Schmerz Zitate (Seite 6)
Spätes Erkennen
Ach, wär' ich fern geblieben!
Vom Sehen kommt das Lieben,
Vom Lieben kommt der Schmerz:
Mit ihm rastloses Sehnen,
Mit ihm unzähl'ge Thränen,
In Thränen bricht das Herz!
Das Herz, gebrochen eben,
Kann fürder nicht mehr leben,
Muß sterbend bald vergehen.
Bringt Liebe solche Noth,
Und kommt die Lieb' vom Sehen,
So bringt das Sehen Tod!
Ach wär' ich fern geblieben
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Einsam bin ich und alleine
denn es schwebt so süß und mild
um mich her im Mondenscheine
dein geliebtes treues Bild.
Was ich denke was ich treibe
zwischen Freude, Lust und Schmerz,
wo ich wandle, wo ich bleibe,
ewig ist bei dir mein Herz.
Unerreichbar wie die Sterne,
wonneblinkend wie ihr Glanz
bist du nah, doch, auch, so ferne,
füllest mir die Seele ganz.
Johann Wilhelm Wolf
Puzzleteil
Laß mich Dein Puzzleteil sein,
in Deinem Spiel des Lebens,
ich bin dann nur Dein
und all der Schmerz war nicht vergebens.
Laß mich Dein Puzzleteil sein,
Deine fehlende Seite ergänzen,
ich bin dann nur Dein,
aber ich setze Dir keine Grenzen.
Willst Du mein Puzzleteil sein,
mit mir eine neue Welt entdecken,
willst Du mein sein, wie ich Dein,
zwei Leben und doch eins, sich vor uns erstrecken.
Klemens Winterer
Falsche Gewichtung
Es sind nicht die Tränen im Gesicht
sondern das Wasser in den Augen,
welches die Sichtweisen verschwimmen läßt.
Es sind nicht die Risse im Spiegel,
sondern die Splitter in der Haut,
welche den Schmerz unerträglich machen.
Es sind nicht die Schläge im Herzen
sondern die Treffsicherheit des Angreifers
welche uns die Offenheit bereuen läßt.
Es ist nicht das Wissen um unserer Fehler
sondern die Unzulänglichkeit diese zu verhindern
welche uns zu voreingenommenen macht.
Es ist...
Damaris Wieser
Was dich immer drückt, verzage nicht.
Auch das Leiden adelt – klage nicht.
Nur was wieder in den Staub dich zieht,
das Gemeine nur vertrage nicht.
Freude kann veredeln wie der Schmerz,
drum des Lebens Lust entsage nicht.
Vorwärts, unaufhaltsam rollt die Zeit,
und ins Rad zu greifen wage nicht.
Was du bist, das strebe ganz zu sein.
und nach anderm Lohne frage nicht.
Albrecht Graf Wickenburg
Jahres-Ende
Du greises Jahr: du eilst, dem Ziele zu
Rascher und rascher, sehnst dich nach der Ruh
In einem tiefen grenzenlosen Tod.
Doch sieh: ich eile schneller, nach dem Rot
Des neuen Morgens gierig, dir voraus.
O komm! Hinübergeh! Lösch aus, lösch aus!
Gezeichnetes, Beladenes, befleckt
Mit großer Müdigkeit, mit Schmerz bedeckt –
Vergeh – ich werde! Stirb – und ich vermag
Aufzuerstehn: o neuer, reinster Tag!
Maria Luise Weissmann
Die Katzen
Sie sind sehr kühl und biegsam, wenn sie schreiten,
Und ihre Leiber fließen sanft entlang.
Wenn sie die blumenhaften Füße breiten,
Schmiegt sich die Erde ihrem runden Gang.
Ihr Blick ist demuthaft und manchmal etwas irr.
Dann spinnen ihre Krallen fremde Fäden,
Aus Haar und Seide schmerzliches Gewirr,
Vor Kellerstufen und zerbrochnen Läden.
Im Abend sind sie groß und ganz entrückt,
Verzauberte auf nächtlich weißen Steinen,
In Schmerz und Wollust sehnsuchtskrank verzückt
Hörst du sie...
Maria Luise Weissmann
Glücklich ist, wer froh empfindet
Wahre Herzensfreudigkeit,
Wer in seinem Wandel findet
Trost für unglückschwere Zeit.
Glücklich ist, wem es beschieden,
Ganz zu fassen Freud' und Schmerz,
Durch das schönste Glück hienieden;
Durch ein freies, reines Herz.
Glücklich ist, wem es gegeben,
Recht zu handeln immerzu,
Er fühlt selbst bei dürft'gem Leben
Wahren Reichtum – Seelenruh'!
Hermann Weise