Nichte Zitate (Seite 239)
Was für einen winzig kleinen Teil machen im Leben eines Menschen seine Taten und Worte aus! Sein wahres Leben spielt sich im Kopf ab und ist niemandem bekannt außer ihm selbst. Die Mühle des Gehirns mahlt den ganzen Tag, und seine Gedanken, nicht das andere, sind seine Geschichte. Sie bilden sein Leben, und man kann sie nicht aufschreiben. Jeder Tag würde ein ganzes Buch mit 80 000 Wörtern füllen – 365 Bände im Jahr. Biographien sind nichts als die Kleider und Knöpfe eines Menschen – seine...
Mark Twain
Falls der Mensch Gott nicht erkennt und nicht begreift, so hat er noch kein Recht daraus zu schließen, es gäbe keinen Gott. Die gesetzmäßige Folgerung daraus ist nur die, daß er noch nicht fähig ist, Gott zu erkennen und zu begreifen. Es gibt nur für den keinen Gott, der ihn nicht sucht. Suche Ihn, und er wird sich Dir offenbaren.
Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi
Sein Blut hingeben, es ist vielleicht das höchste und gewiß das letzte Opfer, das ein Mensch dem anderen bringen kann; aber wie unzählige Male ist dem anderen nicht damit gedient: wie oft ist es eine Münze, die keinen Kurs hat auf dem Markte des Lebens! Eine Handvoll Thaler würde Rettung bringen, ein Stück Brot, eine wollene Decke – ein Nichts – nur daß wir mit all unserem Blute gerade dies Nichts nicht herbeischaffen können.
Friedrich Spielhagen
Da sind jene, die uns einmal sagten: Zu sein wie du, das genügt nicht, um geliebt zu werden. Sie sind es, die dich dazu gebracht haben, jemanden zu spielen, der du nicht bist. Sobald du Liebe willst, wagst du nicht mehr, du selbst zu sein. Wie aber kann eine Liebe dich glücklich machen, die nicht dir gilt, sondern dem Schauspieler deiner selbst?
Oswald Spengler
Sie sagen, daß es falsch ist, was man gemacht hat, sie sagen, was man machen soll – und auch, was nicht – doch fragst du solche Menschen dann, was denn sie selbst wollen und zu tun gedenken, dann können sie dir oftmals deine Frage nicht konkret beantworten, weil sie es selbst nicht wissen, denn sie wissen meistens nur das, was sie nicht wollen!
Bruno O. Sörensen
Es ist nicht schwer, sich in eine Beziehung einzubringen, als der, der man ist. Unvergleichlich schwerer ist es, um nicht zu sagen, unmöglich, sich in eine Beziehung einzubringen, in der man der ist, der gewünscht ist. Zu einer Beziehung gehören zwei, und zwar zwei, die miteinander reden, bevor sie erwarten und nicht zwei, die erwarten, bevor sie miteinander reden. Reden über enttäuschte Erwartungen ist dann nicht nur gegenstandslos geworden, sondern schlichtweg zu spät.
Peter E. Schumacher
Gewiß hat das allgemeine Stimmrecht seine Nachteile, es fragt sich nur, ob sie nicht kleiner sind als die anderer Wahlsysteme, ob es nicht unseren gesamten Ideen homogener, unserer Entwicklung heilsamer ist, als ein Vermögenscensus; ob in ihm nicht ein heilsames Erziehungsmittel für die unteren Klassen, eine heilsame Rute gegenüber dem Egoismus der Höheren liegt, ob es nicht eine notwendige Ergänzung des Prinzips der allgemeinen Wehrpflicht ist.
Gustav von Schmoller