen
und uns auf unserem Weg begleiten
Mit Deiner Kraft
willst Du unserer Müdigkeit begegnen
und uns Mut
für den nächsten Schritt geben
Mit Deiner Barmherzigkeit
willst Du unsere menschlichen
Unvollkommenheiten zudecken
Mit Deiner Geduld
hilfst Du uns immer wieder auf
wenn wir gefallen
und mit uns am Ende sind
Mit Deiner Treue
läßt Du uns Deine...
Gudrun Kropp
Abend
Die Stunden trugen jede eine Last,
Solang' die Sonne wachte, in den Händen,
Als wollte nimmer sich der Kreis vollenden.
Nun aber war der letzte Glanz verblaßt.
Und endlich hob die Krone ab der Tag.
Auf samtnen Schuh'n mit Füßen silberbleichen,
So zog der Abend her aus fernen Reichen
Zur Erde, die noch jüngst in Purpur lag.
Und da der Frieden still ins Zimmer glitt
Und mir die Augen schloß, die heißen, wachen,
Da weckt' er mir ein goldnes Kinderlachen
Und kam mit meiner Jugend frohem...
Friede Henriette Kraze
Der kleine Unterschied
Ein Mensch denkt nach, kommt zu dem Schluß,
Dass endlich was geschehen muß.
Doch was, das weiß er leider nicht,
Deshalb bleibt er der kleine Wicht.
Der Unmensch kommt zum gleichen Schluß,
Nur weiß er, was geschehen muß.
So ist dem Menschen oft – oh' Graus,
Der Unmensch einen Schritt voraus.
Wolfgang (WoKo) Kownatka