Nichte Zitate (Seite 312)
Die Demokratie rechtfertigt sich nicht erschöpfend in sich selbst, ja vielleicht überhaupt nicht, gleich der Natur. Sie ist nur, soweit wir sehen, das beste, vielleicht einzige wirklich geeignete Mittel, die einzige Bildnerin, Erweckerin, Erzieherin für die Millionen, und zwar nicht nur für große Persönlichkeiten, sondern für unsterbliche Seelen.
Walt Whitman
Bis vor wenigen Monaten noch haben wir geradezu reflexartig jede Kritik, die an uns geübt wurde, als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Das tun wir nicht mehr. Wir überprüfen zuerst einmal den sachlichen Gehalt einer Kritik. Wenn einer recht hat, dann muß er auch recht bekommen, egal in welchem Ton so etwas vorgebracht wird. Wenn er nicht recht hat, dann müssen wir aber mit umso größerer Festigkeit unseren Standpunkt vertreten. Das bedeutet zuzugeben, daß wir nicht unfehlbar sind.
Gerhard Weis
Viele Hagestolze waren und sind die sichersten Freunde und Nachbarn, die besten Herren und Diener, und wem fiele nicht Jesus ein, Plato und Aristoteles, Rousseau und Voltaire und die obengenannten drei Heroen (Newton, Leibniz, Kant)? Wer zählte nicht unter seinen eigenen Bekannten Wohltäter im Stillen? Ich selbst kannte mehr als einen unverheirateten Staatsdiener von höchster Uneigennützigkeit, während verheiratete nicht genug für die ganze Sippschaft zusammenraffen konnten.
Karl Julius Weber
Der Staat ist nicht die einzige und schon gar nicht die totale Ordnung. Er ist kein geweihtes Über-Ich und besitzt nicht das Amt der Letztinstanzlichkeit für den Menschen. Aber in aller Vorläufigkeit dieser Erde hat er die Aufgabe, als haltende Kraft dem Menschen zu dienen und ihm die Selbstverwirklichung und Freiheit zu ermöglichen, gerade auch die Freiheit der Schwachen.
Richard von Weizsäcker
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Die Vision der Fülle, die alte sozialistische Idee, daß die materielle Befriedigung von selbst in Frieden und Glück umschlagen werde, stimmt nicht. Gewiß, Hunger ist für niemand erträglich und zumutbar. Wenn aber der Mensch satt ist, dann stellen sich ihm die Fragen nach dem Sinn seines Lebens in neuer und nicht minderer Dringlichkeit.
Richard von Weizsäcker
Das Lied ist poetisch wie musikalisch ein der germanischen Muse ausschließlich angehöriges Erzeugnis, sowie die Worte Sehnsucht und Gemüt, welche seinen Bereich bezeichnen und sein Lebensmark bilden, nur der deutschen Sprache angehören und unübersetzbar bleiben. Nicht als ob andere Nationen nicht auch lyrische Gesänge besäßen. Der Charakter derselben hat aber nichts vom Lied.
Franz von Liszt
Überhaupt darf man auf die Dankbarkeit der meisten Vornehmen und Reichen sowie auf ihre Versprechungen nicht bauen. Opf´re ihnen also nichts auf! Sie fühlen den Wert davon nicht, glauben, alle andren Menschen seien ihnen einen solchen Tribut schuldig, für den Schutz, für den gnädigen Blick, ja für eine ungestörte Existenz.
Adolf Franz Friedrich von Knigge
Liebe und Achtung lassen sich nicht erzwingen, nicht ertrotzen. Ein Herz, das bewacht werden muß, ist wie der Mammon eines Geizigen, mehr eine unnütze Last als ein wahrer Schatz, dessen man froh wird. Widerstand reizt, keine Wachsamkeit ist so groß, daß sie nicht hintergangen werden könnte.
Adolf Franz Friedrich von Knigge