Orte Zitate (Seite 4)
Die Heimat
Was ist die Heimat? Ist's die Scholle?
Drauf deines Vaters Haus gebaut?
Ist's jener Ort, wo du die Sonne,
Das Licht der Welt zuerst geschaut?
O nein, o nein, das ist sie nimmer!
Nicht ist's die Heimat, heißgeliebt.
Du wirst nur da die Heimat finden,
Wo's gleichgestimmte Herzen gibt!
Die Heimat ist, wo man dich gerne
Erscheinen, ungern wandern sieht.
Sie ist's, ob auch in weiter Ferne
Die Mutter sang dein Wiegenlied.
Emil Rittershaus
Daheim
Ein gemütlicher Ort,
ein schöner Lebensraum,
dazu ein liebes Wort,
das ist des Menschen Traum.
Ein zartes Lächeln hier,
ein Händereichen dort,
Gefühle ohne Zier,
das ist des Menschen Hort.
Ein paar nette Blicke,
ein Zwinkern hin und wieder,
Küsse, richtig dicke,
das sind des Menschen Lieder.
Stete Geborgenheit,
gespickt mit Sonnenschein
und Ausgewogenheit,
das nennt der Mensch – daheim.
Horst Rehmann
Das ist unsere Erde
Dieser strahlend schöne Garten,
ein Paradies im weiten All,
mit Kreaturen aller Arten,
ein faszinierend edler Ball,
das ist unsere Erde.
Diese farbenfrohe Kugel,
ein Planet voller Facetten,
mit Ruhepol und Trubel,
frei schwebend, ohne Ketten,
das ist unsere Erde.
Dieser wunderschöne Globus,
ein Juwel der feinsten Sorte,
mit hohem Wert und sehr robust,
plaziert am allerbesten Orte,
das ist unsere Erde.
Horst Rehmann
Ein böser Satz ist schnell gesagt,
Bei dem der Andere selbst weint,
Wenn man den Grund dann hinterfragt,
Wird böse Absicht stets verneint.
Es ist doch nur so raus gerutscht,
Die Sache müsse man versteh'n,
Die Nerven seien aufgeputscht,
Deshalb dies peinliche Verseh'n.
Diese Botschaft wird vernommen,
Doch der Satz bleibt lange haften,
Die Seele ist fortan beklommen,
Nur schwer ist Bosheit zu verkraften.
So manch ein unbedachtes Wort,
zerstört vielleicht ein frohes Leben,
Wenn man es sagt am...
Horst Rehmann
So leb' denn wohl, du stilles Haus!
Ich zieh' betrübt von dir hinaus.
Ich zieh' betrübt und traurig fort,
noch unbestimmt, an welchen Ort.
So leb' denn wohl, du schönes Land.
In dem ich hohe Freude fand;
Du zogst mich groß, du pflegtest mein.
Und nimmermehr vergeß' ich dein!
So lebt denn all' ihr Lieben wohl,
Von denen ich jetzt scheiden soll;
Und find' ich draußen auch mein Glück,
Denk' ich doch stets an euch zurück.
Ferdinand Raimund
Vergessen sah im Buch ich liegen
Ein Blümchen, das den Duft verlor;
Und seltsame Gedanken stiegen
In meiner Seele da empor:
Wo blühte es? in welchem Jahre?
Wie lange? und wer pflückt' es ab?
Stak einem Mädchen es im Haare?
Warum fand es im Buch sein Grab?
Erinnerung an ein Wiedersehen,
An eines Abschieds Schmerzgewalt,
An einsames Spaziergehen
Im stillen Feld, im dunklen Wald?
Ist sie noch seines Lebens Freude?
Wo sind sie nun, an welchem Ort?
Sind Glück und Leben schon für beide,
Wie diese...
Alexander Sergejewitsch Puschkin
Trauriges Lied
Sie wuchsen auf und waren jung
Und liefen Hand in Hand,
Und eines Abends, keiner weiß,
Da hob ein Stern mit Neigen leis
Ein Goldgespinste los –
Sie sanken nieder glanzumspannt
Und sanken tief in Traumes Schoß
Mit langer leiser Liebkosung.
Und wachten auf im Wunderwald
Und liefen Hand in Hand,
Und eines Abends, keiner denkt,
Da ward aus seiner Bahn gelenkt
Der Stern zu anderm Ort –
Sie fanden alles unbekannt
Und irrten um, der da, der dort,
Geworden leer und alt.
