Nur Zitate (Seite 132)
Das Veilchen
Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herziges Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in acht das...
Johann Wolfgang von Goethe
Wenn
Ja, hätte mir von Anbeginn
So manches nicht gefehlt,
Und hätt' ich nur mit anderm Sinn
Den andern Weg gewählt,
Und hätt' ich auf dem rechten Pfad
Die rechte Hilf' empfahn
Und so statt dessen, was ich tat,
Das Gegenteil getan,
Und hätt' ich vieles nicht gemußt
Auf höheres Geheiß
Und nur die Hälft' vorher gewußt
Von dem, was heut' ich weiß,
Und hätt' ich ernstlich nur gewollt,
Ja, wollt' ich nur noch jetzt,
Und wäre mir das Glück so hold
Wie manchem, der's nicht schätzt,
Und hätt' ich...
Ludwig Fulda
Einem Kinde
Sei nicht traurig,
sei nicht traurig…
es ist heute nur
so trübe,
es ist heute nur
so schwer!
Morgen blitzt die Sonne wieder,
Rosen leuchten weiß und rot,
und mit lauter Lerchenliedern
jubelt's in den hellen Morgen,
jubelt's in den blauen Himmel
siegreich über Leid und Not…
quillt und schwillt mit jungen Kräften,
quillt und schwillt mit junger Lust
lebenswarm dir in die Brust;
weckt und wappnet deine Seele
glaubensfroh zu neuer Wehr…
Sei nicht zag drum,
sei nicht traurig…
es ist...
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Deutsche Freiheit lebet nur im Liede.
Deutsches Recht – es ist ein Märchen nur!
Deutschland's Wohlfahrt ist ein Friede
voll von Willkür und Zensur!
Drum zieh'n wir aus dem Vaterlande,
kehren nie und nimmer mehr zurück.
Suchen Freiheit uns im fremden Lande:
'Freiheit' ist nur Leben – ist nur Glück!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Ich mache einen großen Unterschied zwischen dem, der die Natur nur um ihrer Formen, und dem, der sie um ihrer innern Harmonie willen anbetet, und wahrhaftig, der unschuldige Schwärmer ist nur lieber als der größte Dichter, der nur ihre Wirkungen besingt, oder der feurigste Maler, der nur ihren Effekt vergöttert.
Gottfried Keller
Es gibt keine bösen Leidenschaften im Menschen, es gibt nur Triebkräfte; denn die Leidenschaften sind nur machtvolle Triebe, die man nur bemüht sein muß, zum Besten der einzelnen und der Gesamtheit wirken zu lassen. Es gibt keine aufbrausenden, keine geizigen, keine lügnerischen, gefräßigen, faulen, neidischen, hochmütigen Menschen; es gibt nur Menschen, deren innere Triebe, deren regellose Kräfte, deren Bedürfnis nach Tätigkeit, nach Kampf und Sieg nicht in die richtigen Bahnen gelenkt...
Émile Edouard Charles Antoine Zola
Ein Staat kann nur dauern, wenn er aus sich selber heraus Lebenskräfte zu entwickeln vermag. Solche Kräfte entstehen aber nur aus der Spannung widerstreitender Gewalten, und nur in dieser Spannung ist Freiheit möglich, und nur, wo Freiheit ist , kann ein Volk gesund und der Staat von Dauer sein.
Carlo Schmid
An das Herz
Herz, o laß dein Pochen,
Hast ja nichts verbrochen,
Strebe nicht nach Glück!
Lerne doch vergessen,
Was du einst besessen
Kehret nie zurück.
Liebe, Treue, Frieden,
Suche nicht hienieden,
Nur umsonst suchst du!
Leben giebt nur Klagen,
Kummer zu ertragen,
Nur im Grab ist Ruh.
Kathinka Therese Pauline Modesta Zitz
Mein Ein und Alles
Du bist wie mein Tagebuch,
denn ich kann Dir alles anvertrauen.
Du bist wie mein Schicksal,
denn das kannst nur Du bestimmen.
Du bist wie meine Seele,
denn nur Du weißt alles über mich.
Du bist wie mein Herz,
denn ohne Dich kann ich nicht leben.
Du bist wie mein Glück,
denn das kann ich oft gebrauchen.
Du bist meine Medizin,
denn nur Du kannst mich heilen
Du bist einfach mein Ein und Alles.
Klemens Winterer
Trost
Schwer hängen an der Welt-Uhr die Gewichte
Und treiben sie doch langsam nur zum Gange,
So manche Tugend geht bei uns im Schwange,
Doch stehn wir, Freund, uns selber oft im Lichte.
Die Menschheit schreitet fort und manchem Wichte
Wird bei den vielen Widersprüchen bange,
Fast jeder fragt, wohin er denn gelange,
Und zweifelt immerdar an dem Berichte.
Doch lache nur ob diesen ernsten Possen,
Laß nur den Wagen unbekümmert fahren,
Und glaub', er werde wo die Fracht abladen.
Noch werden wir...
Ludwig Tieck
Die Wahrheit ist des Himmels erstes Kind;
Nur sie ist schön, in nackten Reizen schön
Wie Eva, eh' die Schlange sie belog.
Wer sie mit Einfalt sucht, mit Inbrunst liebt,
Den tränket sie, dem öffnet sie den Blick,
Den hebt sie über jedes Leiden, schenkt
Geduld im Leben und im Tode Ruh',
Der Dämmrung Ruhe vor dem Morgenrot.
Nur Einfalt, keusche Einfalt findet sie,
Einfalt, die im reinen Herzen nur
Mit lautrem Öl der Inbrunst Flammen nährt.
Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg