Rock Zitate
Belauschte Frau
Doch ihr Gesicht,
Das sah ich nicht.
Nur Beine, Rock, gebeugten Rücken,
Ein nasses Stück vom Schürzenhang.
Das alles lebte sich beim Bücken
Und Wenden unterm Küchenlicht.
Ich aber stand im dunklen Gang,
Sah nach den unbewachten Beinen
Unter des hochgerutschten Rockes Saum.
Zwei sichre Arme dachte sich mein Traum.
Nur ihr Gesicht das sah ich nicht.
Doch etwas war, als wäre es zum Weinen.
Kein Laut, kein Wort. –
Es ist auch nichts Zunennendes gewesen.
Ich aber weiß: Als ich den...
Joachim Ringelnatz
Abreise
So hab ich nun die Stadt verlassen,
Wo ich gelebet lange Zeit;
Ich ziehe rüstig meiner Straßen,
Es gibt mir niemand das Geleit.
Man hat mir nicht den Rock zerrissen
Es wär auch schade für das Kleid!
Noch in die Wange mich gebissen
Vor übergroßem Herzeleid.
Auch keinem hat's den Schlaf vertrieben.
Daß ich am Morgen weitergeh;
Sie konnten's halten nach Belieben,
Von einer aber tut mir's weh.
Ludwig Uhland
Die letzte Reise
Ein Rabe kommt geflogen;
im Schnabel einen Brief.
Raben bringen schlechte Kunde
und ich erschrecke tief.
Warum keine and'rer Vogel?
Warum die Lerche nicht?
Der Rabe setzt sich nieder,
zu mir im Dämmerlicht.
Des Rabes Blick ist dunkel;
ich nehm den Brief zur Hand.
Und öffne ihn behutsam;
der Rab' schaut unverwandt.
Ein Billet für eine Reise;
auch ein Zettel liegt anbei.
Darauf steht geschrieben,
daß dies die letzte Reise sei.
Der Rabe scheint zu lächeln
und nickt mir...
Manfred Schröder
Denk' öfter: "Wer genießt wohl jetzt das Gute,
Das ich ihm tat?" – Und wär's auch nur der Rock,
Den du dem Bettler gabst; die warme Stube,
Drin jetzt im Winter arme Kinder sitzen;
Und freut dich das – so thue wieder Gutes!
Doch denk' auch: "Wer wohl leidet jetzt das Böse,
Das ich ihm that?" – Und wär's auch nur der Stein,
Den du dem Blinden nicht vom Wege nahmst;
Der Zorn, womit du einen Sanften schaltest!
Und kränkt dich das, so thue wieder Gutes.
Leopold Schefer
Der Mensch ist
immer ein Phänomen.
Er sieht nicht schön aus:
Irgendwie heißt sein Name und
Ruhelos sein Schuh, sein Rock heißt
Elend, seine Zunge Eitelkeit, seine Eingeweide
Wollust, sein Herz Flamme, sein Auge Sonnenheimweh,
sein Wanderstab Nirgendsheim und seine bittere Nahrung
Er selbst.
Christian Morgenstern
Es kommen zu Palmström heute
die wirklich praktischen Leute,
die wirklich auf allen zehn Zehen
im wirklichen Leben stehen.
Sie klopfen ihm auf den Rücken
und sind in sehr vielen Stücken -
so sagen sie - ganz die Seinen.
Doch wer, der mit beiden Beinen
im wirklichen Leben stände,
der wüsste doch und befände,
wie viel, so gut auch der Wille,
rein idealistische Grille.
Sie schütteln besorgt die Köpfe
und drehn ihm vom Rock die Knöpfe
und hoffen zu postulieren:
er wird auch einer der Ihren,
ein...
Christian Morgenstern
Die Gäste der Buche
Mietegäste vier im Haus
Hat die alte Buche.
Tief im Keller wohnt die Maus,
Nagt am Hungertuche.
Stolz auf seinen roten Rock
Und gesparten Samen
Sitzt ein Protz im ersten Stock;
Eichhorn ist sein Namen.
Weiter oben hat der Specht
Seine Werkstatt liegen,
Hackt und zimmert kunstgerecht,
Daß die Späne fliegen.
Auf dem Wipfel im Geäst
Pfeift ein winzig kleiner
Musikante froh im Nest.
Miete zahlt nicht einer.
Rudolf Baumbach