Ernst Pfeiffer
Gepriesen sei der Tag, der Mond, das Jahr,
die Jahr- und Tageszeit, der Augenblick,
das schöne Land, der Ort, da mein Geschick
sich unterwarf ein schönes Augenpaar.
Gepriesen sei die erste süße Qual
der Strahlen ihres Blicks, die mich bezwangen,
die Pfeile Amors, die mein Herz durchdrangen,
die Herzenswunden tief und ohne Zahl.
Gepriesen sei’n die Stimmen, die im Leeren
verhallten, nach ihr rufend, dort und hier,
das Seufzen, Weinen, Bitten und Begehren,
gepriesen seien Feder und Papier,
die...
Francesco Petrarca
Was ist Liebe?
Eine Illusion?
Ein Gefühl wie eine Explosion?
Ein gegebenes Vertrauen,
auf das man immer kann bauen?
Eine Geste ohne Worte?
Eine Zuflucht vieler Orte?
Ein Stück des Weges zusammen gehen?
Gemeinsam in die Zukunft sehen?
Ein nettes Wort zur rechten Zeit?
Das man gern zu geben bereit.
Ein Weinen und Lachen?
Das Teilen in vielen Sachen?
Ein Zusammenleben in kleinen Räumen –
und niemals ein Lächeln versäumen?
Ein Zusammenhalt in guten und schlechten Zeiten?
Sich oft viel...
Karin Obendorfer
Der Lindenbaum
Am Brunnen vor dem Tore
da steht ein Lindenbaum:
ich träumt'in seinem Schatten
so manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebe Wort;
es zog in Freud und Leide
zu ihm mich immer fort.
Ich mußt' auch heute wandern
vorbei in tiefer Nacht,
da hab' ich noch im Dunkel
die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
als riefen sie mir zu
komm her zu mir, Geselle,
hier findest du deine Ruh!
Die kalten Winde bliesen
mir grad ins Angesicht,
der Hut flog...
Wilhelm Müller
In der trüben Einsamkeit
Späh ich nach der Spur
Jener kurzen, süßen Zeit,
Da ich Glück erfuhr.
Ja, die Wege weiß ich noch,
Und die Spur ist nah.
Aber Schnee liegt spannenhoch,
Wo mein Glück geschah.
Meine Tränen fallen drauf,
Wärmen rings den Ort.
Und der Schnee taut langsam auf,
Und der Schnee schmilzt fort.
Erich Mühsam
Heimweh
Anders wird die Welt mit jedem Schritt,
Den ich weiter von der Liebsten mache;
Mein Herz, das will nicht weiter mit.
Hier scheint die Sonne kalt ins Land,
Hier deucht mir alles unbekannt,
Sogar die Blumen am Bache!
Hat jede Sache
So fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht.
Das Bächlein murmelt wohl und spricht:
Armer Knabe, komm bei mir vorüber,
Siehst auch hier Vergißmeinnicht!
– Ja, die sind schön an jedem Ort,
Aber nicht wie dort.
Fort, nur fort!
Die Augen gehn mir über!
Eduard Mörike
Allen Bruder sein!
Allen helfen, dienen!
Ist, seit Er erschienen,
Ziel allein!
Auch dem Bösewicht,
Der uns widerstrebet!
Er auch ward gewebet
Einst aus Licht.
"Liebt das Böse – gut!"
Lehren tiefe Seelen.
Lernt am Hassen stählen –
Liebesmut!
Brüder – hört das Wort!
Daß es Wahrheit werde –
Und dereinst die Erde
Gottes Ort!
Christian Morgenstern
Es war einmal ein Papagei,
der war beim Schöpfungsakt dabei
und lernte gleich am rechten Ort
des ersten Menschen erstes Wort.
Des Menschen erstes Wort war A
und hieß fast alles, was er sah,
z.B. Fisch, z.B. Brod,
z.B. Leben oder Tod.
Erst nach Jahrhunderten voll Schnee
erfand der Mensch zum A das B
und dann das L und dann das Q
und schließlich noch das Z dazu.
Gedachter Papagei indem
ward älter als Methusalem
bewahrend treu in Brust und Schnabel
die erste menschliche Vokabel.
Zum Schlusse...
Christian Morgenstern