Ohne Worte Zitate (Seite 5)
Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.
Heinrich Heine
Vor allem, mein Alter, muß ich mich von einer Sache befreien, die mich nicht losläßt – ja, mein Gott, die mich nicht losläßt: das ist meine Schlacht am Thermopylenpaß. Ich werde eine Griechenlandreise machen. Das will ich schreiben, ohne technische Worte zu verwenden, ohne zum Beispiel die Vokabel cnemides (für den Beinschutz im griechischen Heer) zu verwenden. Ich sehe in diesen griechischen Kriegern einen dem Tod geweihten Haufen, der fröhlich, ja ironisch in die Schlacht zieht. Dieses Buch...
Gustave Flaubert
Weiß nicht, wo ich steh'
Durch der Liebe Hand,
Nicht, wohin ich geh'
Durch der Liebe Hand.
Wohn' in Bergen wild,
Blut'ge Träne quillt
Immer ungestillt
Durch der Liebe Hand.
Bogen ward ich nun,
Flöte ohne Ruh'n –
Klagen all mein Tun
Durch der Liebe Hand.
Hör mein Jammern an!
Meine Scham vertan,
Gab mein Haupt ich dran
Durch der Liebe Hand.
Will mein Sein hingeben,
Mich zu Ihm begeben,
Nackt und bloß nur leben
Durch der Liebe Hand.
Sieh, was Yunus tut:
Recht ist sein Wort, gut –
Immer weint er...
Yunus Emre
Privat-Telegramm
Unsere Kasse darf leer sein.
Doch dein Herz darf nicht schwer sein.
Jedes entschlüpfte harte Wort
Von mir, – streichle du sofort!
Und rate mir in gleichem Sinn!
Jedes Schmollschweigen tobt ohne Sinn
Hetzerisch durch die Brust.
Ärger ist stets Verlust,
Und Verzeihung ist immer Gewinn.
Unserer beider Herzen mögen schwer sein
Durch gemeinsames Mißgeschick.
Aber keine Stunde zwischen uns darf liebeleer sein.
Denn ich liebe dich durch Dünn und Dick.
Joachim Ringelnatz
Daheim
Ein gemütlicher Ort,
ein schöner Lebensraum,
dazu ein liebes Wort,
das ist des Menschen Traum.
Ein zartes Lächeln hier,
ein Händereichen dort,
Gefühle ohne Zier,
das ist des Menschen Hort.
Ein paar nette Blicke,
ein Zwinkern hin und wieder,
Küsse, richtig dicke,
das sind des Menschen Lieder.
Stete Geborgenheit,
gespickt mit Sonnenschein
und Ausgewogenheit,
das nennt der Mensch – daheim.
Horst Rehmann
Laß tief in dir mich lesen,
Verhehl auch dies mir nicht,
Was für ein Zauberwesen
Aus deiner Stimme spricht?
So viele Worte dringen
Ans Ohr uns ohne Plan,
Und während sie verklingen,
Ist alles abgetan.
Doch drängt auch nur von ferne
Dein Ton zu mir sich her,
Behorch ich ihn so gerne,
Vergeß ich ihn so schwer!
Ich bebe dann, entglimme
Von allzurascher Glut:
Mein Herz und deine Stimme
Verstehn sich gar zu gut!
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Du Liebe du!
Jüngst sagt ich dir mit kühnem Scherzen
Ein Liebeswort von trautem Schall,
Das klingt mir fort und fort im Herzen
Und schlägt wie eine Nachtigall –
Das trillert ohne Rast und Ruh':
Du Liebe du!
Gern möcht' ich dir es öfter sagen,
Dies holde Wort, so treu gemeint;
Gar lockend ist's, mit süßem Zagen
Zu wagen, was verboten scheint –
Vergönne, daß ich's wieder tu':
Du Liebe du!
Dürft' ich dich so im Ernste nennen!
Dürft' all mein Ich im Du vergehen!
Im freien, freudigen Bekennen,
Wie...
Ludwig Pfau