Nur Zitate (Seite 754)
Mehr Gutes als Schlimmes wird verschwiegen. Beinah jeder würde, wenn er nur Gelegenheit und Stimmung fände, uns zuletzt noch mit dem Unangenehmsten bewirten, das er über sich aufzubringen wüßte; viele aber sterben, ohne daß sie des Guten und Schönen, das sie von sich erzählen könnten, je mit einer Silbe gedenken.
Gottfried Keller
Es ist bald geschehen, daß man alt wird, so rasch, daß man beim Rückblicke auf den durchlaufenen Weg sich nur auf einzelnes etwa besinnen und sich namentlich nicht mit reumütigen Betrachtungen über die begangenen dummen Streibe aufhalten kann. Denn dieselben erscheinen in der perspektivischen Verkürzung so dicht hintereinander zu stehen wie jene Meilensteine, welch der Reiter für die Leichensteine eines Kirchhofes ansah, als er auf seinem Zauberpferde an ihnen vorbeijagte.
Gottfried Keller
Der Mensch, der der Natur und sich selbst angehört, bewahre in seiner Brust ein göttliches Gefühl von natürlichem Rechte, und auf der hellen hohen Stirn throne das hehre Bewußtsein der Freiheit... jene Freiheit, die Gott selbst eigen ist und die den, der sie erkennt, keine schlechte Tat begehen läßt; aber die Erkenntnis dieser Freiheit wird nur erworben durch ein reines, denkendes Herz, das seine Bestimmung aussucht in der Welten harmonischer Wechselbewegung.
Gottfried Keller