Schmerzen Zitate (Seite 7)
Ach seht wie im Winde
die Linde
nun zittert,
ihr Laub vor dem Walde
zu Balde
verwittert.
Und klag auf der Heide
mit Leide
man übet
so hat mir die Minne
die Sinne
betrübet.
Ach, sehnende Leiden
bescheiden mit Sorgen
die muß ich ertragen
ohn Klagen
verborgen
Die stets mir verholen
gestohlen
den Schlummer
die läßt mich vergehen
in Wehen
und Kummer
Oh gnädig erscheine
du Reine
mir Armen
und laß Dich die Schmerzen
von Herzen
erbarmen
Den Geist mir entbinde
geschwinde vom...
Konrad von Würzburg
Wohin der Weg?
Du fragst: Wohin der Weg?
... Das kann ich dir nicht nennen.
Denn Weg und Ziel muß doch
Ein jeder für sich kennen!
Nie liegt der Weg frei da:
Ein jeder muß ihn schaffen!
Der breite Weg, so nah,
Er ist doch nur für Laffen.
Du mußt dir deinen Pfad
Durch wildes Dickicht hauen
Und ohne Hilf' und Gnad'
Ganz deiner Kraft vertrauen.
Denn unbetretnes Land,
Das wollen wir erkämpfen,
Und drum des Geistes Brand
Durch nichts uns lassen dämpfen.
Und willst du selbst mir nach,
So mußt du...
Karl Ernst Knodt
Wunsch
Was drinnen tief im Herzen jugendlichen Herzen
Von Gottes Hand geschrieben steht,
All' meine Freuden, alle Schmerzen,
Die ganze Liebe und mein gut Gebet,
Hab' ich in meine Bücher hingesungen,
Und ist der Sang, der so dem Mund entweicht,
Lebendig in ein ander Herz gedrungen,
So habe ich mein Ziel erreicht.
Paul Keller
Nun haben wir das Blau gewendet
Und frisch dem Tod ins Äug geschaut;
Kein Ungewisses Ziel mehr blendet,
Doch grüner scheint uns Busch und Kraut,
Und wärmer ward's in unsern Herzen,
Es zeugt's der frohgewordene Mund;
Doch unsern Liedern, unsern Schmerzen
Liegt auch des Scheidens Ernst zugrund.
Gottfried Keller
Und ward dem Tag
Und ward dem Tag all seine Qual
Und weint' er sie aus in Tau,
So öffnet die Nacht den Himmelssaal
Mit ewiger Sehnsucht stummer Qual,
Und eins und eins
Und zwei und zwei
Zieht ferner Welten Genienchor
Aus dunkler Himmelstiefe vor,
Und hoch ob der Erde Freuden und Schmerzen,
In Händen hoch die Sternenkerzen,
Schreiten sie langsam den Himmel dahin
Und wie sie gehen,
Den Sinn voll Trauer,
Seltsamlich wehen
In des Raumes eisigem Schauer
Der Sternenkerzen flackernde Flammen.
Jens Peter Jacobsen
Wenn du, um größ'res Weh zu meiden,
von dem, was du geliebt, mußt scheiden –
Geh nicht in Groll! Geh nicht in Zorn!
Die Zeit wird mildern deine Schmerzen;
Doch gehst du mit verhülltem Herzen,
Bleibt in der Wunde dir der Dorn.
Du mußt ihn immerdar empfinden,
Manch größ'res Leiden wird verschwinden,
Indes das kleine dir verblieb;
Es wird vergiften dir das Leben,
Daß du gezürnt und nicht vergeben;
Drum – eh du scheidest, o vergib!
Ludwig Ißleib
Es war nur ein sonniges Lächeln.
Es war nur ein freundliches Wort.
Doch scheuchte es lastende Wolken
und schwere Gedanken fort.
Es war nur ein warmes Grüßen,
der tröstende Druck einer Hand.
Doch schien's wie die leuchtende Brücke,
die Himmel und Erde verband.
Ein Lächeln kann Schmerzen lindern.
