Schönsten Zitate (Seite 4)
Vom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Vom Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren.
Urahnherr war der Schönsten hold,
Das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
Das zuckt wohl durch die Glieder.
Sind nun die Elemente nicht
Aus dem Komplex zu trennen,
Was ist denn an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?
Johann Wolfgang von Goethe
Neues Leben
Standest jüngst noch wie verdorret,
Schlanker Baum auf stiller Au!
Deine kahlen Wipfel schwankten
Trauernd in der Nebel Grau.
Und nun prangst du tausenblütig
In dem schönsten Festtagskleid!
Neues Leben kehrte wieder
Und dahin ist Winterleid.
Stillt auch meines Herzens Sehnen
Bald ein lindes Frühlingsweh'n?
Feiert auch mein Geist beseligt
Bald ein herrlich Aufersteh'n?
Johann Philipp Glöckler
Glut des Sommers
Aus einer Knospe, dicht behaart,
kommt sie zerknautscht ans Licht,
sie wird zur Schönsten ihrer Art,
noch glaubt man ihr es nicht.
Sie öffnet sich, sie streicht ihr Kleid,
gleicht seidigstem Papier,
entfaltet sich voll Heiterkeit,
jetzt glauben wir es ihr.
Die Sonne hat ihr Rot entdeckt,
sie gibt ihr lichten Glanz,
die Glut des Mohnes ward geweckt
zum sommerlichen Tanz.
Klaus Ender
Vorabend
Nun, Liebster, geh und scheide,
die letzte Trennung leide,
die noch uns trennet Beide.
Nun laß uns ruhn und träumen,
daß wir keine Stunde versäumen,
die morgen kommen mag,
nun, Liebster, geh, nun scheide,
morgen ist auch noch ein Tag,
morgen! morgen!
Nun, Liebster, geh, und scheide,
bis wir im Feierkleide
uns wiedersehen Beide,
bis uns für immer einet
das Licht, das morgen scheinet
der schönsten Stunde Schlag,
nun, Liebster, geh, nun scheide,
morgen ist auch noch ein Tag,
morgen!...
Peter Carl August Cornelius
Drum
Wie dunkel ist der Lebenspfad,
Den wir zu wandeln pflegen.
Wie gut ist da ein Apparat
Zum Denken und Erwägen.
Der Menschenkopf ist voller List
Und voll der schönsten Kniffe;
Er weiß, wo was zu kriegen ist
Und lehrt die rechten Griffe.
Und weil er sich so nützlich macht,
Behält ihn jeder gerne.
Wer stehlen will, und zwar bei Nacht,
Braucht eine Diebslaterne.
Wilhelm Busch
Wenn Du mich fragen würdest
Wenn Du mich fragen würdest,
was ich am schönsten an Dir fände,
dann sagt’ ich Dir,
es ist Dein Kopf.
Voll mit Gedanken,
klug
und trotzdem schwer nur zu verstehen.
Eigensinnig,
widersprüchlich,
unbeständig
und so wunderschön.
Doch fragtest Du mich mal danach,
was ich am meisten an Dir mag,
dann sagt’ ich Dir,
Liebste – es sind Deine Hände.
Bernhardt Bless
Verzagt
Soll ich wieder schwärmen, ich,
Der ich müd bin und verdrossen,
Schicksalslaugenübergossen
Traurig, trüb und jämmerlich?
Soll ich? Nein, ich drücke mich.
Meine Schwärmer sind verschossen,
Und das Schicksal hat beschlossen:
Keine Wonnen mehr für dich.
Aber deine Augen, Kind,
Sind bestimmt, das Glück zu schauen,
Das im schönsten Bogen geht:
Ruhe, Klarheit, Majestät,
Davon deine Augenbrauen
Allerschönstes Abbild sind.
Otto Julius Bierbaum
Traum durch die Dämmerung
Weite Wiesen im Dämmergrau;
Die Sonne verglomm, die Sterne ziehn;
Nun geh ich zu der schönsten Frau,
Weit über Wiesen im Dämmergrau,
Tief in den Busch von Jasmin.
Durch Dämmergrau in der Liebe Land;
Ich gehe nicht schnell, ich eile nicht;
Mich zieht ein weiches, samtenes Band
Durch Dämmergrau in der Liebe Land,
In ein blaues, mildes Licht.
Otto Julius Bierbaum