Orte Zitate (Seite 7)
Das Gänsefüßchen
Das Füßchen, das ich meine,
das hängt an keiner Gans,
es läuft auch nicht alleine
und taugt auch nicht zum Tanz.
Es sind zwei kleine Haken,
die führen etwas an
und wenn wir’s richtig packen,
dann ist auch etwas dran.
Sie sind besonders wichtig,
zitieren wir ein Wort -
und setzen wir es richtig,
war’s nicht der falsche Ort.
So finden sie Beachtung,
wie kaum ein andrer Strich.
Bei richtiger Betrachtung:
Ersetzbar sind sie nicht.
Klaus Ender
Wohl manch Gebet klopft an des Himmels Pforte,
Das keinen Einlaß kann am Tor bekommen:
Weil allen Erdenwust es mitgenommen,
Um zu erscheinen vor dem höchsten Horte.
Wohl ist schon oft an einem stillen Orte
In einer Seele wie ein Blitz erglommen
Ein Lichtgedanke, heil'ger als der Frommen
Gebete und der Priester heil'ge Worte.
Das Beten ist nicht eine ird'sche Bitte,
Es holt nicht erst, es trägt in sich den Segen;
Das Beten ist nicht eine fromme Sitte:
Das Beten ist der Seele freies Regen,
Die...
Karl Ferdinand Dräxler-Manfred
Vor Zeiten gab man Nachricht sich
Durch Ruf von Ort zu Orten,
Eh' noch der Fackeln hell Geleucht
Zur Zeichensprach' geworden.
Zu Fuß, zu Pferde wurden dann
Die Boten ausgesendet,
Bis daß des Dampfs Cyklopenkraft
Das Blättchen hat gewendet.
Auch dieser gehet heute schon
Auf altersschwachen Sohlen,
Bald wird elektrischer Betrieb
Ihn schmählich überholen.
Gestützt auf solches Wesens Macht
Giebt wieder man sich Kunde
Durch Menschenstimme. Also macht
Man nun auf's Neu die Runde.
Erwin Clauss
Sieben kleine Meisen
saßen auf dem Ast.
Sieben kleine Meisen
hielten kurze Rast.
Sieben kleine Meisen
gaben sich Bericht,
Sieben kleine Meisen.
Ich verstand sie nicht.
Sieben kleine Meisen
flogen wieder fort
in die blaue Weite.
Und ich blieb am Ort.
Liebe sieben Meisen
kommt doch wieder her,
liebe sieben Meisen
und erzählt mir mehr!
Matthias Claudius
Der Tod steht schon am Orte,
Wo sich ein Leben regt.
Der Tod steht an der Pforte,
Wo man zu Grabe trägt.
Er geht im Leidgefolge
Ungesehen mit,
Wie er dabei gewesen
Im Leben Schritt für Schritt.
Zum König wie zum Bettler
Sagt er sein letztes Du
Und schließt mit stummen Händen
Die dunkle Pforte zu.
Und geht mit uns nachhause
Und ißt das Abendbrot
Und schweigt und weiß doch alles,
Der Herr der Welt, der Tod.
Matthias Claudius
Lumpella
Du sahst mich in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmels Höhn,
Mit züchtigen verschämten Wangen
Von Dir, mein lieber Schlande, geh'n.
Ich gieng ohn' alles Gut und Habe,
Ins Leben irrt ich wild hinaus,
Und bat mich um eine milde Gabe
in manchem Ort, in manchem Haus.
Da kam auf einmal ein Gens d'arme,
Und nahm mich züchtig an dem Arm.
Erröthend folgt' ich seinen Spuren,
Er brachte mich ins Zuchthaus nun,
Da hieß es, daß ich wegen Huren
Drei Jahre lang soll Buße thun.
Die Zeit...
Ignaz Vincenz Franz Castelli
Schweig, Herz, kein Schrei!
Schweig, Herz, kein Schrei!
Denn alles geht vorbei!
Doch, daß ich auferstand
und wie ein Irrstern ewig sie umrunde,
ein Geist, den sie gebannt,
das hat Bestand.
Ja, alles geht vorbei.
Nur dieses Wunderband,
aus meines Herzens tiefstem Grunde
zu ihrem Geist gespannt,
das hat Bestand.
Ja, alles geht vorbei.
Doch sie, die mich erkannt,
den Harrenden, wildfremd an Ort und Stunde,
ging nicht vorbei, sie stand,
reicht mir die Hand.
Ja, alles geht vorbei.
Doch diese...
Clemens Brentano
Hier!
Dem letzten Deingedenken
Ist dieser Ort geweiht;
Hier will ich mich versenken
In's Meer der Traurigkeit.
Hier lebt' ich sel'ge Stunden –
Sie kehren nimmermehr;
Das Herz kann nicht gesunden,
Die Welt ist todt und leer.
Ein Fieber ward mein Leben,
Mein Traum geht himmelwärts,
Die matten Pulse beben
Im letzten Todesschmerz.
Nun strömt, ihr Thränenfluthen,
Hinab in's Angesicht:
Hier mag das Herz verbluten,
Verglühn der Augen Licht.
Hier hat sich mir erhoben
Ein Glück, das keinem...
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Freiheit
Im Schutze unserer Terrasse geboren,
fliegst du nun deiner Freiheit entgegen.
Kein Baum zu mächtig,
keine Krone zu hoch –
dein Freiheitsdrang
scheint mir grenzenlos.
Mein kleines Eichhörnchen,
paß' gut auf dich auf.
Und wenn die Sehnsucht dich
doch einmal an jenen ruhigen Ort
deiner Herkunft zurückführen soll,
warten immer ein
paar Nüsse auf dich.
Roswitha Bloch
Frühling
Nun ist die Welt in Rosen erwacht,
Gelöst ist die liebliche Fraue.
In Stücken zerbrach der Stirnreif der Nacht,
Und im Morgen lacht
Der blühende Wald und die Aue.
An die Reise nun geht der rieselnde Quell,
Es schimmert die Näh' und die Ferne.
O Tag, sei du mein Trautgesell
Vielhold und hell,
Dir wollt' ich dienen so gerne.
Auf Lerchenschwingen steigt mein Gesang,
Sich über den Wolken zu wiegen.
Doch was im tiefsten Herzen erklang,
Nie laut sich erschwang,
Das wahr' ich getreu und...
Wilhelm Arent