Nur Zitate (Seite 153)
Neues Leben
Hat dich die Liebe berührt,
Still unter lärmenden Volke,
Gehst du in goldner Wolke,
Sicher von Gott geführt.
Nur wie verloren, umher
Lässest die Blicke du wandern,
Gönnst ihre Freuden den Andern,
Trägst nur nach einem Begehr:
Scheu in dich selber verzückt,
Möchtest du leugnen vergebens,
Daß nun die Krone des Lebens,
Strahlend die Stirn dir schmückt.
Paul von Heyse
Was bleibt von mir?
Vielleicht ein Wort,
in einem Buch mit tausend Seiten,
verstaubt ganz hinten im Regal.
Vielleicht ein Bild,
im Album in das niemand schaut,
jetzt wird gespeichert digital.
Vielleicht die Ähnlichkeit
Bei einem Kind in ferner Zeit,
mit meinem Muttermal.
Vielleicht ein Satz,
nicht sehr beliebt, weil er so wahr,
und doch zitiert so manches mal.
Vielleicht ein Lied,
das gerne ich gehört,
ein Song von anno dazumal.
Vielleicht die Rose,
die gepflanzt ich vor dem Haus,
noch voller...
Regina Hesse
Wes ist der Erdenraum? Des Fleißigen.
Wes ist die Herrschaft? Des Verständigen.
Wes sei die Macht? Wir wünschen alle, nur
Des Gütigen, des Milden. Rach' und Wut
Verzehrt sich selber. Der Friedselige
Bleibt und errettet. Nur der Weisere
Soll unser Vormund sein. Die Kette ziemt
Den Menschen nicht und minder noch das Schwert.
Johann Gottfried von Herder
In Qualen
Wenn ich in Qualen lag,
Undurchdringlichen,
Wenn meine Seele rang
Flehend zu dir:
Hilf mir, du ewiger
Vater des Lebens,
Hilf mir, allmächtiger,
Liebender Gott!
Angeschmiedet
Ächzen die Sinne,
Hingeknechtet
In Staub und Kot –
Wenn ich gebäumt mich,
Ketten geschüttelt,
Äther zu atmen
Herrlich und frei –
Ach, nur ein Nageldruck
Deiner Allmächtigkeit
War noch vonnöten,
Daß es vollbracht –
Ließest mich liegen
Ohne Barmherzigkeit,
Mich, der ich dich nur
Brünstig begehrt;
Ließest mich...
Karl Henckell
Trotziges Leben
Höhnisch Heulen
Von herben Winden!
Rauhe Schauer
Rieseln durch Mark und Bein.
Wirbelnde Blätter
Von den Linden
Schleifen in öden,
Schlüpfrigen Schlamm hinein.
Wolken weinen da droben;
Pessimistische Zähren
Spritzt mir der Sturm ins Gesicht –
Leben voll Jammer und Schwären!
Trotzig dich wehren!
Kämpfend...
Karl Henckell
An Fritz St.
Ins Stammbuch
Die Schlechten siegen, untergehn die Wackern,
Statt Myrten lobt man nur die dürren Pappeln,
Worein die Abendwinde tüchtig rappeln,
Statt stiller Glut lobt man nur helles Flackern.
Vergebens wirst du den Parnaß beackern
Und Bild auf Bild und Blum auf Blume stapeln,
Vergebens wirst du dich zu Tode zappeln, –
Verstehst du's nicht, noch vor dem Ei zu gackern.
Auch mußt du wie ein Kampfstier dich behörnen,
Und Schutz- und Trutz-Kritiken schreiben lernen,
Und kräftig oft...
Heinrich Heine
Das macht den Menschen glücklich,
Das macht den Menschen matt,
Wenn er drei sehr schöne Geliebte
Und nur zwei Beine hat.
Der einen lauf ich des Morgens,
Der andern des Abends nach;
Die dritte kommt zu mir des Mittags
Wohl unter mein eignes Dach.
Lebt wohl, ihr drei Geliebten,
Ich hab zwei Beine nur,
Ich will in ländlicher Stille
Genießen die schöne Natur.
Heinrich Heine
Saphire sind die Augen dein,
Die lieblichen, die süßen.
O, dreimal glücklich ist der Mann,
Den sie mit Liebe grüßen.
Dein Herz, es ist ein Diamant,
Der edle Lichter sprühet.
