Recht Zitate (Seite 32)
Alle, welche dich suchen,
versuchen dich.
Ich aber will dich begreifen,
wie dich die Erde begreift -
Ich will von dir keine Eitelkeit,
die dich beweist.
Ich weiß, daß die Zeit
anders heißt
als du.
Tu mir kein Wunder zulieb,
gib deinen Gesetzen recht,
die von Geschlecht zu Geschlecht
sichtbar sind.
Rainer Maria Rilke
Eins soll der Mensch von Grund aus lernen;
In einem Stücke muß er reifen,
Und in der Nähe, in den Fernen
In seiner Kunst das Beste greifen,
Dann kann er dreist mit Fug und Recht,
Sei's Handwerksmann, sei's Acklerknecht,
Sich stellen in der Bürger Reih'n,
Er wird ein Mann und Meister sein.
Fritz Reuter
Harlekins Liebes-Carmen
Lisette, liebster Rosenstock,
Meines Herzens Zucker-Stengel,
Du meines Leibes Unter-Rock
Mein Schatz und tausend Engel.
Vernimmm den Klang,
Und schönen Gsang,
Die saubern Ritornellen,
So klingen wie Kuhschellen.
Und diß geschieht zu Ehren dir,
Weil ich dich herzlich liebe,
Das Herz in Hosen zittert mir,
Aus lauter Liebes-Triebe,
Du wirst ja auch,
Nach Handwerks-Brauch,
Mich recht von Herzen meynen,
Sonst müßt ich todt mich greinen.
Ach mache mir doch auff geschwind,
Du...
Christian Reuter
Vier Geschwister
Die Älteste, sie eilt voraus,
man kennt sie fast in jedem Haus,
zur Schandtat ist sie stets bereit,
deswegen heißt sie kurz: Bosheit</em>.
Ihre Schwester, keine Frage,
gönnt sich niemals Feiertage,
die Raffsucht ist ihr Elixier,
zu Recht trägt sie den Namen: <em>Gier</em>.
Auch ihr Bruder, welche Schande,
hat den Vorsitz einer Bande,
er wiegelt nur, kennt keinen Spaß,
seit eh und je nennt man ihn: <em>Hass.</em>
Selbst der Jüngste der Geschwister,
trägt nichts Gutes im...
Horst Rehmann
Wonnemonat Mai
Das Schönste von dem langen Jahr,
ist doch der Wonnemonat Mai,
es werden tausend Träume wahr,
der Mensch fühlt sich so richtig frei.
Vergessen ist die Winterzeit,
die Kälte und der tiefe Schnee,
im Land macht sich die Sonne breit,
man tummelt sich am Badesee.
Es sprießt und wächst das zarte Grün,
der Himmel strahlt im schönsten Blau,
so manches Herz beginnt zu glüh'n,
schon bei der ersten Partnerschau.
Den Namen trägt der Mai zu recht,
das "M" steht da für "Majestätisch",
das...
Horst Rehmann
Ein Lied aus alten Tagen
Hütet euch vor Liberalen,
die nur reden, die nur prahlen,
aber arm an Tagen sind,
die bald hier-, bald dorthin sehen,
bald nach rechts, nach links sich drehen
wie die Fahne vor dem Wind.
Hütet euch vor Liberalen,
die bei schwelgerischen Wahlen,
bei gefüllten Festpokalen
Turm der Freiheit sich genannt
und die doch um einen Titel
Zensor werden oder Büttel;
oder gar ein Denunziant.
Robert Eduard Prutz
Freiheit
Die Freiheit läßt sich nicht gewinnen,
sie wird von außen nicht erstrebt,
wenn nicht zuerst sie selbst tief innen,
im eignen Busen dich belebt.
Willst du den Kampf, den großen, wagen,
so setz zuerst dich selber ein:
Wer fremde Fesseln will zerschlagen,
darf nicht sein eigner Sklave sein.
Nur reinen Herzen, reinen Händen,
gebührt der Dienst im Heiligtum;
der Freiheit Werk rein zu vollenden,
dies, deutsches Volk, dies sei dein Ruhm.
Die Lüge winkt, die Schmeichler locken,
mit seiner...
Robert Eduard Prutz
Seelenkampf
Zwei Stimmen kommen nie zur Ruh',
Der Seelenkampf währt unergründet:
Es gibt Vernunft den Gott nicht zu,
Den Liebe träumt und laut verkündet.
Du hast dem Zwist dein Ohr gegeben.
Es ist mein traurig' Los, wie deins,
Mit diesem Widerstreit zu leben.
