Schlaf Zitate (Seite 4)
Guten Abend, gut Nacht,
Mit Rosen bedacht,
Mit Näglein besteckt,
Schlupf unter die Deck!
Morgen früh wenn Gott will,
Wirst du wieder geweckt.
Guten Abend, gut Nacht,
Von Englein bewacht,
Die zeigen im Traum
Dir Christkindleins Baum.
Schlaf nur selig und süß
Schau im Traum's Paradies.
Des Knaben Wunderhorn
Herüber zog eine schwarze Nacht
Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Turme.
Zerschmettert das Kreuz;
Zerdrückt den Altar;
Zermalmt das Gebein in den Särgen –
Die gotischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor
Als wie zu einem Grabe –
Da fährt entsetzt vom Lager empor
Und spricht zur Mutter der Knabe :
"Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,
Das hat den Schlaf...
Georg Weerth
Grabschrift unsres Haushahns
An diesem Baume ruht
der Haushahn, treu und gut.
Er führt' ins achte Jahr
der lieben Hennen Schar.
Als wackrer Ehemann
rührt' er kein Krümchen an,
was wir ihm vorgebrockt,
bis er die Fraun gelockt.
Nun strotzt er nicht mehr
im Hofe stolz umher
und jagt aus seinem Ort
des Nachbarn Hühner fort.
Nun schützt er nicht vor Graun
im Sturm und Nacht die Fraun.
Nun wecket uns nicht früh
sein helles Kikeriki.
Vor Alter blind und taub,
sank er zuletzt in Staub.
Sein Kamm, so...
Johann Heinrich Voß
Schneefall
Das Glitzern seh‘ ich noch. Die Kälte spüre ich nicht mehr. Gefrorenes Haar in fahlem Licht.
Vor Stunden noch war hier ein Weg, verbindend die Dörfer des Schlafs.
Noch wäre es leicht, zu leicht vielleicht, aufzustehen und weiterzugehen.
Der Weg noch da, aber unsichtbar nun für schneeblinde Augen.
Ich brauche keine Nacht mehr, um nicht zu sehen.
Werden sie kommen, die Wölfe?
Mein Heulen wird lauter sein als das ihre.
Welche Glocken läuten da? Ist ein Dorf erwacht?
Ich stehe...
Götz vor dem Gentschenfelde
Ein Schlaf mit großem Falle
Fällt über mein Sein:
Alle Hoffnung, schlummere ein,
Schlummert ein, Wünsche alle!
Nichts seh ich mehr recht
Und kann nichts mehr geben
Auf Gut oder Schlecht ...
O, das trübe Leben!
Eine Wiege ist mein Wille,
Den tief im hohlen Grab
Eine Hand schaukelt auf und ab:
Stille, stille!
Paul Verlaine
Abreise
So hab ich nun die Stadt verlassen,
Wo ich gelebet lange Zeit;
Ich ziehe rüstig meiner Straßen,
Es gibt mir niemand das Geleit.
Man hat mir nicht den Rock zerrissen
Es wär auch schade für das Kleid!
Noch in die Wange mich gebissen
Vor übergroßem Herzeleid.
Auch keinem hat's den Schlaf vertrieben.
Daß ich am Morgen weitergeh;
Sie konnten's halten nach Belieben,
Von einer aber tut mir's weh.
Ludwig Uhland
In Venedig
Stille im nächtigen Zimmer.
Silbern flackert der Leuchter
Vor dem singendem Odem
Des Einsamen;
Zaubrisches Rosengewölk.
Schwärzlicher Fliegenschwarm
Verdunkelt den steinernen Raum,
Und es starrt von der Qual
Des goldenen Tags das Haupt
Des Heimatlosen.
Reglos nachtet das Meer.
Stern und schwärzliche Fahrt
Entschwand am Kanal.
Kind, dein kränkliches Lächeln
Folgte mir leise im Schlaf.
Georg Trakl
Klage
Schlaf und Tod, die düstern Adler
Umrauschen nachtlang dieses Haupt:
Des Menschen goldnes Bildnis
Verschlänge die eisige Woge
Der Ewigkeit. An schaurigen Riffen
Zerschellt der purpurne Leib
Und es klagt die dunkle Stimme
Über dem Meer.
Schwester stürmischer Schwermut
Sieh ein ängstlicher Kahn versinkt
Unter Sternen,
Dem schweigenden Antlitz der Nacht.
Georg Trakl
Geflüster der Nacht
Es ist ein Flüstern in der Nacht,
Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;
Ich fühl's, es will sich was verkünden
Und kann den Weg nicht zu mir finden.
Sind's Liebesworte, vertrauet dem Wind,
Die unterwegs verwehet sind?
Oder ist's Unheil aus künftigen Tagen,
Das emsig drängt sich anzusagen?
Theodor Storm
Die Wacht am Rhei, – merr hat kää Ruh,
Merr heert se alsfort brille.
Mer wille's ja, zum Deiwel zu,
Un ääch um Gotteswille.
Heint Nacht um Zwelf erscht schlaf ich ei,
Da stolpern Zwää voriwwer
Und brille laut die Wacht am Rhei,
So daß ich uffwach driwwer.
Ich haw en ääch mein Dank gezollt:
Ihr Männer ihr, Ihre brave!
Wacht ihr am Rhei, so viel derr wollt,
In Frankfort laßt mich schlafe!
Friedrich Stoltze
O hätt' ich dich gekannt, ein wildes Ding,
Ein trotzig Mägdelein von sechzehn Jahren,
Eh' noch des Lebens Jammer du erfahren,
Eh' noch geschlossen deines Schicksals Ring!
Als wirr das Haar dir um die Stirne hing,
Die kindlich reine; holde Engelscharen
Die keuschen Bilder deiner Träume waren,
Wenn dich der leichte, ros'ge Schlaf umfing!
O, hätt' ich dich gekannt in jener Zeit!
Ich hätte dich erfaßt mit starken Armen,
Dich mir geraubt für alle Ewigkeit.
Mit meiner Brust, der mut'gen,...
Friedrich Spielhagen