Nichte Zitate (Seite 311)
Man kann in Betrachtung der menschlichen Fähigkeiten sehr oft bemerken, daß Knaben, von welchen man Großes hofft, nichts, andere, von welchen man nichts hoffte, viel werden. – Man könnte große Namen nennen, die lange auf ihren Adlerflug warten ließen. Es sollen alle Übergänge in der Natur Mysterien sein, damit die menschliche Willkür nicht zu sehr daran künstle.
Ernst Moritz Arndt
Der Unglaube schützt nicht vor Aberglaube. Man hat Freigeister gesehen, die von einer Menge abergläubischer Vorstellungen wie mit Fesseln gebunden waren. Die Seele des Menschen kann die Leere der Negativität nicht lange ertragen, und füllt der Mensch diese Leere nicht mit positiven Wahrheiten aus, so muß er es mit Irrtümern tun. Die Vernunft verlangt zu wissen oder zu glauben.
Ludwig Friedrich Ancillon
Die großen Herren sollen doch einmal die Brillen brauchen und nicht allezeit durch die Finger schauen; sie sollen doch mit der Justiz nicht umgehen, als mit einem Spinngeweb, allwo die großen Vögel durchbrechen, die kleinen Mucken aber hängenbleiben; sie sollen doch nicht sein wie die Destillier-Kolben, welche aus den Blumen die letzten Tropfen heraussaugen.
Abraham a Santa Clara
Buben sind oft achtlos und verursachen einem Schmerz, ohne es zu wollen, und wir bilden uns immer ein, wenn sie ins Mannesalter kommen und uns besser kennenlernen, werden sie es uns lohnen. Aber so ist es nicht. Die Welt zieht sie von unserer Seite, und sie schließen Freundschaften, mit denen sie glücklicher sind als mit uns, und haben Vergnügungen, von denen wir ausgeschlossen sind, und Interessen, die nicht die unsern sind. Und oft sind sie ungerecht gegen uns, denn wenn sie das Leben hart...
Oscar Wilde
Ich weiß nicht, ob etwas demütigender für die Menschen sein kann als die Gewißheit, worin wir sind, daß nichts so Unsinniges und Lächerliches erträumt werden kann, das nicht zu irgendeiner Zeit oder auf irgendeinem Teile des Erdenrunds von einer beträchtlichen Anzahl von Menschen für wahr, ernsthaft und ehrwürdig wäre angesehen worden.
Christoph Martin Wieland