"Kein Vater leitet diese Welt",
Sagt der Verstand, der urteilsschroffe,
"Hier, wo das Böse recht behält",
Da spricht das Herz: "Ich glaub' und hoffe."
Mit etwas Liebe kommt man weit.
Hoff' auch und glaub' ihn, den ich preise,
Ich spüre...
Sully Prudhomme
Lebensweg
Da
gehst du deinen Weg,
gehst geradeaus,
gehst links,
gehst rechts,
gehst rauf,
gehst runter,
ganz so wie es dir beliebt.
Eines Tages dann
wunderst du dich,
daß alle deine Wege in
immer dieselbe große Straße
münden....
und du beginnst zu ahnen,
daß du die Straße nicht
verlassen kannst.
Es gibt für dich nur diesen Weg,
den du gegangen
und den du bis zum Ende
gehen wirst.
Du kannst deinem
Leben nicht entfliehen.
Manfred Poisel
Wer wußte je das Leben recht zu fassen,
Wer hat die Hälfte nicht davon verloren
Im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Toren,
In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen?
Ja, der sogar, der ruhig und gelassen,
Mit dem Bewußtsein, was er soll, geboren,
Frühzeitig einen Lebensgang erkoren,
Muß vor des Lebens Widerspruch erblassen.
Denn jeder hofft doch, daß das Glück ihm lache,
Allein das Glück, wenn's wirklich kommt, ertragen,
Ist keines Menschen, wäre Gottes Sache.
Auch kommt es nie, wir...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
»Nur« ein Abenteuer
Ich bitte Sie, meine Liebe
meinen Sie es nicht
so verzweifelt abfällig
wenn Sie sagen
ich suche ja nur ein Abenteuer.
Sie haben nämlich recht:
ich suche ein Abenteuer
aber was heißt »nur«?
Das Abenteuer sind Sie
Ihre Seele, Ihr Körper, Ihre Wahrheit
Ihre Wirklichkeit.
Was Sie mir im Gespräch nicht sagen
hoffe ich zu entdecken
wenn wir uns heute lieben.
Diese Hoffnung
macht es zum Abenteuer –
dem schönsten
das es gibt.
Immer wieder ...
Jörn Pfennig
Manche Menschen sollten sich einmal Gedanken darüber machen
– was sie bewegt, immer und immer wieder ein Feuer zu entfachen,
– sich in fremde Angelegenheiten zu mischen,
um dadurch bewußt ihre eigenen Belange zu verwischen.
– Andere Menschen zu rügen oder zu loben,
das wirkt meist wie eine kalte Dusche von oben,
so daß die anderen, die es betrifft, mit Recht anfangen, zu toben.
– Anderer Menschen Meinung nicht zu akzeptieren,
und immer wieder probieren,
die eigene Meinung...
Karin Obendorfer
So recht fidel leb'n und umsunst,
Das, sag ich, das ist d' größte Kunst.
Ein tüchtigen Zins zahln zweimal im Jahr
Und drum ein Quartier hab'n, das kann jeder Narr;
Den Wirt zahln fürs Essen, der Schneider fürs Gwand,
Dazu braucht der Mensch noch kein Quintel Verstand –
Aber ganz ohne Geld leb'n wie i,
Dazu g'hört schon a Genie.
Johann Nepomuk Nestroy
An dem kleinen Himmel meiner Liebe
An dem kleinen Himmel meiner Liebe
will – mich dünkt – ein neuer Stern erscheinen.
Werden nun die andern Sterne weinen
an dem kleinen Himmel meiner Liebe?
Freut euch, meine Sterne, leuchtet heller!
Strahlend steht am Himmel, unverrücklich
eures jeden Glanz und macht mich glücklich.
Freut euch, meine Sterne, leuchtet heller!
Kommt ein neuer Stern in eure Mitte,
sollt ihr ihn das rechte Leuchten lehren.
Junge Glut wird euer Licht vermehren,
kommt ein neuer...
Erich Mühsam
Der Genesene an die Hoffnung
Tödlich graute mir der Morgen:
Doch schon lag mein Haupt, wie süß!
Hoffnung, dir im Schoß verborgen,
Bis der Sieg gewonnen hieß,
Opfer bracht' ich allen Göttern,
Doch vergessen warest du;
Seitwärts von den ew'gen Rettern
Sahest du dem Feste zu.
O, vergib, du Vielgetreue!
Tritt aus deinem Dämmerlicht,
Daß ich dir in's ewig neue,
Mondenhelle Angesicht
Einmal schaue, recht von Herzen,
Wie ein Kind und sonder Harm;
Ach, nur einmal ohne Schmerzen
Schließe mich in...
Eduard Mörike