Schatz Zitate (Seite 2)
Ein böser Traum
Ich träumte heut, mein Kater wär'
ein hübscher junger Mann,
mit langem dichtem seid'gem Haar,
figürlich richtig stramm.
Ich sprach zu ihm: "Mein lieber Schatz,
komm in mein Bettchen rein,
ich hab für dich den besten Platz,
ich schlaf nicht gern allein."
Er meinte voller Trauer dann:
"Ich glaub, du bist verwirrt.
Ich war einmal ein richt'ger Mann,
doch jetzt bin ich kastriert!"
Poldi Lembcke
Damals und jetzt
Ich habe nicht mehr, was ich einmal hatte.
Alle Formen haben sich verschoben.
Worte haben sich aufgelöst.
Nur Hunger ist geblieben.
Jetzt probiere ich nur noch
die dunklen, schweren Roggenbrote,
mit dem süßen Geschmack des vollen Korns meiner Seele.
Dabei werde ich selbst zu feinem Mehl gemahlen,
zwischen den großen Steinen der Mühle,
die ich selbst gewählt habe.
Aber ich habe, als unermeßlichen Schatz,
mein sich entfaltendes Leben.
Erfüllt mit Licht und zur...
Alexandra Kluxen
Carpe diem! Pflücke den Tag!
Rät der Römer Horaz.
Pflück den Tag wie die Rose im Hag,
Nütze den köstlichen Schatz!
Schäumen die Becher beim Festgelag,
Schäumt die Begeisterung –
Carpe diem! Pflücke den Tag!
Sei mit den andern jung!
Klopft das Glück an das Pförtlein,
Sag eilig zum Gaste: – Herein! –
Carpe diem! Pflücke den Tag!
Hüte das Glück, wenn es dein!
Aber pochen mit dröhnendem Schlag
Sorge und Unheil an –
Carpe diem! Pflücke den Tag!
Lerne ihn mannhaft bestahn!
Ottokar Kernstock
Falscher Alarm
Eine Dame sprach einmal
zum entzückenden Gemahl:
Du bist ein ziemlich krummer Hund
und wetzt mir meine Laune wund.
Der Gatte schwieg, mit Recht entsetzt,
das Nervenkleid stark angefetzt
und sucht in seinen Sündenakten
rasch nach ein paar starken Fakten.
Wird tatsächlich furchtbar fündig,
lächelt taktisch hintergründig
und versucht herauszukriegen
inwiefern mit zwei, drei Lügen
er den Fluch könnt' von sich wenden,
ohne sich zu stark zu schänden.
Deshalb lechzt er zu...
Peter Horton
Den eignen Schranken kannst du nicht entflieh'n,
Sie sind das Maß der dir gewordnen Kraft.
So hüte denn den Schatz, der dir verlieh'n,
Auf daß durch dich er viel des Segens schafft.
Zwar Stückwerk bleibt das Beste, was gelingt,
Je mehr du strebst, je ferner rückt das Ziel.
Oft wird's ein andrer sein, der das vollbringt,
Was unvollendet deiner Hand entfiel.
Du thu' das deine! ob die Saat gedeiht,
Ob unbeachtet sie der Sturm verweht,
Das stell' getrost anheim der künft'gen Zeit,
Die in der Hut...
Christian Henop
Still ist die Nacht, es ruhn die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.
Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht in alter Zeit?
Heinrich Heine
Während ich nach andrer Leute,
Andrer Leute Schätze spähe,
Und vor fremden Liebestüren
Schmachtend auf- und niedergehe:
Treibts vielleicht die andren Leute
Hin und her an andrem Platze,
Und vor meinen eignen Fenstern
Äugeln sie mit meinem Schatze.
Das ist menschlich! Gott im Himmel
Schütze uns auf allen Wegen!
Gott im Himmel geb uns Allen,
Geb uns Allen Glück und Segen!
Heinrich Heine
Abschied
War unersättlich nach viel tausend Küssen,
Und mußt mit einem Kuß am Ende scheiden.
Nach herber Trennung tiefempfundnem Leiden
War mir das Ufer, dem ich mich entrissen,
Mit Wohnungen, mit Bergen, Hügeln, Flüssen,
Solang ich's deutlich sah, ein Schatz der Freuden;
Zuletzt im Blauen blieb ein Augenweiden
An fernentwichnen lichten Finsternissen.
Und endlich, als das Meer den Blick umgrenzte,
Fiel mir zurück ins Herz mein heiß Verlangen;
Ich suchte mein Verlornes gar verdrossen.
Da war...
Johann Wolfgang von Goethe
Vor Gericht
Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht,
Das Kind in meinem Leib. _
Pfui! speit ihr aus: die Hure da! _
Bin doch ein ehrlich Weib.
Mit wem ich mich traute, das sag ich euch nicht.
Mein Schatz ist lieb und gut,
Trägt er eine goldene Kett am Hals,
Trägt er einen strohernen Hut.
Soll Spott und Hohn getragen sein,
Trag ich allein den Hohn.
Ich kenn ihn wohl, er kennt mich wohl,
Und Gott weiß auch davon.
Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr,
ich bitt, lasst mich in Ruh!
Es ist mein...
Johann Wolfgang von Goethe
Vorüber
O darum ist der Lenz so schön
Mit Duft und Strahl und Lied,
Weil singend über Tal und Höh'n
So bald er weiter zieht;
Und darum ist so süß der Traum,
Den erste Liebe webt,
Weil schneller als die Blüt' am Baum
Er hinwelkt und verschwebt.
Und doch! Er läßt so still erwärmt,
So reich das Herz zurück;
Ich hab' geliebt, ich hab' geschwärmt,
Ich preis' auch das als Glück.
Gesogen hab' ich Strahl auf Strahl
Ins Herz den kurzen Tag;
Die schöne Sonne sinkt zu Tal.
Nun komm', was kommen...
Emanuel Geibel
Törichte Träume
Was verfolgt ihr mich, ihr Träume,
will ja gar nichts von euch wissen,
schleicht euch ein in meine Kammer
und versteckt euch in den Kissen. –
Laßt mich endlich doch zufrieden,
fort ins Reich der Nachtgespenster;
in ein Flortuch sank mein Leben,
klopft kein Schatz an Tür und Fenster.
Und doch pocht und klopft es immer:
lachen möcht ich – und ich weine.
Lügenträume! Bin ja morgens
beim Erwachen doch alleine.
Else Galen-Gube