O, dreimal glücklich ist der Mann,
Für den es liebend glühet.
Rubinen sind die Lippen dein,
Man kann nicht schönre sehen.
O, dreimal glücklich ist der Mann,
Dem sie die Liebe gestehen.
O, kennt ich nur den glücklichen Mann,
O, daß ich ihn nur fände,
So recht allein im grünen Wald,
Sein Glück hätt bald ein Ende.
Heinrich Heine
Seele, die du unergründlich
Tief versenkt, dich ätherwärts
Schwingen möchtest und allstündlich
Dich gehemmt wähnst durch den Schmerz,
An den Taucher, an den stillen,
Denke, der in finstrer See
Fischt nach eines Höhern Willen.
Nur vom Atmen kommt sein Weh.
Ist die Perle erst gefunden
In der öder Wellengruft,
Wird er schnell emporgewunden,
Daß ihn heitre Licht und Luft.
Was sich lange ihm verhehlte,
Wird ihm dann auf einmal klar,
Daß, was ihn im Abgrund quälte,
Eben nur sein Leben war.
Christian Friedrich Hebbel
Winterreise
Wie durch so manchen Ort
Bin ich nun schon gekommen,
Und hab’ aus keinem fort
Ein freundlich Bild genommen.
Man prüft am fremden Gast
Den Mantel und den Kragen,
Mit Blicken, welche fast
Die Liebe untersagen.
Der Gruß trägt so die Spur
Gleichgültig-offner Kälte,
Daß ich ihn ungern nur
Mit meinem Dank vergelte.
Und weil sie in der Brust
Mir nicht die Flamme nähren,
So muß sie ohne Lust
Sich in sich selbst verzehren.
Da ruf’ ich aus mit Schmerz,
Indem ich fürbaß wandre:
Man hat nur...
Christian Friedrich Hebbel
Fichtenrauschen – Mondscheinleuchten
heben an ein seltsam Singen,
und im lichten Glaste flimmert's
wie von weißen Geisterschwingen ...
Wirfst du endlich ab die Hülle,
kehrst du wieder heim, Verlorner?
wachst du auf aus deinen Träumen,
nie Gestorbner – nie Geborner?!
Siehst du dich im goldnen Kahne
durch des Lebens Fluten gleiten,
nur gewichen sind die Ufer,
und erweitert sind die Weiten ...
Deine Flügel sind entfaltet
über Raum und alle Zeiten,
Tod und Leben sind nur Formen,
Träume dunkler...
Julius Hart
Leben
Sag' nicht vom Leben, daß ein Glück es sei.
Auch nicht ein Unglück oder eine Last;
Wenn du es sagst, bist du in dir nicht frei
Und weißt noch nicht, was du am Leben hast.
Das Leben, das in Wahrheit so zu nennen,
Ist eine Arbeit, die dir aufgegeben;
Als solche wag' es freudig zu erkennen,
Um dich zum Meister würdig zu erheben.
Den Meister macht auch hier die Übung nur,
Die treue Übung, die die Kraft dir mehrt,
Und Tag für Tag auf ihrer sichern Spur
Freundlich das Rechte recht dich...
Julius Hammer
Begehren ist des Menschen höchster Trieb!
Das Denken ist ein Traum,
Und alles Handeln Stümperwerk,
Nur das Genießen ist das echte Tun!
Ein jeder Kelch verschäumt,
Das Schönste welkt,
Und nichts auf Erden währt:
Nur die Begier ist unsterblich!
Sie ist eine goldene Fliege,
Die, tausendmal ertränkt im Trank der Lust,
Wir auf den Grunde des geleerten Bechers
Doch immer wiederum lebendig finden.
Robert Hamerling
Zueignung
Ich habe Dir in ernsten stillen Stunden,
Betrachtungsvoll in heil'ger Einsamkeit,
Die Blumen dieser und vergangner Zeit,
Die mir erblüht, zu einem Kranz gewunden.
Von Dir, ich weiß es, wird der Sinn empfunden,
Der in des Blüthenkelchs Verschwiegenheit
Nur sichtbar wird dem Auge, das geweiht
Im Farbenspiel den stillen Geist gefunden.
Es flechten Mädchen so im Orient
Den bunten Kranz; daß vielen er gefalle,
Wetteifern unter sich die Blumen alle.
Doch Einer ihren tiefern Sinn...
Karoline von Günderode