Nur Zitate (Seite 143)
Verloren
Was Holdes liegt mir in dem Sinn,
Das ich vor Zeit einmal besessen;
Ich weiß nicht, wo es kommen hin,
Auch, was es war, ist mir vergessen.
Vielleicht – am fernen Waldesrand,
Wo ich am lichten Junimorgen
– Die Kinder klein und klein die Sorgen –
Mit dir gesessen Hand in Hand,
Indes vom Fels die Quelle tropfte,
Die Amsel schallend schlug im Grund,
Mein Herz in gleichen Schlägen klopfte
Und glücklich lächelnd schwieg dein Mund;
In grünen Schatten lag der Ort –
Wenn nur der weite Raum...
Theodor Storm
Letzte Wonne
Du kennst die letzte Wonne nicht,
O Weib, und wirst sie nie ergründen:
In deinen Augen glüht ein Licht,
Das will nicht wärmen, will nur zünden!
Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,
Wenn glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein Wunder zu erleben !
Die selig sich gestehen kann:
Ich schmied' aus Schönheit...
Karl Stieler
A scharfer Zeugn
Bei Gericht, da hams zum Zeugn gsagt:
"Du wars dabei!
Jetzt sags, wenn hast an Hans begegnet?"
"Um halbe drei."
"Kunnts nit dreiviertel gwesen sein?
So sags nur frei!
Auf döst kimmt jetzt das Ganze an!" –
"Um halbe drei!"
"Ja, geht dei Uhr denn so akkrat?
So bsinn die nur!"
"Ja", sagt der Zeugn, "akkrat gehts nit,
i han koa Uhr!
Mir hat mei Lebtag neamand nie
no koane gschenkt."
"Wie woaßt denn na, daß's halbe war?"
"I hab mirs – denkt!"
Karl Stieler
Was jeder soll,
das findet er in sich, wenn er nur treu
und ohne Schonung seiner Eitelkeit
dem Quellen lauscht, das in der Einsamkeit
des eignen Innern redet immer neu.
Vergeßt nur alles, was ihr je gewußt,
traut eurem Tiefsten, und es wird euch tragen
aus aller Nacht und allem Wirbelschlagen
und weit noch aus den Pfählen eurer Brust.
Hermann Stehr
Stürm, stürm, du Winterwind!
Du bist nicht falsch gesinnt,
Wie Menschenundank ist.
Dein Zahn nagt nicht sosehr,
Weil man nicht weiß, woher,
Wiewohl du heftig bist.
Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!
Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.
Drum heisa, den Bäumen!
Den lustigen Räumen!
Frier, frier, du Himmelsgrimm!
Du beißest nicht so schlimm
Als Wohltat nicht erkannt;
Erstarrst du gleich die Flut,
Viel schärfer sticht das Blut
Ein Freund von uns gewandt.
Heisa! singt...
William Shakespeare
Lied der Helena
Oft ists der eigne Geist, der Rettung schafft,
Die wir beim Himmel suchen. Unsrer Kraft
Verleiht er freien Raum, und nur dem Trägen,
Dem Willenlosen stellt er sich entgegen.
Mein Liebesmut die höchste Höh ersteigt –
Doch naht mir nicht, was sich dem Auge zeigt.
Des Glückes weitsten Raum vereint Natur,
Daß sich das Fernste küßt wie Gleiches nur.
Wer klügelnd abwägt und dem Ziel entsagt,
Weil er vor dem, was nie geschehn, verzagt,
Erreicht das Größte nie. Wann rang nach...
William Shakespeare
Sonett 24
Mein Auge hat als Malerin dem Schrein
Des Herzens deinem Bild den Platz gegeben,
Mein Busen schließt es gleich dem Rahmen ein,
Um kunstgerecht des Malers Werk zu heben.
Und durch den Künstler kannst du nur die Stelle
Erspähen, der dein Bildnis ward vertraut;
Es hängt noch stets in meines Herzens Zelle,
Das Fenster sich aus deinen Augen baut.
Sieh wie die Augen freundlich sich vereinen;
Meins malte dich, und deines ward dafür
Zu meines Busens Fenster, durch das scheinen
Die...
William Shakespeare
Siehst du das Kind dort auf der Wiese spielen?
Es lächelt froh dem blauen Himmel zu:
Was Freud' ihm gibt, das scheint es nur zu fühlen,
Kein inn'rer Schmerz verkümmert seine Ruh.
Und Blumen pflückt's mit kindlichem Verlangen,
Nur wenn ein Dorn die zarte Hand gefangen,
Schleicht das Gefühl der Unlust in sein Herz;
Ein Veilchen winkt, sein Kummer ist vergangen –
Die Lust wohnt in uns, außer uns der Schmerz.
Ernst Schulze
Von mir aus
Ich wäre gerne ganz weg
und voll da!
Ich wäre gerne Konfetti,
aber ich weiß nicht, mit wem!
Ich wäre gerne verliebt,
aber was das wieder kostet!
Ich wäre gerne ein Seeräuuber,
aber was ich sehe, gehört mir schon!
Ich würde gerne einen rauchen,
aber ich würde auch gerne einen trinken!
Ich wäre gerne der Gewöhnlichste von allen,
aber die anderen lassen mich nicht!
Ich wäre gerne eine Luftschlange,
aber nur, wenn keiner lacht!
Von mir aus kann alles so weitergehen,
nur nicht so schnell!
Peter-T. (Torsten) Schulz
In deiner Seele klarem Leben
Da ruht mein wahres Glück allein,
Die Ferne kann mir Freude geben,
Mit Dir nur kann ich selig sein.
In Deines Geistes raschen Flügen
Trägt leicht das schwere Leben sich –
Das Andre kann mir wohl genügen –
Du nur allein befriedigst mich!
Aus Deiner Liebe tiefen Quellen
Strömt eine Kraft, die mich erhebt,
Auf deren lichtumsäumten Wellen
Mein Lebensschiff vorüberschwebt !
Luise Adelaide Lavinia, genannt Adele Schopenhauer
Heute lebe ich
Streß
Jeden Tag
Alltag
Jeden Tag
Arbeit
Jeden Tag
Pflichten
Jeden Tag
Ansprüche
Jeden Tag
Aufgaben
Jeden Tag
Heute mache ich nur das, was ich möchte
Heute denke ich mal nur an mich
Heute lasse ich alles andere vor der Tür
Heute genieße ich das Leben
Heute mache ich mir wieder bewußt,
wie schnell es vorbei sein kann
Heute lebe ich
Mélanie »Mél« Schmidt
Die Glückliche
Der Sommer glüht im Purpur der Granaten,
Und auch die kleinsten Blümchen schimmern golden,
Und wenn der Abend weht in grünen Saaten,
Wird alles sanft der gleiche Schein vergolden;
So kann auch Einen Sinn nur fühlend raten,
Die Seele in des Freundes Wort, dem holden.
Ein Sinn, der, wie die Worte schweben, bliebe:
Was ihr klagt oder scherzt, es ist nur Liebe.
Friedrich von Schlegel