Rests Zitate
Rest
Als uns'rer Seelen Aeolsharfensaiten
Vom Gotteshauch der Liebe laut erklangen,
Als uns're Geister glühend sich durchdrangen,
Nicht wahr, mein Freund! Das waren schöne Zeiten!
Das ist vorbei, und jene Seligkeiten,
Zu süß in ird'schem Gefild' zu prangen,
Sie sind in Nacht und Tod dahingegangen
Als ich dein schwankend Herz sah von mir gleiten.
Doch, ob auch liebeleer nun deine Brust;
Ein starkes Band wird ewig uns vermählen,
Im Innersten ist's trostvoll mir bewußt:
Denn ewig werden uns're...
Betty Paoli
Und wärest du…
Und wärest wie Krösus du reich an Besitz
Und ein Shakespeare an Geist und Witz,
Ein Schlachtengenie wie Napoleon,
Ein großer Erfinder wie Edison,
Und wärest du einer der sieben Weisen,
Ja, würde dich die Welt umkreisen:
Fehlt dir Charakter – ohne Zweifel
Bist und bleibst du der ärmste Teufel.
Friedrich Pesendorfer
An die Geliebte
Wäre ich eine Kerze,
ich würde dir den dunklen Pfad erleuchten.
Wäre ich eine Türe,
sie stünde dir immer offen.
Wäre ich ein Schwert,
du wärest meine Scheide.
Wäre ich dein Büstenhalter,
du hättest es nicht so schwer.
Wäre ich ein Scheich,
ich würde den Harem deinetwegen auflösen.
Wäre ich der Winter,
ich möchte in denen Armen dahinschmelzen.
Wäre ich ein Nichts,
du wärest mein Alles.
Manfred Schröder
Lied
In allen trüben Stunden,
Die mir die Welt gebracht,
Hab' ich allzeit empfunden
Des alten Wortes Macht:
Ein Saatgefilde ist die Zeit,
Du erntest Lust, du erntest Leid –
Der Tag hat seine Stunden
Und ihre Zeit die Nacht.
Das hab' ich immer feste
Gehalten vor dem Sinn,
Es kam und schwand das Beste
So wie das Schlimmste hin.
Harr' aus nur eine Weile lang,
Bis es erinnernd wiederklang,
Und was da bleibt vom Reste,
Der Rest bleibt doch Gewinn.
Wilhelm Jensen
Als ich dir sagte,
ich kann und will mich nur an einen Mann
für den Rest meines Lebens binden,
der innerlich und äußerlich frei ist;
hast du geantwortet:
"Heute ist der erste Tag
vom Rest deines Lebens!"
doch du bist weder innerlich
noch äußerlich frei.
Also müßte ich von rechts wegen tot sein.
Rose von der Au
Doch will ich nicht, daß Du Gefährtin seist!
In diesem Namen prahlt die große Lüge.
Wenn Du bewirkst, daß ich mich klarvergnüge,
Nenne ich gerne dies Bewirken Geist.
Mit andern lebt man, was man leben heißt,
Übt seine Pflicht, spannt sich ins Jochgefüge
Der Arbeit ein für sie und holt sich Büge,
Die keines Gottes Hammer grade schweißt.
Du aber sei für mich das seltne Fest,
Das Bacchanal, bei dem man sich verschwendet!
Denn die Alltäglichkeit macht stumpf und schändet
Den Gott in uns und gibt...
Anton Wildgans
Die rheinischen Weinbauern
An Ahr und Mosel glänzten
die Trauben gelb und rot;
die dummen Bauern meinten,
sie wären aus jeder Not.
Da kamen die Handelsleute
herüber aus aller Welt:
– Wir nehmen ein Drittel der Ernte
für unser geliehenes Geld! –
Da kamen die Herren Beamten
aus Koblenz und aus Köln:
– Das zweite Drittel gehöret
dem Staate an Steuern und Zölln! –
Und als die Bauern flehten
zu Gott in höchster Pein:
da schickt er ein Hageln und Wettern
und brüllte: Der Rest ist mein!
Viel Leid...
Georg Weerth
Der Gefangene
Oftmals habe ich nachts im Bette
Schon gegrübelt hin und her,
Was es denn geschadet hätte,
Wenn mein Ich ein andrer wär.
Höhnisch raunten meine Zweifel
Mir die tolle Antwort zu:
Nichts geschadet, dummer Teufel,
Denn der andre wärest du!
Hilflos wälzt ich mich im Bette
Und entrang mir dies Gedicht,
Rasselnd mit der Sklavenkette,
Die kein Denker je zerbricht.
Frank Wedekind
Der Stelzfuß
Was dem Kutscher seine Pferde,
Was dem Schäfer seine Herde,
Was dem Bauer seine Schwein',
Was dem Rentner seine Rente,
Dem Reporter seine Ente,
Was dem Arzte andrer Pein,
Was dem Pfarrer seine Pfründe,
Was dem Teufel ist die Sünde,
Was dem Winzer ist der Wein,
Was dem Wirth sind seine Gäste,
Was der Köchin sind die Reste,
Was der Blume Sonnenschein, –
Bist du mir, daß du mich nährest,
Speise mir und Trank bescherest!
Drum sollst du gesegnet sein –
Hurrah hoch! mein hölzern Bein!
Heinrich Seidel