Ein Wort kann von Sorgen befrei'n,
ein Händedruck Sünde verhindern
und Liebe und Glauben erneur'n.
Es kostet dich wenig, zu geben;
Wort, Lächeln und helfende Hand.
doch arm und kalt ist das Leben,
wenn...
Monika Adele Elisabeth Hunnius
Allversöhnend und still mit den armen Sterblichen ging er,
Dieser einzige Mann, göttlich im Geiste, dahin.
Keines der Lebenden war aus seiner Seele geschlossen,
Und das Leiden der Welt trug er an leidender Brust.
Mit dem Tod befreundet er sich, im Namen der andern
Ging er aus Schmerzen und Müh siegend zum Vater zurück.
Johann Christian Friedrich Hölderlin
Amanda, liebstes Kind,
Du Brustlatz kalter Herzen,
Der Liebe Feuerzeug,
Goldschachtel edler Zier,
Der Seufzer Blasebalg,
Des Trauerns Löschpapier,
Sandbüchse meiner Pein,
Und Baumöl meiner Schmerzen,
Die Speise meiner Lust,
Du Flamme meiner Herzen.
Nachtstülchen meiner Ruh
Der Poesie Clystier
Des mundes Alicant
Der Augen Lustrevier
Der Complimenten sitz
Du Meisterin zu schertzen
Der tugend Quodlibet
Calender meiner Zeit
Du Andachts-fackelchen
Du quell der Fröligkeit
Du tieffer abgrund du
Voll...
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Ermahnung
Ach was wollt ihr trüben Sinnen
Doch beginnen!
Traurig sein hebt keine Not.
Es verzehret nur die Herzen,
Nicht die Schmerzen,
Und ist ärger als der Tod.
Auf, o Seele! du mußt lernen
Ohne Sternen,
Wenn das Wetter tobt und bricht,
Wenn der Nächte schwarze Decken
Uns erschrecken,
Dir zu sein dein eigen Licht.
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen,
Alle Lust und alle Qual,
Alles kann ein Herz ertragen,
Einmal um das andere Mal.
Aber weder Lust noch Schmerzen,
Abgestorben auch der Pein,
Das ist tödlich deinem Herzen
Und so darfst du mir nicht sein.
Mußt dich aus dem Dunkeln heben,
Wär es auch um neue Qual,
Leben mußt du, liebes Leben,
Leben noch dies eine Mal!
Hugo von Hofmannsthal
Freundschaft
Ich mach dir Platz in meinem Herzen,
die Tür steht auf, komm doch herein.
Ich teile mit dir Freud und Schmerzen,
nie mehr wirst du alleine sein.
Ganz leise schlichst du in mein Leben,
so unverhofft und über Nacht.
Uns gegenseitig woll’n wir geben,
was uns das Leben leichter macht.
Regina Hesse
Blühende Gräber
Leis verglüht der Tag in den Pappelzweigen,
Glockentöne wiegen den Wald in Schlummer,
durch des Friedhofs träumende Stille weht's wie ewige Sehnsucht.
Sehnsucht eines lange erloschnen Lebens,
Sehnsucht alter, lange vergessner Liebe,
ausgelittene Schmerzen, verblühtes Glück aus früheren Tagen.
Drang des Lebens, bildender Schöpferodem,
deines Waltens heilige Nähe fühl ich,
fühle dich im Säuseln entschlafner Sehnsucht über den Gräbern!
Nicht, Natur, Allmutter, vergißt du...
Wilhelm Hertz
Drängt schon erneuertes Leben
Aus dem erfrornen Reise?
Siehst du die Schollen sich heben?
Regt es sich unter dem Eise?
Morgendlich wärmendes Wehen,
Wiegen und Heben und Senken …
Was will im Innern geschehen,
Wo sich die Wurzeln verschränken?
All du verlornes Empfinden,
Seufzen und Sehnen und Lachen,
Willst du mich wieder umwinden?
Willst du mir wieder erwachen?
Schatten verwundener Schmerzen
Sind nur im Traum noch lebendig
Und in dem klopfenden Herzen
Ruft es und singt es beständig.
Henry von Heiseler